Ukraine Krieg: Russen attackieren nach Rückzug Putins Minister
Die russischen Streitkräfte müssen im Ukraine-Krieg in Lyman eine bittere Niederlage hinnehmen. Die Kritik an der Militärführung in Russland wächst.
Das Wichtigste in Kürze
- Russische Streitkräfte haben sich am Samstag von der wichtigen Stadt Lyman zurückgezogen.
- Die Niederlage stösst in Russland auf viel Ärger und Wut über die Militärführung.
- Prominente Namen fordern Konsequenzen und attackieren Putins Verteidigungsminister.
Am Freitag feierte Russland noch die international nicht anerkannten Annexionen vier ukrainischer Gebiete. Einen Tag später machen im Ukraine-Krieg Nachrichten aus Lyman die Runde: Russische Streitkräfte haben sich aus der strategisch wichtigen Stadt zurückgezogen.
Eine bittere Niederlage für Russland: Lyman liegt im Oblast Donezk, einem der am Freitag annektierten Gebiete. Nun verliert man ausgerechnet da – im «neuen Staatsgebiet Russlands» – weiter an Boden.
Ukrainische Truppen hatten die Stadt zuvor eingekesselt. Die Rede war von rund 5000 russischen Soldaten, die noch vor Ort gewesen sein sollen. Britischen Geheimdiensten zufolge erlitten Putins Truppen beim Kampf um die Stadt hohe Verluste.
Ärger in Russland wegen Lyman-Rückzug im Ukraine-Krieg
Politiker, Propagandisten und Militärberichterstatter in Russland haben wenig überraschend keine Freude. Sie fordern Konsequenzen.
Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow beispielsweise ruft gar zum Einsatz von Atomwaffen auf. «Ich kann nicht schweigen über das, was in Lyman geschehen ist», schreibt «Putins Bluthund» auf der Messenger-App Telegram.
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Er habe Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow im Ukraine-Krieg schon früher über die Gefahr in Lyman gewarnt. Doch das sei ignoriert worden. Er wisse nicht, «was das russische Verteidigungsministerium dem Oberbefehlshaber berichtet».
Gemäss «Focus» hat Kadyrow jetzt prominente Unterstützung gekriegt. Jewgeni Prigoschin, der Chef der «Wagner»-Gruppe, stellt sich angeblich hinter den Tschetschenen-Führer. Prigoschin sagte, das höhere Militärkommando sollte «barfuss mit Maschinengewehren an der Front» kämpfen.
Auch aus der Duma gibt es Kritik am russischen Verteidigungsministerium. Laut dem Abgeordneten und Reserve-General Andrej Guruljow sei das Problem nicht an der Front, sondern im Ministerium von Sergei Schoigu.
«Bis etwas ganz Neues im Generalstab entsteht, wird sich nichts ändern. Alles andere ist eine Konsequenz der Politik, die dort betrieben wird», zitiert ihn die «Bild».
Igor Girkin, ein prorussischer Militärführer, meint, ohne «innenpolitische Veränderungen, zuallererst beim Personal», könne der Ukraine-Krieg nicht gewonnen werden. Er warte «auf angemessene Schritte».
«Informationsputsch» gegen Militärführung
Gemäss dem Militärblog «Rybar» habe «ein Informationsputsch gegen das russische Verteidigungsministerium begonnen – genauer gesagt gegen seine Führung».
Vom Geheimdienst FSB kontrollierte Telegram-Kanäle und «Vertreter der Sicherheitsbehörden aller Couleur» würden sich an dem «Informationsputsch» beteiligen. Mitglieder der Nationalgarde, der Armee, der Duma und Angehörige des Verteidigungsministeriums seien ebenfalls mit dabei.
Ähnliche Versuche, um die Gesellschaft aufzurütteln, habe es schon früher gegeben, schreibt «Rybar». «Aber jetzt werden sie von oben initiiert. Ob es etwas nützt, wird die Zeit zeigen.»