Superspreader-Hochzeit: Gemeindepräsident ist wütend und traurig
Eine Hochzeit in Schwellbrunn AR wurde zum Superspreader-Event. Gemeindepräsident Ueli Frischknecht ist wütend und traurig.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Hochzeit in Schwellbrunn AR wurde zum Corona-Superspreader.
- Das Brautpaar feierte, obwohl sie wussten, dass mindestens ein Gast infiziert war.
- Gemeindepräsident Ueli Frischknecht ist wütend und auch traurig.
In der 1500 Einwohner zählenden Gemeinde Schwellbrunn AR steht die Corona-Ampel auf Rot. 18 Neuinfizierte und ein Todesfall wurden am Freitag vom Gesundheitsamt Appenzell Ausserrhoden gemeldet. Alle neuen Corona-Fälle stammen aus dem Dorf Schwellbrunn.
Ursprung soll eine Hochzeit mit rund 200 Gästen sein, bei der mindestens eine positiv-getestete Person anwesend war. Das Brautpaar hat dies gewusst und die infizierte Person trotzdem eingeladen, erklärte heute Montag der Gesundheitsdirektor Yves Noël.
Abstand- und Hygieneregeln seien nicht eingehalten worden, teilten die Behörden mit. Unter den Gästen sei sogar vereinbart worden, sich nicht testen zu lassen, um eine mögliche Quarantäne zu umgehen.
Gemeindepräsident als Contact-Tracer
Gemeindepräsident Ueli Frischknecht (41) erfuhr erst letzte Woche von dem Vorfall am Hochzeitsfest. «Ich habe kein Verständnis, bin traurig und wütend», sagt er heute zu Nau.ch.
Es habe eine Gruppe gegeben, die sich über sämtliche Corona-Regeln hinweggesetzt habe. «Besorgte Bürger meldeten sich bei mir und äusserten den Verdacht, dass viele im Dorf trotz Corona-Symptomen nicht zum Arzt gingen.»
Frischknecht wurde dann kurzfristig selber zum Contact-Tracer. Er rief einige «Verdächtige» selber an. «So kam ein Puzzleteil nach dem anderen zusammen.»
Angst vor Quarantäne
Die Leute wollten sich nicht testen, um nicht in Isolation zu müssen. «Das Schlimmste ist, dass diese Leute sagen: ‹ich lebe jetzt einfach so weiter›», so Frischknecht.
Der Gemeindepräsident weiss selber nicht, wer in seinem Dorf positiv getestet wurde. «Trotz des Anrufs der Gemeinde scheinen aber einige Leute den Ernst der Lage nicht begriffen zu haben.» Die grosse Mehrheit im Dorf halte sich aber vorbildlich an die Massnahmen.
Brautpaar unterschätzte Situation
Das Brautpaar stammt aus Schwellbrunn. Frischknecht telefonierte auch mit dem Bräutigam. Über den Inhalt des Gesprächs will er nichts sagen.
Der Gemeindepräsident tadelt das Brautpaar aber nicht: «Es war keine böse Absicht, sondern etwas naiv. Man unterschätzte die Situation und nahm sie nicht ernst», sagt Frischknecht.
Das Restaurant, in dem der Hochzeits-Apéro stattfand, hat inzwischen Corona-bedingt von sich aus bis auf Weiteres geschlossen.