Beat Feuz: Bei Geburt ist der «Helikopter nach Hause organisiert»

Nirgendwo sonst hat Beat Feuz öfters gewonnen als in Wengen. Drei seiner 15 Weltcupsiege gelangen dem Emmentaler in der Lauberhorn-Abfahrt, zuletzt 2020. Dies macht ihn zum Titelverteidiger, da vor Jahresfrist der Klassiker kurzfristig abgesagt werden musste.

Der 34-jährige Skiathlet äussert sich im Interview zu seiner kürzlich zu Ende gegangenen Rekordserie ; und zu seinem unmittelbar bevorstehenden Weltcup-Jubiläum in Wengen. Und auch der in Kürze anstehenden Geburt seines zweiten Kindes und zu seiner momentanen Abneigung gegen Siegerehrungen.

Ja, sogar sehr schnell. Das war ein so komischer und unnötiger Ausfall, dass ich mich gar nicht richtig aufgeregt habe. Was vorher fast vierzigmal zusammengepasst hat, war dieses Mal nicht der Fall.

Als mir der Ski wegging, konnte ich mich für einmal nicht retten. Ich wollte schon, aber da lag ich bereits auf dem Gesäss. Weil das so selten passiert, war es eben auch komisch.

Nein. Obwohl ich mich in Bormio nicht ganz wohlgefühlt hatte, befand ich mich ja gut im Rennen. Nun gab es halt diesen Ausfall.

Doch zuvor im Winter stand ich zweimal auf dem Abfahrts-Podest. Auch im Super-G fahre ich regelmässig wieder in einer Region herum, wo ich in den Jahren zuvor nicht unbedingt war.

Eine solche Serie hätte ich mir selber vor vier, fünf Jahren wegen meiner Verletzungsgeschichte mit dem Knie gar nie vorstellen können. Noch jetzt kann ich es ja kaum glauben, dass mir etwas gelang, was andere Abfahrer – und unter diesen gibt es viele grosse Namen – nicht geschafft haben.

Vielleicht ist es tatsächlich gar nicht so schlecht. So ist dieser Druck, der mich aber gar nicht störte, nun weg. Die Serie hat sich erledigt, und ich kann wieder frei drauflosfahren.

Es wäre sowieso vermessen gewesen, wenn ich gehofft hätte, dass ich bis zum Ende der Karriere nie mehr ausfalle. Ich war mir schon vorher bewusst, dass ich in zahlreichen Abfahrten auch Glück hatte.

Das habe ich mir selber auch gesagt. Doch dann habe ich ausgerechnet, wie lange die alte Serie gedauert hat. Gut möglich, dass ich nicht mehr so lange fahren will.

Katrin geht es gut. Da der offizielle Geburtstermin gegen Ende Januar ist, sitze ich noch nicht gerade auf heissen Kohlen. Aber natürlich schalte ich das Handy in den kommenden Nächten nicht auf lautlos.

Dann wäre der Helikopterflug nach Hause organisiert.

Es war im Dezember eine strenge Zeit. In Gröden gab es mehr Wellen als sonst. Das merkte mein Körper durchaus. Deswegen reiste ich lädierter als in anderen Jahren nach Bormio.

Dort war dann ein strenges Programm. Die paar Tage Pause über Neujahr und bis zum kurzen Trainingsblock in Sarntal taten mir deshalb sehr gut.

Ich mag mir da im Vorfeld gar keine grossen Gedanken machen. Zuerst muss immer auch das Wetter mitspielen. Bislang in diesem Winter konnten die Speed-Rennen noch an keinem Ort wie geplant durchgezogen werden.

Diese war nach der Minschkante quasi beendet. Ich fuhr da so weit von der Ideallinie weg, dass ich auf der Wengernalp fast hätte das ‹Zügli› nehmen können. Das Rennen war gelaufen, umso mehr ich mich zudem auch schon erschöpft fühlte.

Doch ich fuhr fertig und gehörte zu den letzten fünf des Rennens. (Mit knapp sechs Sekunden Rückstand auf Sieger Carlo Janka belegte Feuz den 42. Rang unter 47 Klassierten – Red.)

Sie meinen wegen dem Super-G? Bei der Absage in Bormio hätte ich definitiv nicht damit gerechnet, dass dieses Rennen in Wengen neu angesetzt wird. Wir alle dachten eher, dass vor den Olympischen Spielen kein Super-G mehr stattfinden wird. Es ist also eine schöne Überraschung.

Gleichzeitig bin ich gespannt, wie dieser Super-G in Wengen aussehen wird. In meinem Kopf habe ich da noch kein genaues Bild. Vom Gelände her kann es aber ein interessantes Rennen geben. Da es Neuland ist, wird es für alle gleichermassen zur Herausforderung.

Jeder Sieg ist auf seine Weise speziell und schön zugleich. Wenn ich an meine drei bisherigen Siege in Wengen denke, dann wüsste ich jetzt gerade nicht, welcher der schönste gewesen sein soll.

Ob ich jetzt der letzte Fahrer bin, der auf dieser Strecke gewonnen hat; oder ob ich zuvor einmal gewonnen habe, ist für mich nicht matchentscheidend. Es ist einfach schön zu wissen, dass man an diesem Ort überhaupt schon einmal gewonnen hat. Dann kehrt man natürlich auch sehr gerne wieder hierher zurück. Das ist bei mir mit Wengen definitiv der Fall.

Da sprechen wir im Team ab und zu darüber. Ich glaube, ich stehe bei knapp 200.

Zum Jubiläum die originale Lauberhorn-Abfahrt von ganz oben, das würde doch perfekt passen.

Das ist doch eher schwer vorstellbar für mich. Erstens wegen der vielen Leute, die dann ganz dicht gedrängt auf wenig Raum stehen. Aber zweitens auch wegen uns Athleten.

Wir müssen Woche für Woche einen negativen Test abliefern, damit wir Rennen fahren können. Und wie man zuletzt sehen konnte, gibt es bei uns Skirennfahrern nicht nur negative Tests.

Dass ich möglichst allem aus dem Weg gehe und dass ich das Machbare mache, um mich nicht anzustecken. Wir Speed-Fahrer hatten in dieser Saison noch keine einzige Siegerehrung. In Gröden war eine solche geplant, sie wurde dann aber wegen steigender Infektionszahlen abgesagt.

Und sonst dürfte man nicht allzu böse sein, wenn an der Siegerehrung nicht alle Athleten auftauchen sollten. Jeder muss für sich selber schauen und entscheiden, ob er unter Leute will oder nicht.