Gamestop-Aktie läuft wieder heiss − Buffett-Vize warnt vor Exzessen
Ohne ersichtlichen Grund hat sich der Kurs der Gamestop-Aktie gestern verdoppelt. Heute stieg sie mit einem Plus von 85 Prozent in den Handel.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gamestop-Aktie ging heute mit einem Kursplus von 85 Prozent in den Handel.
- In den Wochen zuvor schwankte das Wertpapier stark und schrieb Verluste.
- Der Vizechef von Berkshire Hathaway beobachtet die Turbulenzen mit grosser Sorge.
Die Aufregung um den kriselnden Videospielhändler Gamestop findet am US-Finanzmarkt kein Ende. In den Vorwochen machte die Aktie starke Verluste. Nun ging sie am Donnerstag mit einem Kursplus von 85 Prozent in den Handel.
Der Kurs hatte sich bereits am Vortag mehr als verdoppelt, ohne dass auf Anhieb ein klarer Grund ersichtlich gewesen wäre. Angesichts der Zustände an den US-Börsen warnte der langjährige Partner von Staranleger Warren Buffett, Charlie Munger, vor Exzessen.
Der Vizechef von Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway sieht die jüngsten Turbulenzen am US-Finanzmarkt mit grosser Sorge. Kurskapriolen wie bei den Aktien von Gamestop seien Anzeichen einer «irritierenden Blase», die irgendwann einmal ein böses Ende nehmen müsse. Dies sagte der 97-Jährige bei der jährlichen Hauptversammlung des US-Medienkonzerns Daily Journal Corporation.
Gamestop verkündet Abgang von Finanzchef
Die Aktien von Gamestop waren bereits am Mittwoch vorübergehend vom Handel ausgesetzt worden. Letzlich hatten sie mit einem Plus von 104 Prozent bei fast 92 Dollar geschlossen. Nachbörslich ging es mit heftigen Schwankungen weiter, zeitweise schoss der Kurs um weitere rund 100 Prozent nach oben. Am Vortag hatte Gamestop den Abgang von Finanzchef Jim Bell angekündigt, ohne einen Grund zu nennen.
US-Medien berichteten später, dass der Manager auf Druck einflussreicher Anteilseigner seinen Rücktritt habe einreichen müssen. Dies, weil es Unstimmigkeiten über die Strategie gegeben habe. Dabei soll Investor Ryan Cohen eine Schlüsselrolle gespielt haben, der im Januar einen Posten im Verwaltungsrat übernommen hatte. Er gilt vielen Spekulanten als Hoffnungsträger für ein Comeback, weil er bereits den Tierbedarfshändler Chewy erfolgreich umgekrempelt hatte.
Börsen-Altmeister Munger hält vom Gamestop-Hype indes gar nichts. Der Spekulationsrausch offenbare, so seine Kritik, eine gefährliche neue Kultur. Bei der würden Menschen von Billig-Brokern wie Robinhood ermutigt, wie bei Pferdewetten mit Aktien zu zocken.
Robinhood im Kreuzfeuer der Kritik
Tatsächlich steckt Gamestop eigentlich schon länger in der Krise. Doch angetrieben von im Internet organisierten Hobby-Anlegern hatten die Aktien im vergangenen Monat eine atemberaubende Rally hingelegt.
Das wiederum brockte einigen Hedgefonds, die auf einen Kursverfall gewettet hatten, milliardenschwere Verluste ein. Ende Januar hatte die Aktie ein Rekordhoch von über 483 Dollar erreicht, doch der Höhenflug war rasch wieder vorbei. Die Kursturbulenzen rund um Gamestop und einige andere Unternehmen an den US-Börsen hatten bereits ein Nachspiel, das weiter andauert. US-Behörden untersuchen die Vorfälle und ermitteln wegen möglicher Marktmanipulationen.
Dabei geriet auch der mit seiner einfach zu bedienenden App vor allem bei jüngeren Anlegern beliebte Discount-Broker Robinhood in Kritik.
Denn Robinhood soll heissgelaufene Aktien während der Kursexplosion im vergangenen Monat beschränkt haben. So, dass diese nur noch verkauf werden konnte. Das sorgte für viel Ärger. Den Verdacht von Absprachen mit Hedgefonds wies Robinhood jedoch entschieden zurück.
«Dreckiges» Geschäft
Charlie Munger übte nun ebenfalls heftige Kritik an Robinhood, aber nicht wegen der Handelsbeschränkungen. Sondern, weil er die App eher für eine Art Glücksspiel-Anbieter hält als für einen seriösen Broker.
Robinhood betreibe ein «dreckiges» Geschäft, bei dem Nutzer mit Gebührenfreiheit gelockt würden. Dies, während das Unternehmen für die Vermittlung ihrer Transaktionen Geld von Wall-Street-Akteuren erhalte. Deshalb würden sie zu möglichst viel und auch riskantem Handel ermutigen.
Den Höhenflügen des Elektroautobauers Tesla und der digitalen Währung Bitcoin kann der Buffett-Vize auch nichts abgewinnen. Er wisse nicht, welche Kursrally er schlimmer finde, so Munger.
Der Bitcoin tauge wegen seiner starken Kursschwankungen nicht als Zahlungsmittel. Tesla-Chef Elon Musk ist grosser Fan von Kryptodevisen. Das Unternehmen hatte zuletzt für 1,5 Milliarden Dollar Bitcoins gekauft. Der Kurs der bekanntesten Digitalwährung wurde somit weiter befeuert.