Grippe: Schon jetzt hat es in der Schweiz zu wenig Impfdosen

Dieses Jahr lassen sich wegen Corona mehr Schweizer gegen die Grippe impfen als üblich. In Arztpraxen und Apotheken werden deswegen die Vorräte bereits knapp.

Schutz vor Grippe: Ältere profitieren von Hochdosis-Impfstoffen. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen des Coronavirus lassen sich in diesem Jahr mehr Menschen gegen die Grippe impfen.
  • Es war klar, dass der Vorrat an Grippe-Impfdosen deswegen nicht ausreichen wird.
  • Überraschend ist jedoch, dass er in der Schweiz bereits jetzt knapp wird.

Das Ziel der Schweizer Behörden für den Winter ist seit Sommer definiert: Möglichst viele Menschen sollen sich in diesem Jahr gegen die Grippe impfen lassen. Nur so kann verhindert werden, dass gleichzeitig das Coronavirus und als auch die Grippe das Gesundheitssystem belasten.

Jetzt zeigt sich: Die Experten gaben die Empfehlung und die Schweizer folgten. Im Vergleich zu vorherigen Jahren lassen sich heuer deutlich mehr Menschen gegen die Grippe impfen.

Dass es wegen der Empfehlung und der Angst vor Corona nicht genügend Impfdosen geben wird, war deshalb absehbar. Überraschend ist jedoch, dass die Vorräte offenbar schon jetzt knapp werden.

Apothekerin: «Wir werden überrannt»

Die Basler Präsidentin des Basler Apotheker-Verbands Lydia Isler-Christ spricht gegenüber «SRF» Klartext: «Wir werden überrannt.» In ihrer Apotheke würden sie seit einer Woche Impfungen anbieten, führt Isler-Christ aus. «In dieser Woche haben wir so viele Dosen gebraucht, wie sonst in einem Monat.»

Diese Entwicklung höre sie auch von Kolleginnen und Kollegen, so die Apothekerin. Sie warnt weiter: Der Vorrat sei im Moment zwar noch nicht ganz aufgebraucht, doch er neige sich bereits dem Ende zu.

Eine Grippeimpfung in einer Apotheke. (Symbolbild) - Keystone

Ähnlich klingt es in Bern. Enea Martinelli, Spital-Apotheker für mehrere Regionalspitäler im Berner Oberland und Spezialist für nicht lieferbare Medikamente: «Etliche Hausärzte haben mich verzweifelt angerufen und um Nachschub gebeten. Leider musste ich alle abweisen.»

Martinelli beobachtet den Engpass und bestätigt, dass die Impfstoffe am Ausgehen sind. Genaue Zahlen zu den Vorräten gibt es laut «SRF» aber keine.

Grippe: Produktion und Bestellung vor Corona-Pandemie

Doch wie kam es zu diesem verfrühten Engpass? Laut dem Bericht wurde die Produktion der Grippe-Impfung noch vor der Corona-Pandemie geplant. Ebenso die Bestellungen.

Die Schweiz sicherte sich 1,2 Millionen Grippe-Impfungen – denn so viele Menschen lassen sich in normalen Jahren impfen. Im Corona-Jahr werden diese aber keinesfalls ausreichen – laut BAG braucht es 2,5 Millionen.

Doch Produktion von Grippe-Impfungen kann nicht einfach hochgefahren werden, denn sie ist sehr aufwendig und kompliziert. Das BAG bemühte sich deshalb auf dem internationalen Markt um weitere Impfdosen. Mit Erfolg: Mitte September berichtete die «Tagesschau» über eine beachtliche Extra-Bestellung.

Das BAG hat auf dem internationalen Mark eine halbe Million zusätzliche Impfdosen gegen die Grippe bestellt. - dpa

Aber auch mit den zusätzlichen 500'000 Dosen des Impfstoffproduzenten «Sanofi» wird es nicht reichen. Denn damit wären erst 1,7 Millionen Impfungen auf dem Markt. Zudem muss auf die Sanofi-Dosen bis im Dezember gewartet werden.

Den Apothekern und Ärzten bleibt deshalb nichts anderes übrig, als zu rationieren. «Für Stammkunden, die einer Risikogruppe angehören, lege ich eine Impfung auf die Seite», sagt die Basler Apothekerin Lydia Isler-Christ. Sie fügt an: «Laufkundschaft muss ich vertrösten und auf eine Warteliste setzen».