Erwartungen herunterschrauben: Weihnachten muss nicht perfekt sein
Weihnachten birgt oft Stress statt Harmonie: Hohe Erwartungen und Perfektionismus führen zu Konflikten.
Das perfekte Weihnachten ist in vielen Fällen eine Illusion. Statt der ersehnten Familienharmonie kommt es nicht selten zum grossen Zank – und die Festtage arten in Stress aus. Oft sind schlichtweg enttäuschte Erwartungen der Grund für Missstimmungen.
Hohe Erwartungen und eigene Ansprüche, eine perfekte Rolle zu spielen und allen gerecht zu werden, sind an Weihnachten bei manchen Menschen besonders ausgeprägt und bergen Konfliktpotenzial. Für Diskussionsstoff sorgen oft der Ablauf der Festtage, aber auch grundsätzliche Beziehungsprobleme.
Aus den eigenen Erwartungen und denen der Anderen entwickelt sich mitunter eine brisante Gemengelage, die sich oft ausgerechnet an den Feiertagen entlädt. Wer beispielsweise nur in der Küche rotiert, um ein grossartiges Essen zu zaubern, für den bleiben Besinnlichkeit und Zeit für die Familie oft auf der Strecke.
Einfach mal Nein sagen
Fällt dann die Anspannung nach dem Fest ab, reagiert der Mensch nicht selten mit psychosomatischen Beschwerden. Experten raten daher dazu, «einfach mal nein zu sagen» und zu akzeptieren, dass das Weihnachtsfest nicht perfekt sein muss.
Auch automatisierte Weihnachtsrituale sind kein Garant für ein gelungenes Fest. Familienrituale sollten sich stattdessen den tatsächlichen Lebensbedingungen und veränderten Wertevorstellungen sowie dem Alter der Kinder anpassen.
Dabei kann durchaus auch einmal mit Traditionen gebrochen werden – statt mit der Familie zu feiern, geht es in den Urlaub, oder ein Buffet oder Restaurantbesuch ersetzt eben das mehrgängige Dinner.
Druck zur festlichen Stimmung
Eine aktuelle deutsche Studie zeigt, dass in diesem Jahr wieder mehr Weihnachtsstimmung herrscht. Mit 14 Prozent erwartet jeder Siebte ein überdurchschnittlich schönes Weihnachtsfest, wie die Universität der Bundeswehr in München feststellte.
Während der Coronakrise war es nur jeder Vierzehnte gewesen, im vergangenen Jahr war es jeder Achte. Dabei sind 38 Prozent der Meinung, dass viele Menschen Druck verspüren, eine festliche Stimmung zu erzeugen. Nur 16 Prozent fühlen sich aber selbst dazu gedrängt.
Auch der Stress mit den Weihnachtsgeschenken passt vielen Menschen nicht. Gleichwohl ergeben sich viele bedingungslos dem Konsumrausch.
Qualität vor Quantität
Laut der Studie aus München sind die beliebtesten Weihnachtswünsche nach wie vor Geld, gemeinsame Erlebnisse, Reisen und Bücher. Auch Selbstgebasteltes erfreut sich aber grosser Beliebtheit.
Nicht zuletzt sollten Grosseltern ihre Geschenkideen für die Enkel am besten rechtzeitig mit den Eltern absprechen. Wenn diese nein sagen, sollten Oma und Opa das akzeptieren, sonst ist Ärger vorprogrammiert.
Einschränkungen bei Geschenken, Dekoration und Besuchen, der Verzicht auf aufwändige Menüs, eine Aufgabenverteilung und die Planung von Kirchgang und Spielen für die Kinder schaffen mehr Zeit für Entspannung.
Freiraum statt Familienzwang
Auch sollte das totale Familienzusammensein in der Weihnachtszeit keinesfalls erzwungen und Einzelnen Freiraum zum Beispiel für einen Spaziergang oder Kinobesuch zugestanden werden. Das gilt besonders für Jugendliche.
Am besten sollten alle Familienmitglieder schon im Vorfeld ihre Wünsche äussern und klären, wer die Weihnachtsdekoration und den Tannenbaum besorgt, wer backt und welche Geschenke ausgetauscht werden.