Coronavirus: Dieses Ehepaar steckt hinter Impfstoff-Durchbruch
Darauf hat die Welt gewartet: Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci haben einen Impfstoff gefunden, der 90-prozentigen Schutz gegen das Coronavirus bietet.
Das Wichtigste in Kürze
- Biontechs Corona-Impfstoff soll einen 90-prozentigen Schutz bieten.
- Hinter der Entdeckung stehen Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci.
- Das Ehepaar ist ein Musterbeispiel für funktionierende Integration.
Dem Pharmaunternehmen Biontech aus Mainz ist der Durchbruch gelungen. In Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen Pfizer vermeldet Biontech den 90-prozentigen Schutz ihres Impfstoffs vor dem Coronavirus.
Hinter dem Durchbruch steckt ein deutsches Ehepaar. Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci haben Biontech 2008 gegründet und sich seither für die Krebsforschung eingesetzt. Beide studierten Medizin und beide haben einen Migrationshintergrund.
Per Zufall auf der Krebsstation kennengelernt
Sahin wurde in der Türkei geboren und kam als Vierjähriger nach Deutschland. Sein Vater arbeitete in einer Autogarage. Ugur Sahin studierte in Köln Medizin, bevor er an die Universitätsklinik ins Saarland wechselte. Seine Frau lernte er per Zufall auf der Krebsstation in Homburg kennen.
Özlem Türeci ist in Deutschland geboren. Ihre Familie stammt aus der türkischen Grossstadt Istanbul. Ihr Vater arbeitete in Deutschland als Arzt und Chirurg. Nachdem sich die beiden an der Uni-Klinik kennen und lieben gelernt hatten, wechselten sie 2000 an die Universität Mainz.
Im Jahr 2008 gründeten Sahin und Türeci gemeinsam das Unternehmen Biontech und verschrieben sich der Krebsforschung. Das Ehepaar forscht nach individualisierbaren Antikörpern, welche das Immunsystem von Krebspatienten gegen Tumore «scharf» machen sollen. Sahin erhielt dafür im letzten Jahr den deutschen Krebspreis.
Seine Frau hat zwar keine Anteile am Kaptal, als «Chief Medical Manager» aber trotzdem massgeblichen Anteil an den Erfolgen. Das Ehepaar verbrachte sogar einen Teil ihres Hochzeitstages im Labor, wie Türeci in einem Interview erzählte.
Sahin ahnte bereits im Januar, was punkto Coronavirus kommen wird
Seit diesem Jahr ist aber auch bei Biontech vieles anders. Sahin sah das Unheil bereits im Januar kommen. Gemäss dem «Manager-Magazin» sagte er zu seiner Frau: «Im April sind alle Schulen zu.» Recht behalten hat er, einzig die Geschwindigkeit des Coronavirus wurde auch von ihm unterschätzt.
Die ersten Berichte über die Ausbreitung des Coronavirus veranlassten Sahin dazu, die Forschung für einen Impfstoff aufzunehmen. Mittlerweile arbeiten 400 der insgesamt 1300 Angestellten des Biotech-Unternehmens nur noch am Corona-Impfstoff. Nun ist der erste Durchbruch gelungen.
Biontech beantragt Zulassung bei US-Arzneimittelbehörde
Die ersten Zwischenergebnisse der entscheidenden Studienphase ergaben einen 90-prozentigen Schutz vor dem Coronavirus. Nebenwirkungen sind bis anhin keine aufgetreten. Biontech und Pfizer werden vermutlich in der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde beantragen.
Sahin und Türeci hoffen auf eine rasche Notzulassung. Noch in diesem Jahr will Biontech 50 Millionen Impfdosen herstellen. Im nächsten Jahr sollen dann 1,3 Milliarden Corona-Impfdosen produziert werden.
Nebenbei macht die Entdeckung des Impfstoffs das Ehepaar zu Multimilliardären. Noch im Februar war die Biontech-Aktie an der «Nasdaq»-Börse für 30 Euro zu haben. Beim gestrigen Kursschluss wurde sie zu 105 Euro gehandelt. Sahin hält 19 Prozent der Aktien und ist praktisch über Nacht zu einem der 100 reichsten Deutschen geworden.