Gefahr für Messerattacke in der Schweiz ist gewachsen

Die Angriffe von Messerstechern auf Unbeteiligte häufen sich. Ein Experte ordnet ein und erklärt, weshalb die Gefahr auch in der Schweiz gewachsen ist.

Polizeieinsatz nach der Messerattacke in Zürich am Dienstag. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Westeuropa ist es in den vergangenen drei Monaten zu diversen Messerattacken gekommen.
  • Diese Häufung ist kein Zufall, sagt ein Terrorismus-Experte.
  • Die Gefahr, Opfer eines Angriffs zu werden, sei deutlich grösser geworden.

Mannheim, Solingen, Rotterdam, Zürich: Die Häufung von Messerattacken in West- und Mitteleuropa ist erschreckend. Und kein Zufall: «Wir erleben derzeit eine Hochkonjunktur des Low-Level-Terrorismus», sagt Terrorismus-Experte Nicolas Stockhammer zu Nau.ch.

Aktuellster Fall: Am Dienstag geht ein 23-jähriger Chinese vor einem Hort in Zürich mit einem Messer auf Kinder los. Drei Buben (5) werden dabei verletzt, einer davon schwer.

Low-Level-Terrorismus bedeutet gemäss Stockhammer: spontane Gelegenheitsattacken mit einfachen Mitteln, geringer Planung und wenig Aufwand. Befeuert wird die terroristische Dynamik durch die aktuelle brisante Konfliktlage im Nahen Osten.

Der Griff zum Messer fällt leicht

Daher kommt auch die aktuelle Beliebtheit von Messern als Tatwaffe. Hieb- und Stichwaffen wie einfache Küchenmesser sind immer verfügbar. «Sie erregen im Vorfeld kaum Aufmerksamkeit bei den Sicherheitsbehörden. Und sind einfacher zu bedienen als Schusswaffen oder Sprengstoff», erklärt er.

Die Häufung dieser terroristischen Ereignisse begünstigt Nachahmungstäter, sagt der Experte: «Die Attentäter beziehen sich oft auf vorangegangene Anschläge und versuchen, ihr Tun in einen grösseren Kontext zu stellen.»

Die Propaganda der Tat sei leider die beste «Werbung» für weitere Attacken.

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Derzeit scheint es, als würde man in West- und Mitteleuropa von einem Messerattentat zur nächsten Attacke schreiten, so Stockhammer. Ist die Gefahr, von einem Messerstecher attackiert zu werden, also nicht nur gefühlt, sondern auch real grösser geworden?

«Absolut!», ist sich Stockhammer sicher. Immer mehr Unzufriedene würden aufgrund der aktuellen Weltlage zu Gewalttaten im Namen einer extremistischen Ideologie verführt. «Das Messerattentat ist ein Symbol für unsere Verletzlichkeit als Gesellschaft.»

Wichtig: Radikalisierung unterbinden

Was können die Behörden dagegen unternehmen? «Sich auf diese Entwicklung einzustellen, ist schwierig», sagt Stockhammer. Die Prävention müsse sich darauf konzentrieren, die Radikalisierung von einzelnen Personen zu erkennen und im Idealfall zu unterbinden.

Und die Politik? «Sie sollte neben Messer- und Waffenverbotszonen noch stärker die Ressourcenkomponente in den Blick nehmen.» Denn die Unterbindung von Low-Level-Terrorismus, diesen spontanen Attacken also, sei enorm aufwendig.

Es sei zwingend nötig, die zuständigen Polizei- und Nachrichtendienste mit den notwendigen Kräften und Mitteln auszustatten. Ansonsten laufe die Gesellschaft in Europa in Gefahr, bald noch regelmässiger Zeuge weiterer Angriffe zu werden.