Tierschutz Partner: Wolle mit Po
Wollprodukte und Strick passen perfekt zum kühlen Wetter. Welche Schattenseiten die Wollproduktion jedoch hat und was man dagegen tun kann, verrät VIER PFOTEN.
Das Wichtigste in Kürze
- Millionen von Lämmern werden jährlich für Wollprodukte verstümmelt.
- Es gibt pflanzliche Alternativen, die Tierleid ausschliessen.
- VIER PFOTEN gibt Tipps, worauf man beim Wolle-Kauf achten sollte.
Lange Zeit galt Stricken vermeintlich als Hobby für Grossmütter. Doch spätestens seit der Corona-Pandemie hat sich diese Handarbeit mittlerweile zu einem Lifestyletrend gemausert, der die sozialen Netzwerke erobert hat. Entsprechend gefragt ist gerade jetzt zur kalten Jahreszeit Wollgarn. Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN empfiehlt, für ein tierfreundliches Strickerlebnis auf ethische Produkte oder nachhaltige Alternativen zu setzen.
Hinter Strickgarn und vielen fertigen Wollprodukten steckt nämlich ein blutiges Geheimnis. Ein Grossteil der Wolle, die für den globalen Textilhandel verwendet wird, stammt von australischen Merino-Schafen. Diese leiden unter einem Problem: Sie wurden daraufhin gezüchtet, möglichst viele Hautfalten zu haben. Denn es wurde fälschlicherweise angenommen, dass viele Hautfalten mehr Wolle bedeuten.
Brutales Verstümmeln der Lämmer: die Mulesingmethode
Noch schlimmer als diese Fehlannahme sind die damit verbundenen schwerwiegenden Konsequenzen für die Tiere: Denn vor allem rund um den Po legen, Fliegen ihre Eier in diesen Hautfalten ab. Dies kann zu schmerzhaften Entzündungen oder sogar zum Tod der Merino-Schafe führen. Um das zu verhindern, greifen die Farmer kurzerhand zur Industrieschere und schneiden den Lämmern ganze Hautfalten vom Po weg. Die «Mulesing» genannte gängige Praxis wird ohne jegliche Betäubung und unter grossen Schmerzen durchgeführt! Über 10 Millionen Lämmer werden jedes Jahr auf diese Weise brutal verstümmelt.
Sicherer Wolle-Kauf
Die gute Nachricht ist, dass es praktikable Alternativen zum Mulesing gibt. Der Umstieg auf faltenfreie Merinozüchtungen, die resistenter gegen Fliegenmadenbefall sind, machen das Mulesing überflüssig. «Noch besser ist es, komplett auf Wolle zu verzichten. Denn nur pflanzliche Alternativen können Tierleid zu 100 Prozent ausschliessen. Empfehlenswerte Alternativen zu Wolle sind Bio-Baumwolle, Lyocell/Tencel, Hanf, Leinen, Modal oder recyceltes Acryl, die genauso kuschelig und leicht strickbar sein können», sagt Julia Fischer, Campaigns Manager Nutztiere und Ernährung bei VIER PFOTEN Schweiz.
Wer dennoch nicht auf Wolle verzichten möchte, sollte darauf achten, dass sie mit einem Label ausgezeichnet ist, das Mulesing verlässlich ausschliesst: Dies ist beim Responsible Wool Standard (RWS), NATIVATM oder ZQ-Merino der Fall. Diesen Weg wollen auch über 400 internationale Modemarken einschlagen. Sie haben sich gegen grausam hergestellte Wolle aus Australien ausgesprochen und einen offenen Brief von VIER PFOTEN unterzeichnet, worin sie ihr Engagement bekräftigen, bis 2030 nur noch Wolle aus artgemässer Haltung zu beziehen.