Erneuter Wechsel an der Pentagon-Spitze

Inmitten der verschärften Spannungen mit dem Iran hat US-Präsident Donald Trump völlig überraschend einen erneuten Wechsel im Amt des Verteidigungsministers bekanntgegeben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Heereschef Esper ersetzt ausscheidenden US-Verteidigungsminister Shanahan.
Der scheidende US-Verteidigungsminister Shanahan - AFP/Archiv

Neuer kommissarischer Minister wird der bisherige Verwaltungschef des US-Heeres, Mark Esper. Bisher wurde das Ministeramt - ebenfalls nur vorläufig - vom früheren Boeing-Manager Patrick Shanahan ausgeübt.

Trump begründete dessen Ausscheiden am Dienstag damit, dass Shanahan «mehr Zeit seiner Familie widmen» wolle. Er dankte dem scheidenden Minister für einen «wunderbaren Job» und «herausragenden Dienst». Noch Anfang Mai hatte der US-Präsident verkündet, dass er Shanahan für die dauerhafte Übernahme des Ministerpostens nominieren wolle. Doch das dafür notwendige Genehmigungsverfahren im Senat war seither noch nicht angelaufen.

Es handelt sich nun um den bereits zweiten Wechsel an der Spitze des Pentagon innerhalb rund eines halben Jahres. Der frühere Verteidigungsminister Jim Mattis war im Dezember aus Protest gegen den von Trump angekündigten Truppenabzug aus Syrien und die Reduzierung der Truppen in Afghanistan zurückgetreten. Danach übernahm dessen Stellvertreter Shanahan vorläufig das Ministeramt.

Trump liess offen, ob er dessen Nachfolger Esper für die dauerhafte Übernahme des Ministerpostens nominieren will. Esper trug seit November 2017 in dem als Secretary of the Army bezeichneten Amt die Oberverantwortung für Rekrutierung, Ausbildung und Ausrüstung der 1,4 Millionen Soldaten umfassenden US-Landstreitkräfte. Er war davor als Manager des Rüstungskonzerns Raytheon und in der Leitung der US-Handelskammer tätig.

Shanahan wiederum arbeitete früher mehr als 30 Jahre lang für den Luftfahrt- und Rüstungskonzern Boeing. Nach seiner Übernahme des Ministerpostens sah er sich mit einer internen Untersuchung seines Ministeriums dazu konfrontiert, ob er im Amt die Interessen seines früheren Arbeitgebers befördert haben könnte. Die Untersuchung sprach ihn aber von diesem Verdacht frei.

Unter Shanahans Leitung weiteten die US-Streitkräfte in den vergangenen Wochen vor dem Hintergrund der Spannungen mit dem Iran ihre Präsenz im Nahen Osten deutlich aus. Erst am Montag kündigte Shanahan die Entsendung weiterer 1000 Soldaten an. Er begründete dies mit den jüngsten «iranischen Attacken» - womit er sich auf die mutmasslichen Angriffe auf zwei Tanker im Golf von Oman bezog.

Shanahans Abgang könnte aber womöglich mit Vorfällen von häuslicher Gewalt in seiner Familie zu tun haben. Die Bundespolizei FBI war diesen Vorfällen im Rahmen der Personenüberprüfung nachgegangen, die es bei Anwärtern auf Regierungsposten vornimmt.

Zwischen Shanahan und seiner früheren Ehefrau war es im August 2010 zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung gekommen. Nach Darstellung des bisherigen Ministers soll die Gewalt von seiner Frau ausgegangen sein.

Sie habe auf ihn eingeschlagen, als er im Bett gelegen habe, sagte Shanahan in einem jetzt veröffentlichten Interview der «Washington Post». Seine Frau führte damals an, er habe sie in den Bauch geschlagen, was Shanahan bestreitet. Eine Strafanzeige gegen seine Frau wegen häuslicher Gewalt liess er später fallen.

Nach der Trennung des Paares kam es 2011 zu einem weiteren Gewaltausbruch. Dabei schlug laut US-Medienberichten Shanahans damals 17-jähriger Sohn mit einem Baseballschläger auf seine Mutter ein. Shanahan sagte dazu in dem Zeitungsinterview: «Schlimme Dinge können guten Familien geschehen (...) und dies ist wirklich eine Tragödie». Wenn der damalige Vorfall ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werde, «kann dies das Leben meines Sohnes ruinieren».