Olympia 2021: Was hat es mit der Olympia-Depression auf sich?

Bei Olympia 2021 holt Nina Christen Gold und Bronze. Wenige Wochen später leidet sie an einer post-olympischen Depression – aber was genau ist das?

Nina Christen (Mitte) gewinnt bei OIympia 2021 die Gold-Medaille. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Olympiasiegerin Nina Christen kämpft nach ihrem Olympiasieg mit einem mentalen Tief.
  • Die 27-Jährige leidet an Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Migräne und Konzentrationsschwäche.
  • Mit der «post-olympischen Depression» ist die Nidwaldnerin nicht alleine.

Für viele Athleten sind die Olympischen Spiele ein Höhepunkt in ihrer Karriere. Ganz besonders ist das der Fall, wenn es für eine Medaille reicht. Die Schweizer Sportschützin Nina Christen schoss sich in Tokio zu Gold und Bronze – und war plötzlich in aller Munde.

Aber nach dem Highlight in Japan folgt ein Tiefpunkt, wie die 27-Jährige am Dienstag öffentlich macht. In einem Instagram-Post spricht sie von «post-olympischer Depression». Symptome wie Migräne, Stimmungsschwankungen und Schlaflosigkeit plagen Christen.

Nina Christen leidet nach Olympia 2021 unter einer «post-olympischen Depression», wie sie schreibt. - Instagram/@ninachristen_official

Mit ihren Leiden ist die Nidwaldnerin nicht alleine. Rad-Legende Fabian Cancellara etwa hatte nach seinem Olympia-Triumph 2008 mit ähnlichen Sorgen zu kämpfen. Auch der zweifache Medaillengewinner von Peking fiel nach den Spielen in ein mentales Loch.

Fabian Cancellara holte 2008 und 2016 Gold bei den Olympischen Spielen. - Keystone

Und die Kommentare unter Christens Instagram-Post zeigen viel Sympathie von anderen Top-Sportlern. Die US-Amerikanerin Ginny Thrasher, Gewehr-Olympiasiegerin von 2016, schreibt: «Lass mich wissen, wenn du reden willst – du bist nicht alleine, und es wird besser!»

Nicht nur bei Olympia 2021 ein Problem

Die «post-olympische Depression» ist nicht erst seit Olympia 2021 ein Thema. Schon nach den Spielen in Rio 2016 war das Thema präsent – vor allem auch dank US-Schwimmstar Michael Phelps. Der 23-fache Olympiasieger kämpfte sogar mit Suizidgedanken.

Eine Studie aus Australien beschäftigte sich im Vorfeld der Spiele in Tokio umfassend mit den Erfahrungen australischer Olympia-Teilnehmer. Vor allem jene, die sich auf die Phase nach den Spielen nicht ausreichend vorbereitet hatten, kämpften danach mit mentalen Tiefs.

Selbst Olympia-Rekordsieger Michael Phelps kämpfte mit der post-olympischen Depression. - Keystone

«Wenn man heimkommt, wird es sehr einsam», wird ein australischer Athlet in der Studie zitiert. «Es ist sehr deprimierend. Und es kann ein bisschen überwältigend sein, wenn man dann wieder bei Null anfängt.»

«Die Achterbahn kommt kreischend zum Stillstand»

Ein anderer Athlet beschreibt die Probleme seiner Kollegen. «Sie kamen von Olympia zurück und hatten nichts zu tun. Keine Universität, kein Job, keine Familie, kein soziales Engagement. Sie hatten keinen Plan», so der anonyme Olympia-Teilnehmer.

Der US-Psychologe Scott Goldman sieht einen Hauptgrund für die Post-Olympia-Depression in der intensiven Vorbereitung. «Vor Olympia hat man eine Achterbahnfahrt, die enorm schnell und hektisch ist.»

Nach der Medaille folgt das mentale Tief. - Keystone

«Aber in dem Moment, wo die Spiele vorbei sind, kommt diese Achterbahn kreischend zum Stillstand. Die Athleten sind ausgelaugt», so Goldman. «Am Ende sind sie körperlich ausgelaugt, und psychisch ebenfalls.»

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