Coronavirus: Auch Spitalpersonal muss in Armee einrücken
Die Armee bietet bis zu 8000 Soldaten auf, um Spitäler und Gesundheitswesen zu unterstützen. Auch Gesundheitspersonal wird dazu aufgeboten.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch Personal aus dem Gesundheitsbereich wird in der Mobilmachung aufgeboten.
- Dies mache aber Sinn, heisst es bei der Armee.
- Die Spitalbataillone und Sanitätskompanien sollen unter anderem Spitälern zu Hilfe eilen.
Es gilt ernst: «Eine Mobilmachung in dieser Grösse hat es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben». Verteidigungsministerin Viola Amherd kündigte am Montag an, dass mehrere Spitalbataillone aufgeboten werden. Das heisst aber auch: Marschbefehle gehen an Spitalmitarbeiter und andere Gesundheitsfachleute. Obwohl sie derzeit dringend in ihren zivilen Jobs gebraucht werden.
3 Tage für 3000 Helfer
Soll tatsächlich ein Assistenzarzt aus einem überlasteten Spital in die Armee einrücken, um dort überlasteten Spitälern zu helfen? Dem sei tatsächlich so, bestätigt die Armee auf Nachfrage von Nau.ch.
Wenig überraschend: Rund zehn Prozent der Sanitätstruppen und der Spitalbataillone arbeiten auch im zivilen Leben in der Gesundheitsbranche. Diese für die Armee aus dem Zivilleben abzuziehen mache aber Sinn.
«Wir brauchen diese Armeeangehörigen für die einsatzbezogene Ausbildung», erklärt Kommunikationschef Daniel Reist. «Das sind drei Tage, um nachher 3000 Helfer einzuspeisen». Bei der Armee betont man die Vorteile dieses Vorgehens. Im Milizsystem sollen beide Seiten profitieren von den Fähigkeiten aus dem jeweilig anderen Bereich.
Soldaten mit Know-how gegen das Coronavirus
Daniel Reist illustriert dies am Beispiel des «Labor Spiez», des international renommierten Kompetenzzentrums des Bevölkerungsschutzes. Dort werden unter anderem auch Proben des Coronavirus untersucht. Die dort eingesetzten Soldaten seien nicht schwer bewaffnet, sondern spezifisch solche mit Laborkenntnissen. «Die braucht es jetzt dort», so Reist.
Spezialisten braucht es allerdings an allen Ecken und Enden. Soll ein Logistiker einrücken, ein Mitarbeiter der Städtischen Werke, ein Lehrer? Oder lieber im Zivilleben bleiben, weil er hier der Gesellschaft im Stillstand mehr nützt als als Handlanger in einer Sanitätskompanie?
Freiwillige vor
Die Armee entscheidet von Fall zu Fall, aber so leicht kommt man nicht weg von der Dienstpflicht. «Es braucht etwas mehr als einen Anruf beim Kommandanten», mahnt Reist. Sonst komme dann jeder mit einem triftigen Grund, bis hin zur heimischen Kinderbetreuung.
Andererseits melden sich bei der Armee aktiv Personen, die ihre Zeit und ihr Können der Allgemeinheit zur Verfügung stellen wollen. Hier hat das VBS das umgekehrte Problem: Nicht alle Angebote kann man wirklich brauchen. Wer nicht oder nicht mehr dienstpflichtig ist, erhält zum Beispiel eine verdankende Absage.
Armeechef Thomas Süssli dankt all jenen, die jetzt einrücken müssen, um unter anderem das Gesundheitssystem zu unterstützen: «Ich vertraue Ihnen, mached Sie’s guet.»