FDP: Gründung und Geschichte

Anouk Steiner
Anouk Steiner

Bern,

Die FDP wurde offiziell 1894 gegründet und schrieb seither eine spannende Parteigeschichte. 2009 schloss sich die Partei mit den Liberalen zusammen.

FDP Parteitag 1966
Parteitag der Freisinnig-Demokratischen Partei der Schweiz (FDP) am 22. Mai 1966. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gegründet wurde die Freisinnig-Demokratische Partei 1894.
  • Die Partei hatte lange eine dominierende Stellung in Parlament und Bundesrat.
  • 2009 schlossen sich die FDP und LPS zusammen – auch aufgrund zunehmender Verluste.
  • Aktuell gilt sie als drittstärkste Partei, gemessen am Wähleranteil.

Die FDP wurde 1894 im Bahnhofbuffet Olten gegründet. Entstanden ist sie aus verschiedenen Bewegungen im 19. Jahrhundert. Doch bereits vor der Gründung herrschte in Parlament und Bundesrat eine freisinnige Dominanz, die lange währte.

Aufgrund von Schwankungen im Wähleranteil sowie ähnlichen Grundüberzeugungen entscheiden sich die FDP und LPS 2008 für den Zusammenschluss.

Radikale und Liberale

Bereits im 19. Jahrhundert gab es in vielen Kantonen liberale und radikale Bewegungen. Zusammen bildeten sie eine nationale «freisinnige Grossfamilie». Dabei wurde jedoch unterteilt in die linkeren «Radikalen» und die föderalistischen und eher konservativeren «Liberalen».

LPS Guisan
Der Parteipräsident der Liberalen Partei der Schweiz (LPS), Louis Guisan, hält am 11. Oktober 1975 Parteitag der Liberalen in Hermance eine Rede. - Keystone

Diese Trennung war nicht in allen Kantonen gleichermassen ersichtlich – in der Westschweiz deutlicher als in der Deutschschweiz.

Die Mehrheit der «freisinnigen Grossfamilie» gehörte zur 1894 gegründeten Freisinnig-Demokratischen Partei der Schweiz. Vor allem in der Deutschschweiz führte diese Partei Liberale, Radikale sowie Demokraten zusammen. Die übrigen Liberalen und Liberalkonservativen gründeten 1913 die liberale Partei der Schweiz (LPS), welche nicht in allen Kantonen überlebt hat.

Dominanz im Parlament

Das Bundesparlament wurde jedoch bereits 1848 von den Freisinnigen beherrscht. Bis 1891 gehörten auch alle sieben Bundesräte zur freisinnig-liberalen Bewegung. Lange besass die Partei eine dominierende Position und galt als Inbegriff der staatstragenden Partei.

FDP Edmund Schulthess
Edmund Schulthess, Bundesrat von 1912 bis 1935, bearbeitet Unterlagen in seinem Büro im Bundeshaus. - Keystone

Als 1919 auch die SP und die BGB (die spätere SVP) aufkamen, verstärkte die FDP ihr Bündnis mit der CVP. Die freisinnige Dominanz im Parlament nahm mit der Einführung des Proporzsystems ein Ende.

Bis 1943 konnte die Partei jedoch die Mehrheit im Bundesrat halten. Nachdem die «Zauberformel» 1959 eingeführt wurde und die SP einen zweiten Sitz erhielt, blieben der FDP schliesslich noch zwei Sitze. Der Wähleranteil der Partei sank in den Folgejahren ebenfalls.

Engagement der FDP

Bereits früh engagierte sich die Partei im Bereich der Sozialversicherungen. So entwickelte der freisinnige Bundesrat Edmund Schulthess ein Projekt zur Altersversicherung, welches 1931 jedoch abgelehnt wurde. Ab 1944 setzte sich FDP-Bundesrat Walter Stampfli für neue Pläne zur AHV ein. Das AHV-Gesetz wurde 1947 angenommen.

FDP Walther Stampfli
Bundesrat Walther Stampfli spricht über die Einführung und die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Alters- und Hinterlassenenversicherung AHV 1946. - Keystone

Weiter setzte sich die FDP nach dem Zweiten Weltkrieg für die Erweiterung des Sozialstaats ein. Sie unterstützte die Einführung der Invalidenversicherung, der Ergänzungsleistungen sowie der obligatorischen Arbeitslosenversicherung.

FDP Wahlkampf 1979
Eröffnung des Wahlkampfes 1979: Die FDP trat unter dem Motto «Mehr Freiheit und weniger Staat» an die Öffentlichkeit. - Keystone

Nach der Wirtschaftskrise kritisierte die Partei zunehmend den zu kostspieligen Sozialstaat. Diese Kritik wurde begleitet von Reformen, welche die Leistungen reduzierten und die Kontrolle der Begünstigten verstärkten. Die FDP setzte sich vermehrt für die Begrenzung der sozialen Sicherheit ein.

Schwankungen im Wähleranteil

Bereits 1928 wurde die FDP im Wähleranteil von der SP überholt und verlor zunehmend an Stimmen. 1983 erreichte sie dann wieder den höchsten Wähleranteil, was sie bis 1995 aufrechterhalten konnte.

Die Partei verlor danach jedoch wieder an Wähleranteil. 1999 sammelte sie nur noch die dritthöchste Anzahl Stimmen – hinter der SP und SVP. Diese Verluste waren wegweisend für den Zusammenschluss der FDP und LPS.

Zusammenschluss freisinnige und liberale Partei

2006 schlossen sich die freisinnigen und liberalen Parteien im Kanton Freiburg zusammen. Kurz danach auch in den Kantonen Wallis und Neuenburg. An einer gemeinsamen Delegiertenversammlung der FDP und LPS wurde 2008 eine Neugründung entschieden. Dies hauptsächlich aufgrund der Verluste an Wähleranteil sowie inhaltlich ähnlicher Positionen.

FDP LPS Fusion
Die FDP Delegierten stimmen 2008 der Fusion mit der LPS zu. - Keystone

So schlossen sich auch auf Bundesebene die Freisinnigen und Liberalen zu einer Partei zusammen. 2009 trat diese Neugründung in Kraft mit dem Namen «FDP. Die Liberalen».

Parlamentswahlen nach 2010

Als drittstärkste Partei, gemessen am Wähleranteil, verlor die FDP 2011 wiederum 2,5 Prozent der Stimmen. Nach einem Gewinn bei den Parlamentswahlen 2015 musste die Partei auch bei den Wahlen 2019 wieder Verluste verzeichnen.

FDP Wahlplakat 2019
Wahlplakat der FDP für die Parlamentswahlen 2019. - Keystone

Der Wähleranteil minimierte sich um 1,3 Prozent. Die Partei erzielte zudem ihr schlechtestes Ergebnis seit 1919. Sie blieb aber, gemessen am Wähleranteil, drittstärkste Partei. Im Nationalrat mussten sie sich von vier Sitzen trennen und im Ständerat von einem.

Bei den Wahlen im Jahr 2023 verlort die FDP erneut Sitze. Aktuell hat die FDP 28 Sitze im Nationalrat und elf Sitze im Ständerat.

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