Coronavirus: So geht Beziehung trotz Lockdown nicht in die Brüche

Die sozialen Kontakte sind gestrichen – die Schweiz bleibt aufgrund des Coronavirus so gut es geht zu Hause. Für die Beziehung eine harte Probe.

Das Coronavirus stellt Beziehungen auf eine harte Probe. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Homeoffice bringt viele Schweizer vor neue Herausforderungen.
  • Auch in der Beziehung kann die neue Situation zu Stress führen.
  • Eine Paartherapeutin gibt Tipps.

Aufgrund des neuartigen Coronavirus wurden viele Arbeitnehmer von ihren Arbeitgebern dazu aufgefordert, in das Homeoffice zu wechseln. In Kombination mit der Schliessung der Schulen verlangt dies gerade von Eltern viel ab.

Arbeit und Familie wortwörtlich unter ein Dach zu bekommen ist oftmals leichter gesagt als getan. Denn eingesperrt in den eigenen vier Wänden kann man Konflikten kaum mehr aus dem Weg gehen. Eine Paartherapeutin erläutert, wie man sich trotz Selbst-Isolation weiter gut vertragen kann.

Genaue Absprachen in der Zeit des Coronavirus sind wichtig

Ines Schweizer, Paar- und Verhaltenstherapeutin aus Luzern, betont, dass ein kleines Meeting vor dem Berufsalltag Wunder wirken kann. «Man kann besprechen, welche wichtige Termine anstehen oder ob es erwünscht ist, dass man den Raum dann alleine nutzen kann». Man könne auch Schichten einteilen, wer wann einen Raum benutzt.

Wie kann man einem Streit im Homeoffice aus dem Weg gehen? - Depositphotos

Denn: «Konflikte kann man sicher durch gute Absprachen vermeiden – dann muss man gar keine Konflikte lösen», erklärt Schweizer.

Wenn es nun doch zu einer Auseinandersetzung käme, meint Schweizer, man solle die Diskussion nach Möglichkeit nicht im Arbeitszimmer austragen. Denn in diesem Raum gehe es um eine «saubere Atmosphäre» zum Arbeiten. Am besten diskutiert man draussen, sofern es das Coronavirus zulässt, beispielsweise bei einem gemeinsamen Spaziergang.

Aufgrund des Coronavirus sitzen Paare im gleichen Haushalt beinahe non-stop aufeinander. - Depositphotos

«Immer hilfreich aber oft auch schwierig ist gutes Zuhören», ist sich Schweizer sicher. Hierzu solle man als zuhörende Person das Gesagte in eigene Worte fassen und erst dann antworten. So können Missverständnisse vermieden werden.

Ganz wichtig für wenig Konflikte sei aber besonders eins: «Schöne Auszeiten vom Homeoffice als Paar, Genussmomente, in denen weder Coronavirus noch nervige Kinder, noch die Arbeit Thema sind.»

Im Homeoffice fallen kleine Fehler mehr auf

«Die Homeoffice-Zeit ist sicher eine grosse Herausforderung für alle Paare und Familien. Es kann daher schon auch sein, dass kleinere Fehler zum Riesen-Problem werden», so Schweizer. Trotz eventueller Krisensituation auch im eigenen Haushalt empfiehlt die Paartherapeutin: «Treffen Sie keine weitreichenden Entscheidungen wie Scheidungen oder Trennungen in Krisenzeiten.»

Eine Beziehung am Arbeitsplatz kann heikel werden. - keystone

Auch Anne Berthold, Oberassistentin beim psychologischen Institut der Universität Zürich, schätzt die Situation ähnlich ein. Bei Paaren, die sich nicht aus dem Weg gehen können, seien damit zwischenmenschliche Konflikte vorprogrammiert. Berthold schliesst nicht aus, dass es in einigen Monaten einen Anstieg in der Scheidungsrate geben wird.

Allerdings: Da sich die Partner jetzt mehr sehen, könne auch die Zufriedenheit steigen. «Möglicherwiese können wir in neun Monaten eine höhere Geburtenrate verzeichnen», spekuliert Berthold.