Ukraine-Krieg: Putin geht absichtlich auf Kinder los

Ein Raketen-Einschlag in einem Kiewer Kinderspital sorgt für Entsetzen. Die Anzeichen verdichten sich, dass die russische Attacke im Ukraine-Krieg Absicht war.

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Instagram @luziatschirky - Dieses Video, das Luzia Tschirky auf Instagram teilt, zeigt den Raketen-Einschlag im Kiewer Kinderspital.

Das Wichtigste in Kürze

  • Attackiert Wladimir Putins Armee absichtlich Kinder?
  • Russland-Experte Ulrich Schmid schreibt die Kinderspital-Attacke klar den Russen zu.
  • Ein Raketen-Einschlags-Video soll zudem die Absicht des Angriffs beweisen.
  • Kinschal-Raketen seien äusserst genau, so ein Militär-Experte.

Es sind schockierende Bilder aus dem Ukraine-Krieg, die am Montag um die Welt gehen. Das Kiewer Kinderspital Ochmatdit liegt in Trümmern. Ärzte und Pfleger bringen verletzte Kinder nach draussen, blutüberströmt.

Gemäss dem ukrainischen Innenminister kommen beim landesweiten Angriff alleine im Kinderspital fünf Menschen ums Leben, weit über 30 insgesamt. Die Zahlen steigen laufend.

Das Kinderspital beinhaltete nicht nur eine Intensiv- und Dialysestation. Hier wurden unter anderem auch Krebspatienten behandelt.

Im Kinderspital Ochmatdit werden auch Krebspatienten behandelt. Nun wurde die Einrichtung im Ukraine-Krieg beschossen. - Instagram

Der Angriff löst Fassungslosigkeit aus. Auch, weil immer mehr darauf hindeutet, dass es sich um eine Rakete aus dem Putin-Land handelt.

Die UN bezeichnet es etwa als «sehr wahrscheinlich», dass der Marschflugkörper in Russland abgefeuert wurde. Danielle Bell, Leiterin der UN-Mission zur Beobachtung der Menschenrechte in der Ukraine, verweist zudem auf Videoaufnahmen. Diese würden zeigen, dass das Spital «direkt» von einem in Russland gestarteten Marschflugkörper vom Typ CH-101 getroffen worden sei.

Eine dieser Video-Aufnahmen (oben) kursiert schon länger – auch Ex-SRF-Reporterin Luzia Tschirky teilte sie auf ihren Kanälen. Darauf zu sehen ist der durch nichts gehinderte Anflug eines Marschflug-Körpers.

«Russland kann sich nicht unwissend stellen, wohin seine Raketen fliegen», kommentiert Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Das russische Militär weist die Schuld von sich. Und spricht von einem Fehleinsatz einer ukrainischen Luftabwehrrakete – liefert dafür aber keine Beweise.

Russland-Experte Ulrich Schmid glaubt dieser russischen Version nicht. Gegenüber Nau.ch sagt der Professor für Osteuropastudien an der Uni Sankt Gallen: «Nach aktuellem Kenntnisstand weist alles darauf hin, dass tatsächlich eine russische Rakete das Kinderspital getroffen hat.»

Kinschal-Raketen viel zu präzise, um Ziel zu verfehlen

Ob der Angriff absichtlich erfolgt sei, sei schwer zu beweisen, aber: «Es ist klar, dass Russland die Verantwortung trägt. Die Bombardierung des Kinderspitals ist ein weiteres Element einer langen Reihe von grausamen Kriegsverbrechen des Kremls in der Ukraine.»

Gustav Gressel, Militär-Experte vom European Council on Foreign Relations, stützt die Analyse von Schmid. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland hebt er die Genauigkeit der sogenannten Kinschal-Raketen hervor.

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X@FONSEJ1 - Das Kinderspital in Kiew wurde bei dem Luftangriff der Russen schwer zerstört.

«Die Kinschal-Rakete ist so präzise, dass sie zwischen Zielen unterscheiden kann. Gerade bei so einem grossen Gebäude spricht einiges dafür, dass es sich hier um einen vorsätzlichen Angriff handelt.»

Wie Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck hinzufügt, wolle Putin ein Signal gegen die westlichen Unterstützer der Ukraine setzen. «Ihr eskaliert, wir eskalieren», so Putins Botschaft im Blick auf die Unterstützung der vergangenen Wochen.

Ulrich Schmid: Nur so würde der Ukraine-Krieg unter Putin aufhören

Wie lange die Kriegsbrutalität noch so weitergeht? Das Ende vom Ukraine-Krieg sieht Schmid auf jeden Fall nicht in Sicht.

«Putin hat sein politisches Überleben auf Gedeih und Verderb an den Ukraine-Krieg geknüpft. Er wird, was auch immer notwendig ist, an Truppen und Waffen einsetzen, um sein Ziel eines Minimalsieges zu erreichen.»

Heisst: Die Eroberung der vier annektierten ukrainischen Gebiete.

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Wie «Frieden» für Putin aussieht, habe er schliesslich am 14. Juni vor der Bürgenstock-Konferenz formuliert. «Er fordert de facto die Kapitulation der Ukraine und das Ende der westlichen Sanktionen gegen Russland.»

Bei Orbans Besuch am 5. Juli wurden diese Forderungen wiederholt und bekräftigt, sagt Schmid. «Man könne allenfalls über ‹Nuancen› sprechen, einen Waffenstillstand hat Putin ausgeschlossen.»

Worauf Putin im Ukraine-Krieg spekuliere: «Auf einen Wahlsieg von Trump im November. Und damit auf eine Reduzierung der amerikanischen Militärhilfe an die Ukraine.»