Yverdon: Geiselnehmer (†32) rief während Zug-Drama Bekannte an

Der Geiselnehmer (✝32) von Yverdon hatte während dem Zug-Drama eine Bekannte angerufen und gesagt: «Das ist das Ende meines Lebens.»

«Er sagte mir, dass er nichts gegen die Leute habe.» Der Geiselnehmer von Yverdon rief während seiner Tat eine Bekannte an. - SRF/Screenshot

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zug-Geiselnehmer von Yverdon hatte während seiner Tat eine Bekannte angerufen.
  • Gegenüber ihr erwähnte er, dass er womöglich an diesem Tag sterben würde.

Der iranische Asylbewerber, der am 8. Februar 13 Personen in einem Zug in der Nähe von Yverdon VD gefangen hielt, hat während der Geiselnahme offenbar eine Bekannte via Videoanruf kontaktiert. Darüber berichtete gestern die «Tagesschau».

«Er sagte mir, dass er nichts gegen die Leute habe», so die Frau und zitierte den Verstorbenen: «Entweder töten sie mich oder die Polizei ist einverstanden, dass die Frau hierherkommt – oder ich töte mich selber.»

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Laut dem Bericht stellte der Täter während der Geiselnahme keine politischen oder religiösen Forderungen. Er wollte aber eine Angestellte eines Asylzentrums sehen. Das ist die Person, die er im Anruf erwähnte.

Verwandte in der Schweiz geben an, das der Mann eine wahnhafte Obsession für diese Frau entwickelt habe. Er habe psychisch gelitten, heisst es.

Bei der Geiselnahme in einem Zug in der Nähe von Yverdon am 8. Februar wurde der 32-jährige Täter von einem Polizisten erschossen. - Keystone

Die Bekannte erklärt weiter, dass sie versucht habe, ihn zur Vernunft zu bringen. «Ich bitte dich, höre auf, ich flehe dich an», habe sie gesagt. Er habe geantwortet: «Meine Schwester, das ist das Ende meines Lebens.»

Familie reicht nach Tod eine Strafanzeige ein

Der 32-Jährige hielt die 12 Passagiere und den Lokführer insgesamt dreieinhalb Stunden gefangen. Anschliessend griff die Polizei zu. Der Iraner, der sich gegen einen Taserschuss wehrte, wurde von einem Polizisten erschossen und verstarb noch am Tatort.

Am Sonntagabend wurde bekannt, dass die Familie des Mannes wegen dessen Todes eine Strafanzeige eingereicht hatte. Das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS zitierte den jüngeren Bruder des Täters, der telefonisch im Iran erreicht wurde: «Wir unterstützen seine Tat nicht, aber er hat es nicht verdient, getötet zu werden. Es ist eine Ungerechtigkeit.»

Laut dem RTS-Bericht reichten die Eltern des Iraners bereits am 15. Februar Strafanzeige ein. Dies gegen «jede Person, die unrechtmässig zum Tod unseres Sohnes beigetragen hat». Der Generalstaatsanwalt des Kantons Waadt hat die Angaben gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigt.

Bei Täter zeigte sich Suizidgefährdung

«Schweiz Aktuell» berichtete, dass sich bei dem Verstorbenen bereits während einer psychiatrischen Betreuung im Genfer Asylzentrum eine Suizidgefährdung gezeigt habe.

Zwei Tage vor der Tat habe er bei einem Anfall einen Tisch umgestossen. Er beklagte sich demnach, das er sein im Iran verbliebendes Kind nicht sehe könne.

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