Alzheimer: Nicht alle Erkrankten profitieren von Lecanemab
Die EU hat 2025 erstmals seit über 20 Jahren ein neues Medikament gegen Alzheimer zugelassen. Doch die Wirkung bleibt begrenzt, wie Fachleute betonen.

Die Europäische Union hat kürzlich den Antikörper Lecanemab für Alzheimer-Erkrankungen zugelassen. Das Medikament soll laut «alzheimer-forschung» den Krankheitsverlauf um bis zu 27 Prozent verlangsamen.
An der 18-monatigen Studie zum Test des Medikaments nahmen 1‘795 Erkrankte teil. Doch viele Neurowissenschaftler, wie Richard Dodel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, bremsen die Erwartungen:
«Der Nutzen der Antikörper ist derzeit noch überschaubar», sagt er laut «Tagesspiegel».
Begrenzter Nutzen für ausgewählte Patientengruppen
Lecanemab wirkt nur im Frühstadium, wenn sich Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn nachweisen lassen. Selbst dann sei der Effekt für Betroffene im Alltag kaum spürbar, betonen Experten.

Die überschwängliche Berichterstattung über das neue Medikament findet viel Anklang, egal, wer sie lenkt. Doch wir sollten die Lage nüchtern betrachten und übertriebene Hoffnungen dringend vermeiden, rät Josef Hecken laut «RND».
Er ist Chef des mächtigen Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten, Kliniken und Kassen in Deutschland. Die Wirkung trete ausschliesslich dann ein, wenn die Therapie bereits bei ersten leichten kognitiven Beeinträchtigungen eingeleitet werde.
Lecanemeb: Vorsicht bei Vorerkrankungen
Bestimmte genetische Faktoren und Vorerkrankungen wie Bluthochdruck schliessen eine Behandlung mit Lecanemeb jedoch aus. Bei Männern zeigt das Medikament laut Hecken eine stärkere Wirksamkeit als bei Frauen.

Geichzeitig birgt die Behandlung erhebliche Risiken für schwerwiegende Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen oder Mikroblutungen, die lebensbedrohlich verlaufen können. Aufgrund dieser Sicherheitsbedenken hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den Zulassungsantrag zunächst abgelehnt.
Inzwischen wurde diese Bewertung angepasst, nachdem die Zielgruppe präziser eingegrenzt wurde, bei der das Nutzen-Risiko-Verhältnis nun als vorteilhaft gilt.
Wirkung gegen Alzheimer erst nach mehreren Jahren Behandlung?
Zudem zeigen Studien, dass der volle Nutzen möglicherweise erst nach mehrjähriger Einnahme eintritt. Dennoch sei die Zulassung von Lecanemab laut Hecken ein Fortschritt, gerade weil sich anderere Therapieverfahren als Sackgassen erwiesen haben.
Laut Johannes Levin von der Universität München habe man «sehr viel gelernt» in den letzten Jahren. Man wisse nun, wo man therapeutisch bei Alzheimer ansetzen könne, verrät er dem «Tagesspiegel».
Parallel zu Antikörpern erforschen Wissenschaftler Gentherapien und Immunzellen-Ansätze. Ein Team um Professor Stefan Lichtenthaler untersucht das Protein TREM2, das Entzündungsprozesse bei Alzheimer beeinflusst.