Migros Zürich: Die Folgen des Tegut-Desasters
Die Migros Zürich kämpft mit einem Verlust von 222 Millionen Franken. Hauptursache ist die deutsche Tochter Tegut, die sich als teures Millionengrab erwies.

Die Genossenschaft Migros Zürich weist für 2024 offiziell einen Verlust von 116 bis 125 Millionen Franken aus. Doch Experten und Branchenbeobachter betonen, dass der tatsächliche Fehlbetrag deutlich höher liegt.
Durch die Auflösung stiller Reserven, Sondergewinne aus Leasing-Umklassifizierungen und die Senkung der Arbeitgeberreserve wurde das Ergebnis geschönt. Der reale Verlust beträgt nach Berechnungen 222 Millionen Franken, wie «Tagesanzeiger» berichtet.
Deutsche Tochter entpuppt sich als Millionengrab
Das finanzielle Hauptproblem ist die deutsche Tochtergesellschaft Tegut. Seit dem Einstieg hat die Expansion nach Deutschland die Migros Zürich mindestens 700 Millionen Franken gekostet.
Allein 2024 wurden auf die Tegut-Beteiligung 139 Millionen Franken abgeschrieben. Weitere Sondereffekte verschleiern das tatsächliche Ausmass der Verluste.

In den Büchern bleibt Tegut mit einem Wert von über 400 Millionen Euro ein massives Risiko. So berichtet es «Inside Paradeplatz» weiter.
Personalabbau in der Schweiz, Stellenaufbau in Deutschland
Während in der Schweiz 239 Stellen abgebaut wurden, stockte Tegut in Deutschland das Personal auf. Insgesamt wurden dort 288 Vollzeitstellen geschaffen, obwohl die Tochter weiterhin hohe Verluste einfährt.
Gleichzeitig mussten in der Schweiz zahlreiche langjährige Mitarbeiter gehen, darunter viele im Restaurantbereich.
Besonders kritisch sehen Gewerkschaften, dass die Senkung der Arbeitgeberreserve durch eine Erhöhung des Rentenalters auf 65 Jahre möglich wurde.
Schweizer Mitarbeiter mussten Federn lassen
Doch trotz der Krise bei Tegut kam es in Deutschland zu Lohnerhöhungen von sieben Prozent, durchgesetzt von der Gewerkschaft. In der Schweiz hingegen mussten die Mitarbeitenden währenddessen Opfer bringen.
Die Sanierungsmassnahmen in Deutschland umfassen Filialschliessungen und die Reduktion der Zentralkosten.

Das Sanierungsprogramm sei laut Migros Zürich auf Kurs, erste Erfolge seien in den Monatsabschlüssen sichtbar. So geht es aus dem Bericht von «Foodaktuell» heraus.
Keine Aufarbeitung der Ära Blunschi
Für Unruhe sorgt auch die Personalpolitik: Jörg Blunschi, Geschäftsleiter und Verantwortlicher für das Tegut-Desaster, wurde dennoch zum Präsidenten der Migros Aare befördert.
Nach der Veröffentlichung der wahren Verluste trat er laut «Tagesanzeiger» jedoch zurück. Trotz der massiven Fehlinvestitionen gibt es laut Migros Zürich keine rechtlichen Verfahren oder Untersuchungen gegen das frühere Management.
Auch bei der Migros Aare wurden die Zahlen mit Sondereffekten aufgehübscht. Ohne Immobilienverkäufe, Kurzarbeitsentschädigungen und die Auflösung stiller Reserven hätte auch dort ein Verlust von zehn Millionen Franken resultiert.
Tegut bleibt das Sorgenkind der Migros Zürich
Die deutsche Tochter Tegut betreibt derzeit 347 Filialen und bleibt trotz Umsatzsteigerung ein Verlustbringer. Bis Ende 2026 muss Tegut schwarze Zahlen liefern, sonst droht das Aus.
Das finanzielle Risiko für die Migros Zürich bleibt enorm: Im schlimmsten Fall könnte ein Totalverlust von rund einer halben Milliarde Franken entstehen.

Die Migros Zürich betont dennoch, dass die finanzielle Gesamtsituation mit einem Eigenkapitalanteil von 65 Prozent weiterhin stabil sei.
Wie es für die Migros Zürich weitergeht
Die Expansion nach Deutschland hat die Migros Zürich in eine tiefe Krise gestürzt. Der Rekordverlust und der Schweizer Stellenabbau stehen im starken Kontrast zum Personalaufbau und den Investitionen in Deutschland.
Die Zukunft von Tegut entscheidet über das weitere Schicksal der grössten Migros-Genossenschaft.