Hakan Yakin: «Weitere Siege, dann werde ich noch öfter eingeladen»
Bei Istanbulspor erlebt Hakan Yakin einen Traumstart: Der Schweizer gewinnt sein erstes Spiel als Trainer in der Türkei. Und er geniesst die Wertschätzung.
Das Wichtigste in Kürze
- Hakan Yakin hat bei Istanbulspor als Trainer einen perfekten Einstand erlebt.
- Der 46-Jährige coacht seine Mannschaft bei seinem Debüt direkt zum Sieg.
- Im Nau.ch-Interview erzählt er, wie sein Leben in Istanbul aktuell aussieht.
So hatte sich Hakan Yakin den Trainer-Einstand bei Istanbulspor in der türkischen Liga vorgestellt: Der 46-Jährige darf bei seinem ersten Match an der Seitenlinie gleich einen 2:1-Sieg bejubeln. Mit einigen Wechseln in der Startaufstellung führt Yakin den Underdog gegen Ankaragücü zum ersten Saisonsieg.
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Hakan Yakin trainiert nun Istanbulspor – ein guter Schritt für seine Karriere?
Und wie hat sich der Schweizer in der türkischen Liga eingelebt? Im Interview mit Nau.ch berichtet Yakin von seinen ersten Arbeitstagen – und von der Fussball-Begeisterung.
Nau.ch: Gratulation zum ersten Sieg mit Istanbulspor! Haben Sie im ersten Spiel gleich gezaubert?
Hakan Yakin: Nein, zaubern musste ich nicht – ich musste die Mannschaft taktisch richtig einstellen und motivieren. Das war der grösste Schwerpunkt der ganzen Woche. In einer Woche kann ich nicht alles umstellen, obwohl ich viele Spieler gewechselt habe.
Ich hatte im Training schon das Gefühl, dass die, die dann angefangen haben, sich bemüht haben. Und ich habe gemerkt, dass die Mannschaft nicht ganz fit ist. Da musste ich in der Halbzeit ungewollt ein paar Wechsel mehr machen. Am Schluss ist es gut ausgegangen.
Nau.ch: War im ersten Spiel schon klar die Handschrift von Hakan Yakin erkennbar?
Yakin: Ich habe von vielen gehört, dass die Mannschaft anders aufgetreten ist auf dem Platz. Sie haben eine andere Körpersprache gezeigt. Und die Taktik, die wir diese Woche trainiert haben, konnten sie schon zum Teil umsetzen.
Klar fehlt dann das eine oder andere – ich konnte noch nicht das ganze System so einstellen, wie ich wollte. Aber die Wechsel, die ich gemacht habe, haben geklappt. Ich habe in der Halbzeit den Torschützen rausgenommen – und der, der reinkam, hat auch gleich getroffen.
Hakan Yakin gewinnt beim Debüt vor zwei Nati-Trainern
Nau.ch: Also alles richtig gemacht! Und wie ist die Stimmung bei den Fans? Wie enthusiastisch ist das Publikum?
Yakin: Die Zuschauerzahlen sind noch ausbaufähig – Istanbulspor ist schon der kleinste Verein in Istanbul. Es ist laut gewesen, aber nicht so wie bei Fenerbahce oder bei Galatasaray im Stadion.
Nau.ch: Aber dafür waren zwei spezielle Gäste dabei – zwei Nati-Trainer im Stadion! Türkei-Trainer Vincenzo Montella und Nati-Coach Murat Yakin waren mit dabei.
Yakin: Ja, das stimmt. Unser Präsident war sicher positiv überrascht, dass zwei Nati-Trainer bei einem Istanbulspor-Spiel waren. Das hat hoffentlich auch die Mannschaft ein wenig angespornt.
Nau.ch: Gab es dann auch ein Lob vom Präsidenten nach dem ersten Sieg?
Yakin: Ich habe eigentlich von allen Seiten nur Lob bekommen. Das ist unglaublich, was da an Wertschätzung vorhanden ist, und was die Leute für den Verein machen. Der Präsident hat doch viele verwundert, dass er einen Trainer aus der Schweiz holt. Aber die Arbeit, die ich beim Trainerkurs gemacht habe, hat ihn so begeistert, dass er mich geholt hat.
Ich versuche, ihm das weiterzugeben. Ich kenne leider beide Seiten – ich versuche jetzt, die Mannschaft von Spiel zu Spiel bestmöglich einzustellen. Aber es wird sicherlich auch die andere Seite einmal kommen. Da müssen wir dann auch bereit sein, mit dieser Situation dann klarzukommen.
Hakan Yakin geniesst die Fussball-Begeisterung in der Türkei
Nau.ch: Und wie sieht das Leben von Hakan Yakin in der Türkei aktuell aus? Leben Sie im Hotel oder haben Sie schon Ihr Schloss bezogen?
Yakin: Die Mannschaft hat ein Trainingsgelände, wo es auch eine Schlafmöglichkeit für Spieler und Trainer gibt. Aber momentan lebe ich im Hotel.
Ich schaue mir viele Videos an und gehe heute noch an ein Spiel, den Gegner live im Stadion beobachten. Es sind ja acht, neun Mannschaften hier in Istanbul. Ich versuche, so viele Spiele wie möglich live anzuschauen, damit ich den Gegner studieren kann.
Für mich ist das natürlich auch neu: Ich habe in der türkischen Liga immer nur die grossen Vereine verfolgt. Jetzt sehe ich mir alle Spiele an, die unsere Gegner sein.
Nau.ch: Gibt es da schon eine Lektion, die Sie bereits gelernt haben?
Yakin: Ich glaube, man unterschätzt die türkische Liga ein wenig – wir reden immer nur von den grossen Mannschaften. Aber auch die vermeintlich kleinen Mannschaften sind auf einem hohen Level. Es gibt vielleicht Unterschiede beim Budget und bei den Namen der Spieler. Aber die Atmosphäre ist extrem stark, man lebt für den Fussball.
Nau.ch: Also wenn Sie in die Stadt gehen, müssen Sie sich den Kaffee nicht mehr zahlen?
Yakin: Das Essen muss ich noch zahlen, den Kaffee nicht mehr. (lacht) Wenn ich noch weiter gewinne, kommt vielleicht auch noch das Dessert dazu.