EM 2024: Deutschland glaubt (noch) nicht an ein neues Sommermärchen

Sommermärchen 2.0? Dahin sei der Weg noch weit, glauben viele Deutsche. Das Team steckt vor der Auslosung für die EM 2024 in einer tiefen Krise.

Die Vorfreude auf ein Sommermärchen bei der EM 2024 ist noch gering. - Marcel Mettelsiefen/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Abend findet in Hamburg die Auslosung für die EM 2024 in Deutschland statt.
  • Im Land des Gastgebers ist der Glaube an ein neues Sommermärchen nicht gerade gross.
  • Die DFB-Elf steckt nach zuletzt zwei Niederlagen wieder tiefer in der Krise.

Fieber für die EM 2024 im eigenen Land? Fehlanzeige! Nur ein kleiner Teil der Deutschen glaubt an eine Wiederholung des Fussball-Sommermärchens von 2006 bei der Heim-EM im kommenden Sommer.

In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben fünf Prozent der Befragten an, «ja, bestimmt» eine ähnliche Hochstimmung zu erwarten. Zwölf Prozent konnten sich das in Teilen vorstellen.

Umfrage

Freuen Sie sich auf die EM 2024?

Ja
63%
Nein
37%

Insgesamt 65 Prozent der Befragten gaben an, eher nicht oder bestimmt nicht ein erneutes Sommermärchen wie bei der Heim-WM vor bald 18 Jahren zu erwarten. 17 Prozent machten keine Angabe.

Der Begriff war einst geprägt worden durch die friedliche Stimmung auch durch Zehntausende Fans aus dem Ausland, das lang anhaltende gute Wetter und den sportlichen Erfolg der DFB-Auswahl, die 2006 den dritten Platz erreichte.

Tiefe sportliche Krise

Heute Abend (ab 18 Uhr) werden in Hamburg die Gruppen für die EM ausgelost. Dabei wird in Deutschland wohl der ein oder andere ein bisschen zittern.

Die DFB-Elf, seit Herbst von Julian Nagelsmann trainiert, befindet sich seit Jahren in einer tiefen sportlichen Krise. Bei den beiden vergangenen Weltmeisterschaften mit Nagelsmanns Vorgängern Joachim Löw (2018) und Hansi Flick (2022) war jeweils schon nach der Gruppenphase Schluss. Bei der EM 2021 erreichte die DFB-Auswahl unter Löw mit Mühe den Achtelfinal, in dem England (0:2) zu stark war.

«Die Wahrheit kommt im Sommer», sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler während eines Sponsorentermins in Hamburg. Die Wucht der öffentlichen Meinung müsse bis dahin ausgehalten werden, so der ehemalige DFB-Teamchef.

Gesellschaftspolitische Bedeutung der EM 2024

Die EM 2024 wird unter dem Motto «United by Football» (Vereint durch Fussball) angepfiffen. Turnierdirektor Philipp Lahm, der 2006 gegen Costa Rica das erste deutsche Turniertor geschossen hatte, betonte zuletzt immer wieder auch die gesellschaftspolitische Bedeutung der EM.

Er glaube, «dass so ein Turnier helfen kann, dass die Menschen wieder zusammenkommen, miteinander sprechen und feiern», sagte der Weltmeister von 2014 im «Players – Der Sportpodcast» des Deutschlandfunks. «Und dass wir das verteidigen, was wir haben: Freiheit, friedvolles Miteinander, Demokratie.»

Als Gastgeber ist Deutschland im stark besetzten Lostopf 1 – und damit möglicher Gruppengegner der Schweizer Nati. Diese könnte aus dem vierten Topf in eine Hammergruppe gezogen werden.