«Arena»: Mini-Lockerungen stossen SVP und Gastrosuisse sauer auf
Der Bundesrat will Restaurants noch nicht öffnen. Dies sorgte auch in der 25. Corona-«Arena» für hitzige Gemüter und heisse Diskussionen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat will in einem nächsten Schritt Restaurant-Terrassen und Kinos öffnen.
- Allerdings hängen alle Öffnungen von den Fallzahlen ab.
- Das sorgte auch in der SRF-«Arena» für gehörig viel Gesprächsstoff.
Also doch: Der Bundesrat hat heute weitere vorsichtige Öffnungsschritte angekündigt. Restaurant-Terrassen, Kinos und Fitnesscenter sollen ihre Türen öffnen dürfen – allerdings nur, wenn die Fallzahlen stimmen. Offiziell entscheidet der Bundesrat erst kommenden Freitag.
«Arena»: Dritte Welle soll verhindert werden
Diese Entscheide wurden auch in der SRF-Sendung «Arena» ziemlich lebendig diskutiert. Es war die 25. Folge, die sich um das Thema Coronavirus drehte.
Mit dabei waren SVP-Sprachrohr Thomas Aeschi (ZG), SP-Vize Barbara Gysi (SG), GLP-Chef Jürg Grossen (ZH) und FDP-Ständerat Andrea Caroni (AR). Ersterer war offensichtlich unzufrieden mit den Vorschlägen des Bundesrats.
Aeschi wettert: «Wir haben eine Strategie. Deshalb verstehe ich nicht, wieso wir den Restaurants nicht die Möglichkeit zur Öffnung einräumen.»
Das Virus sei auch in zwei Jahren noch im Umlauf. «Wir können nicht alles in diesem Land einfach geschlossen halten!», sagt Aeschi.
Barbara Gysi liest SVP-Sprachrohr Aeschi sogleich die Leviten: «In den letzten Wochen kamen von der SVP keine konstruktiven Vorschläge. So kommen wir nicht aus der Krise raus!» Auch in der Twitter-Gemeinde sind nicht alle einverstanden mit den Ansichten Aeschis.
Restaurants leisten «Dienst an der Volksgesundheit»
Gysi hingegen versteht das Vorgehen des Bundesrats: «Jetzt die Innenräume von Restaurants zu öffnen wäre fahrlässig.» Die SP-Vizepräsidentin kann gleichzeitig auch den Frust der Gastrobranche nachvollziehen. Gerechte Abgeltungen seien daher umso wichtiger. «Die Schliessungen sind auch ein Dienst an der Volksgesundheit», so Gysi.
Ständerat Caroni sprach sich vor allem für mehr Testen und Impfen aus. «Wir müssen etwas mutiger voranschreiten.» Dennoch verlangt Caroni mit dem Impf-Ende der Risikogruppe auch zügige Öffnungsschritte.
GLP-Chef Jürg Grossen äusserte sich insbesondere enttäuscht über die Unterstützung, welche die FDP der SVP entgegenbrachte in Sachen Gesetzesverankerung. «Ich kann nicht verstehen, dass die FDP diese Polemik unterstützt», so Grossen.
Man spalte mit diesem Verhalten nun die Gesellschaft. Und das dürfe nicht passieren, so Grossen.
Gastrosuisse war auch bei der Arena dabei, vertreten von Präsident Casimir Platzer. Der Verband stimmt Aeschi zu, die Branche sei am Leiden und brauche Perspektive.
Kritik aus den eigenen Reihen
«Eine reine Terrassen-Öffnung ist für den grössten Teil der Betriebe keine Lösung» so Platzer am Stammtisch. Gastrosuisse habe dem Bundesrat von diesem Entscheid abgeraten. Dennoch habe der Rat sich durchgesetzt. Dies stösst bei Platzer auf Unverständnis.
Widerstand gegen Platzer regt sich in den eigenen Reihen. Dirk Hany, Chef bei «Bar am Wasser» in Zürich, hat kein Verständnis für Platzers Forderungen.
«Wenn 3000 Gastro-Betriebe in Zürich aufmachen, strömen 200'000 Leute in die Stadt. Und dann glauben sie, die Pandemie ist vorbei.» Einen dritten Lockdown könne man sich nicht mehr leisten, so Hany.
Zur Diskussion kam ebenfalls das «Polit-Theater», wie es das SRF beschreibt, vom Montag. Die Monstersitzung, während welcher das Covid-Gesetz debattiert wurde, dauerte fast 10 Stunden. Dies auch, weil fast 80 Anträge und Minoritäten eingereicht wurden, viele von der SVP – sprich von Nationalrat Aeschi.
Dabei wurde erwähnt, wie sich Gesundheitsminister Alain Berset und Bundesrat Ueli Maurer zu später Stund ein kühlendes Bier genehmigt haben. Alain Berset äusserte sich in einem Kurz-Interview zu Wort: «Nach zehn Stunden gab es einen Moment, in dem auch Kollege Maurer und ich uns ein Bier aufmachen wollten.»
Berset wehrt sich gegen Diktatoren-Vorwurf
Berset betont erneut, dass die Fallzahlen langsam steigen, der Bundesrat die Kontrolle der Lage aber nicht verlieren wolle.
Weiter verteidigt Berset die Impfstrategie. «Wir werden sehr bald sehen, dass unsere Strategie sehr gut war.»
Die Diktatoren-Vorwürfe lässt der Gesundheitsminister nicht auf sich sitzen. «Das erscheint mir sehr unschweizerisch. Wir arbeiten kollegial, haben verschiedene Meinungen. Und genau darin liegt unsere Stärke.»
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