Lei (SVP TG): «Schweiz ist kein Windland, der Thurgau noch weniger»

Thierry Ehrsam
Thierry Ehrsam

Frauenfeld,

Der Thurgauer Grossrat diskutiert am 14. Februar 2024 über die Förderung von Windenergie. Hermann Lei (SVP) sieht kein grosses Potenzial durch Windkraft.

Hermann Lei SVP
Hermann Lei ist Fraktionspräsident der SVP Thurgau im Grossen Rat. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Grossrat von Thurgau bespricht am 14. Februar eine Motion zur Förderung von Windkraft.
  • Gefordert werden Massnahmen, um für mehr Akzeptanz von Windenergieanlagen zu sorgen.
  • Hermann Lei (SVP TG) lehnt die Motion ab: Das Potenzial von Windenergie sei zu gering.

Im Thurgauer Grossrat wird am 14. Februar eine Motion diskutiert, die die gesetzlichen Grundlagen zur Windenergie im Thurgau schaffen will. Gefordert werden insbesondere Massnahmen, um die Akzeptanz von Windenergieprojekten in der Bevölkerung zu steigern. Darunter fällt beispielsweise eine Entschädigung für Kosten und Lasten von betroffenen Gemeinden und Grundstückseigentümern.

SVP-Fraktionspräsident Hermann Lei hat mit Nau.ch über die Motion gesprochen. Im Interview erklärt er, weshalb er das Potenzial von Windenergie im Thurgau als eher gering einschätzt.

Nau.ch: Stimmen Sie der Aussage der Motion zu, dass Windanlagen zwingend notwendig seien, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten?

«Rund 19'000 Windräder wären erforderlich»

Hermann Lei: Nein. Das «Energiekonzept 2050» verlangt, dass 151’000 Gigawattstunden durch Wind- und Sonnenenergie ersetzt werden. Um dies mit Wind zu erreichen, wären rund 19’000 Windräder erforderlich.

Richtig gerechnet vermag bei einer Jahresproduktion eines Windrades von acht Gigawattstunden ein Windrad nur den Bedarf von 400 Personen abzudecken. Das reicht im Thurgau nirgends hin. Dafür die Landschaft zu verschandeln und die Natur zu zerstören, ist irr.

Nau.ch: Gehen Sie von einem grossen Energiepotenzial durch Windkraft im Kanton Thurgau aus?

Lei: Nein, das ist eine Illusion. Die Schweiz ist kein Windland, der Thurgau noch weniger. Deshalb mahlten früher die Holländer ihr Getreide mit Wind- und wir mit Wasserrädern.

Soll der Kanton Thurgau mehr auf Windenergie setzen?

Nau.ch: Welche Massnahmen schlagen Sie vor, um in der Bevölkerung für eine breitere Akzeptanz von Windenergieanlagen zu sorgen?

Lei: Die Mitsprache und Grundrechte der Bevölkerung garantieren – und nicht abschaffen, wie das die Motionäre wollen.

Nau.ch: Im Grossen Rat wird auch über die «energetische Nutzung der Biomasse Thurgau» gesprochen. Wie steht Ihre Fraktion zur Nutzung von Biomasse als Energiequelle?

Lei: Wir unterstützen das mehrheitlich. Aber man darf sich nichts vormachen: Die Energiewende ist gescheitert, wenn wir nicht alle möglichen Energiequellen nutzen, inklusive Kernkraft.

Bioenergie Frauenfeld
Das Gelände der Bioenergie Frauenfeld. (Archivbild) - keystone

Nau.ch: Welche anderen Energieversorgungsarten wären im Kanton Thurgau denkbar, um Engpässen vorzubeugen und gleichzeitig unabhängig vom Ausland zu sein?

Lei: Wir können noch lange von Wind, Sonne und Biomasse träumen. Es wird nie und nimmer reichen und bald werden wir in unseren Wohnungen frieren – wenn wir nicht vorurteilsfrei und schnell wieder alle möglichen Energiequellen nutzen.

Zur Person: Hermann Lei (50) ist SVP-Fraktionspräsident im Grossen Rat von Thurgau. Der Rechtsanwalt wohnt in Frauenfeld.

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Kommentare

User #2531 (nicht angemeldet)

Wir Thurgauer brauchen keine $VP

User #3554 (nicht angemeldet)

Etwa ⅔ der Jahresproduktion bei Windenergieanlagen fallen in das Winterhalbjahr. Die Schweiz kann die Windenergie noch stark ausbauen. Weniger als 1% des Schweizer Stroms kommt aus Windenergieanlagen. Damit ist die Schweiz das Schlusslicht in Europa. Der Vergleich mit anderen Binnenländern zeigt, wie gross das Potential ist. Österreich produziert bereits 13% des Energiebedarfs mit Windenergie. Die Schweiz hat im ganzen Land verteilt gut geeignete Standorte für Windräder: vom Jurabogen über das Mittelland bis zu den Voralpen und Alpen.

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