Vitamin D: Experten warnen vor eigenmächtiger Einnahme
Sich mit Vitamin D vor Corona schützen? Wie so oft gilt: Was in kleinen Dosen nützen mag, kann in grossen Dosen schaden.
Das Wichtigste in Kürze
- Das BfR warnt vor gesundheitlichen Risiken einer eigenständigen Einnahme von Vitamin D.
- Man solle bei der Einnahme die Tagesdosis von 20 Mikrogramm nicht überschreiten.
- Die Einnahme von grossen Mengen an Vitamin D kann die Gesundheit schädigen.
«Höhere Dosierungen sollten nur unter ärztlicher Kontrolle und unter Berücksichtigung des individuellen Vitamin-D-Status erfolgen.» Dies heisst es in einer aktuellen Stellungnahme des Instituts. Wer eigenmächtig Vitamin D einnehmen wolle, solle nur auf Präparate mit einer Tagesdosis von bis zu 20 Mikrogramm zurückgreifen. «Bei dieser Menge sind gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten.»
Bildung von Nierensteinen durch Vitamin D
Bei einer täglichen Aufnahme von Vitamin D steigt das Risiko für Gesundheitsschäden wie die Bildung von Nierensteinen oder Nierenverkalkung. Es gebe auch Fälle von akutem Nierenversagen in Folge einer unkontrollierten Einnahme von Vitamin-D-Präparaten in Eigenregie.
Im Internet machen schon seit längerem Empfehlungen für die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten die Runde: Aktuell auch begründet mit Hinweisen, eine Infektion mit dem Coronavirus oder ein schwerer Verlauf einer Covid-19-Erkrankung könnten damit verhindert werden.
Hinweise auf erhöhtes Risiko für akute Atemwegsinfekte
Es gebe zwar Hinweise darauf, dass ein unzureichender Vitamin-D-Serumspiegel mit einem erhöhten Risiko für akute Atemwegsinfekte einhergeht. Dies hiess es nun vom BfR. Bei Covid-19 sei die Datenlage dazu aber aktuell noch unsicher. Insbesondere habe bisher nicht gezeigt werden können, dass gut mit Vitamin D versorgte Menschen von einer zusätzlichen Vitamin-D-Gabe profitieren.
«Eine generelle Empfehlung zur Einnahme von Vitamin-D-Präparaten zur Vorbeugung einer Sars-CoV-2-Infektion. Oder eines schweren Verlaufs einer Covid-19-Erkrankung ist daher derzeit nicht begründbar.»
Eine gute Vitamin-D-Versorgung könne man am besten durch die Eigensynthese der Haut erreichen, riet das Institut. «Körperliche Bewegung und Aktivität im Freien stärken ausserdem Muskeln und Knochen.» Darüber hinaus sei zu empfehlen, ein- bis zweimal pro Woche fetten Seefisch wie Hering oder Lachs zu essen.
Vitamin-D-Bildung nimmt im Alter ab
Eine generelle Vitamin-D-Einnahme von bis zu 20 Mikrogramm pro Tag ist lediglich für Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner zu erwägen. «Denn Vitamin D wird unter dem Einfluss von Sonnenlicht in der Haut gebildet. Viele ältere Menschen bewegen sich jedoch kaum im Freien.» Zudem nehme die Vitamin-D-Bildung im Alter deutlich ab.
Zu den Risikogruppen für eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung gehören demnach auch Menschen: Die sich kaum oder gar nicht im Freien aufhalten. Oder – aus kulturellen oder religiösen Gründen – stets nur mit gänzlich bedecktem Körper nach draussen gehen.
Vitamin D: Eine Gruppe fettlöslicher Vitamine
Vitamin D ist der übergeordnete Begriff für eine Gruppe fettlöslicher Vitamine, die Calciferole. Anders als andere Vitamine kann der Körper Vitamin D selbst bilden - durch Sonnenlicht, genauer UV-B-Strahlung bestimmter Wellenlängen. Diese UV-B-Anteile können nicht durch Fensterscheiben dringen.
Bedingt durch die geografische Lage ist die Vitamin-D-Bildung im Freien in Mitteleuropa laut Robert Koch-Institut nur im Sommerhalbjahr möglich. Der Körper sei aber in der Lage, Vitamin-D-Reserven im Fett- und Muskelgewebe anzulegen. Diese Speicherfähigkeit bedingt zugleich die Gefahren, die mit einer unbedachten Einnahme von Vitamin-D-Ergänzungsmitteln einhergehen.
Allgemein sei eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen wichtig für die Immunfunktion des Menschen, hiess es vom BfR. «In Zeiten erhöhter Aktivität von viralen Erkältungserkrankungen ist daher eine abwechslungsreiche Ernährung besonders wichtig.» Eine zusätzliche Versorgung über Nahrungsergänzungsmittel sei hierzulande in der Regel nicht nötig.