Bewegendes Gedenken an den D-Day vor 75 Jahren

75 Jahre nach dem D-Day haben Veteranen und zahlreiche Staats- und Regierungschefs der Landung der Alliierten in Nordfrankreich 1944 gedacht.

Gedenkfeier zum D-Day in Portsmouth - POOL/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Kanzlerin Merkel nennt ihre Teilnahme «Geschenk der Geschichte».

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte ihre Einladung zu den Feierlichkeiten in der südenglischen Stadt Portsmouth «ein Geschenk der Geschichte». Auch US-Präsident Donald Trump und die britische Königin Elizabeth II. nahmen teil.

Merkel würdigte die Landung der Alliierten als «einzigartige, nie dagewesene militärische Operation», die «Deutschland die Befreiung vom Nationalsozialismus gebracht hat». Der D-Day habe sowohl zur Versöhnung und Einigung in Europa geführt als auch zur Nachkriegsordnung, «die uns Frieden gebracht hat, nun über mehr als sieben Jahrzehnte».

Bei der Gedenkfeier verabschiedeten Deutschland und die weiteren 15 teilnehmenden Länder eine gemeinsame Erklärung. «In den vergangenen 75 Jahren haben sich unsere Nationen für den Frieden in Europa und der Welt eingesetzt, für Demokratie, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit», hiess es darin. «Wir werden als Verbündete und Freunde zusammenarbeiten, um diese Freiheiten zu verteidigen, wann immer sie bedroht sind.»

Als die bedrückenden Briefe toter Soldaten vorgelesen wurden, waren einige Gäste zu Tränen gerührt. Ein Dutzend Veteranen - 90 Jahre und älter, manche auf einen Gehstock gestützt - wurden vom Publikum mit stehendem Applaus geehrt.

Die Feierlichkeiten in Portsmouth umfassten auch szenische Darstellungen der Ereignisse sowie Live-Musik. Rund 4000 Soldaten sowie Staats- und Regierungschef aus der EU, Australien und Neuseeland nahmen daran teil.

Die britische Königin Elizabeth II. erinnerte an ihre Teilnahme am 60. Jahrestag des D-Day vor 15 Jahren. Damals hätten einige gedacht, «es sei möglicherweise das letzte Ereignis dieser Art» für sie, sagte die 93-Jährige. «Aber die Kriegsgeneration - meine Generation - ist zäh.» Die scheidende britische Premierministerin Theresa May verlas den Brief eines britischen Kommandanten, der in der Normandie gestorben war.

US-Präsident Trump trug Auszüge eines Gebets vor, das der damalige Staatschef Franklin D. Roosevelt im Radio sprach, als er die Nation über den Militäreinsatz in der Normandie informierte. Am Rande der Zeremonie traf Trump mit Merkel zu einem kurzen Gespräch zusammen, bei dem es nach Angaben aus Berlin unter anderem um die Lage in Europa nach der Europawahl ging.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron las den Abschiedsbrief des Widerstandskämpfers Henri Fertet an dessen Eltern vor. «Die Soldaten kommen, um mich abzuholen. Ich muss mich beeilen», hiess es in dem Brief, den er nach 87 Tagen Haft und Folter verfasste. Fertet wurde 1943 im Alter von 16 Jahren von den Deutschen hingerichtet. Auch eine Tonaufnahme der Rede des damaligen britischen Premierministers Winston Churchill im Parlament im Juni 1940 wurde eingespielt.

Anders als vor fünf Jahren nahm Russlands Präsident Wladimir Putin nicht an den Gedenkfeierlichkeiten teil. Moskau warnte vor einer Überbewertung des D-Days. «Der Beitrag der Alliierten am Sieg über das Dritte Reich ist eindeutig», erklärte das Aussenministerium. Aber ohne die «gewaltigen Anstrengungen der Sowjetunion» hätte es «den Sieg nicht gegeben», hiess es in Moskau.

Am D-Day waren 130.000 Soldaten aus den USA, Kanada und Grossbritannien mit Schiffen an fünf Stränden in Nordfrankreich gelandet, gut 20.000 weitere sprangen mit Fallschirmen über der Region ab. Mehr als 10.000 von ihnen wurden getötet, verletzt, gefangen genommen oder galten als verschollen.

Die Gedenkfeiern werden am Donnerstag in Frankreich fortgesetzt. Die zentrale Veranstaltung mit Trump und Macron findet auf dem US-Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer statt. Kanzlerin Merkel nimmt nach Berliner Angaben an der Zeremonie in der Normandie nicht teil.