FDP Thurgau: «Alle erneuerbaren Energiequellen sind zu prüfen»

Cornelia Hasler-Roost und Beat Pretali (beide FDP) äussern sich im Interview zur Schaffung von gesetzlichen Grundlagen für Windenergie im Thurgau.

Beat Pretali und Cornelia Roost-Hasler sind im Kantonsrat für die FDP Thurgau. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Grosse Rat diskutiert am 14. Februar 2024 über die Förderung von Thurgauer Windkraft.
  • Ziel der Motion ist, die Akzeptanz von Windkraftanlagen zu steigern.
  • Cornelia Hasler-Roost und Beat Pretali (FDP) sprechen sich für Windenergie aus.

Am 14. Februar 2024 wird der Grosse Rat von Thurgau eine Motion besprechen, die die gesetzlichen Grundlagen für Windenergie schaffen will. Insbesondere die Akzeptanz-Förderung innerhalb der Bevölkerung ist den Motion-Stellenden ein Anliegen.

Hermann Lei (SVP) hat sich Nau.ch gegenüber gegen die Motion ausgesprochen, Stefan Leuthold (GLP) und Simon Vogel (Grüne) befürworten diese. Als Nächstes äussert sich die FDP mit Cornelia Hasler-Roost und Beat Pretali zum Thema.

Nau.ch: Stimmen Sie der Aussage der Motion zu, dass Windanlagen zwingend notwendig seien, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten?

Hasler-Roost & Pretali: Windanlagen an geeigneten Standorten und optimalen Ausgestaltung sind ein Puzzlestein für eine nachhaltige und sichere Energieversorgung. Daher ja. Zudem ergänzt die Windkraft ideal die Solarenergie, da beide Technologien unterschiedliche Verhaltensweisen aufweisen – Wind ist verlässlich bei schlechtem Wetter und Schnee, während Solarenergie bei schönem Wetter effizient genutzt wird.

Im Thurgau soll die Akzeptanz für Windkraftanlagen innerhalb der Bevölkerung gesteigert werden. (Symbolbild) - keystone

Das Potenzial für Windenergie steigt auch im Thurgau mit der noch längst nicht abgeschlossenen technologischen Entwicklung der Anlagen. Bei Photovoltaikanlagen begnügen wir uns mit einem Ertrag von rund 1000 Volllaststunden. Eine vergleichbare Effizienz erreichen Windenergieanlagen an den vorgesehenen Standorten problemlos.

Nau.ch: Gehen Sie von einem grossen Energiepotenzial durch Windkraft im Kanton Thurgau aus?

Hasler-Roost & Pretali: Das Potenzial ist überschaubar. An den geeigneten Standorten lohnt sich die Windenergie im Kanton Thurgau.

«Sicherstellung des Rückbaus am Ende der Betriebsdauer ist ein wichtiger Punkt»

Nau.ch: Welche Massnahmen schlagen Sie vor, um in der Bevölkerung für eine breitere Akzeptanz von Windenergieanlagen zu sorgen?

Halser-Roost & Pretali: Der Einbezug der betroffenen Bevölkerung in die Planung und die Beteiligung an der Wertschöpfung der Anlage scheinen uns wichtige Massnahmen. Zusätzlich ist die Sicherstellung des Rückbaus am Ende der Betriebsdauer ein wichtiger Punkt.

Diese Massnahmen können in der Ausarbeitung der geforderten gesetzlichen Grundlage geregelt werden. Hier können auch Mindestabstände und Lärmschutzverordnungen bestimmt und dadurch Vorbehalte entkräftet werden.

Umfrage

Soll der Kanton Thurgau mehr auf Windenergie setzen?

Ja, Windkraftwerke sind entscheidend für ein Gelingen der Energiewende.
34%
Nein, andere Energiearten bergen mehr Potenzial.
66%

Nau.ch: Im Grossen Rat wird auch über die «energetische Nutzung der Biomasse Thurgau» gesprochen. Wie steht Ihre Fraktion zur Nutzung von Biomasse als Energiequelle?

Hasler-Roost & Pretali: Alle erneuerbaren Energiequellen sind zu prüfen. Eine Umsetzung hängt dann davon ab, dass sich Kosten und Effizienz im Gleichgewicht halten.

In der Thurgauer Landwirtschaft fallen beträchtliche Mengen an Bioabfällen an. Daher macht es sicher Sinn, diese zu nutzen. Vor allem, wenn man beachtet, dass es sich hier eigentlich um Abfälle handelt.

Das Gelände der Bioenergie Frauenfeld. (Archivbild) - keystone

Nau.ch: Welche anderen Energieversorgungsarten wären im Kanton Thurgau denkbar, um Engpässen vorzubeugen und gleichzeitig unabhängig vom Ausland zu sein?

Hasler-Roost & Pretali: Der Ausbau der Sonnenenergie flächendeckend auf privaten sowie öffentlichen Gebäuden und Infrastrukturanlagen. Die Anschaffung dieser Energiequelle ist so attraktiv, dass sich viele Firmen und Private damit auseinandersetzen werden oder bereits umgesetzt haben.

«Sorgfältiger Umgang mit der Energie ist angezeigt»

Nebst der Nutzung der verschiedenen erneuerbaren Energieträger ist ein sorgfältiger Umgang mit der Energie sicher angezeigt. Zu einer sicheren Energieversorgung gehört neben der Produktion auch die Umsetzung von Energie-Effizienzmassnahmen, wie beispielsweise die Nutzung von LED anstelle von normalen Glühbirnen.

Ausserdem fallen im ländlichen Thurgau beträchtliche Mengen an Hofdünger und biogenen Abfällen an, jährlich etwa 1,3 Millionen Tonnen. 88 Prozent dieser Menge werden bisher energetisch nicht genutzt. Das Potenzial ist riesig, um gut speicherbares Biogas zu erzeugen, das man bei Bedarf in Strom oder Wärme wandeln könnte.

Zu den Personen: Cornelia Hasler-Roost (55) ist Kantonsrätin für die FDP Thurgau und wohnt in Aadorf. Beat Pretali (*1964) ist ebenfalls als Kantonsrat für die FDP in Thurgau tätig und wohnt in Altnau.