Indonesien-Abkommen: Coop & Migros setzen schon heute auf Ökopalmöl
Das Indonesien-Abkommen verankert Nachhaltigkeitsstandards beim Palmöl. Doch in vielen Lebensmittel ist das beliebte Billig-Öl bereits heute zertifiziert.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 7. März stimmt die Schweiz über das Indonesien-Abkommen ab.
- RSPO-zertifiziertes Palmöl profitiert damit von tieferen Zöllen.
- Ein Grossteil des rohen Palmöls, das in die Schweiz gelangt, ist bereits zertifiziert.
Die Debatte um das Indonesien-Abkommen wird emotional geführt. Besonders unter Linken herrscht Uneinigkeit. Der öffentliche Zoff zwischen dem ehemaligen Juso-Chef Fabian Molina und der jetzigen Präsidentin Ronja Jansen zeigt dies exemplarisch.
Im Zentrum der Diskussion steht Palmöl, das mit Abstand wichtigste Exportgut Indonesiens. Das Freihandelsabkommen sieht vor, Zölle auf nachhaltig zertifiziertes Billig-Öl zu senken.
Ein Novum: Noch nie waren Nachhaltigkeitsstandards Teil eines Freihandelsabkommens. Das dafür verwendete RSPO-Label ist allerdings bei manchen Umweltschützern – etwa Greenpeace – umstritten. In der Kritik sind neben Abholzung und Ausbeutung auch fehlende Kontroll- und Sanktionsmechanismen.
Nachfrage nach Palmöl sinkt
Was würde dieses Abkommen bringen? Die Schweiz hat 2019 fast 24'000 Tonnen rohes Palmöl importiert, das hierzulande verarbeitet wird. Die Nachfrage sinkt allerdings seit Jahren.
Das Palmöl stammt nur sehr selten aus Indonesien. Jeder fünfte Liter kommt aus Malaysia, dem aktuell wichtigsten Palmöl-Lieferanten der Schweiz.
Der mit Abstand grösste Teil des Palmöls wird von Mitgliedern des Palmöl Netzwerkes Schweiz importiert. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss grosser Player wie Migros, Coop und Nestlé. Diese haben sich zum Ziel gesetzt, die Palmöl-Produktion zu verbessern.
Zertifiziertes Palmöl ohne Indonesien-Abkommen
Dabei setzt man auf den RSPO-Standard. Coop gibt an, dass heute bei den Lebensmittel-Eigenmarken zu 99,9 Prozent aus zertifiziertem Anbau stammt. Bei der Migros liegt der Anteil bei 99 Prozent.
Aber auch die Discounter Denner und Lidl setzen bei Eigenmarken komplett auf Label-Palmöl. Alle geben an, dass sie das günstige Öl immer öfters durch Alternativen ersetzten.
Schätzungen aus der Branche gehen davon aus, dass heute mindestens 90 Prozent des importierten rohen Palmöls RSPO-zertifiziert ist. Das ist allerdings nur eine Seite. Denn Palmöl wird auch in verarbeiteten Produkten in die Schweiz verschifft.
Viel Palmöl in Seife
Konkrete Zahlen dazu gibt es nicht. Der WWF geht in einer aktuellen Studie davon aus, dass jährlich 63'000 Tonnen Palmöl in der Schweiz landen. Konservativ gerechnet.
Gemäss der Umweltschutzorganisation macht rohes Palmöl nur 42 Prozent der Importe aus. Ein ähnlich grosser Teil des billigen Öls (38 Prozent) gelangt in Form von Seifenprodukten in die Schweiz. Etwa in Waschmittel, Shampoos und anderen Kosmetikartikeln. Importe von Margarine, Schokolade oder Gebäcken machen laut WWF jeweils nur einen tiefen einstelligen Prozentbereich der Schweizer Palmöl-Importe aus.
In wie vielen dieser Produkte zertifiziertes Palmöl verwendet wird, ist unbekannt. Auch die Detailhändler halten sich mit Informationen zurück. Einen Richtwert geben globale Zahlen: Aktuell sind 21 Prozent des weltweit verkauften Palmöls RSPO-zertifiziert.
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Auf das Indonesien-Abkommen hat dies sowieso keinen Einfluss. Von den tieferen Zöllen ist nur rohes Palmöl betroffen. Verarbeitete Produkte, welche die Mehrheit der Billig-Öl-Importe ausmachen, bleiben unangetastet.