Sport im Fernsehen: Ein hart umkämpftes Flaggschiffprodukt

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Genève,

Die Telekomanbieter versuchen die Kunden mit neuen Angeboten von ihren Sportsendungen zu überzeugen. Beobachter der Branche bezweifeln aber deren Erfolg.

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Das Studio des Sportsenders von UPC «MySports». - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Telekomanbieter wollen mit der Übertragung von Sportevents die Schweizer Kunden anlocken.
  • Noch kommen die Telekomanbieter bei weitem nicht an die Zuschauerzahlen der SRG heran.
  • MySports Pro hat in der Schweiz zum Beispiel aktuell 50'000 Abonnenten.

Ob MySports One von UPC oder Teleclub Zoom von Swisscom: Telekomanbieter versuchen die Schweizer Kunden mit immer neuen Angeboten von ihren Sportsendungen zu überzeugen. Die Übertragung von Sportevents ist für sie strategisch ein wichtiges Thema – auch wenn die ständige Einführung neuer Angebote zumindest auf kurze Frist kaum Geld abwirft.

Die Zeit, in der die SRG ein Monopol auf die Übertragung von Fussball und Eishockey hatte, ist definitiv vorbei. Erst Ende August waren viele Sportfans überrascht, als sie feststellten, dass das Playoff-Spiel für die Fussball Champions League zwischen Dynamo Zagreb und den Young Boys nicht im öffentlichen Rundfunk übertragen wurde.

Denn die Swisscom-Tochter Teleclub hat für die laufende Saison die Übertragungsrechte für alle europäischen Wettbewerbe - Champions League und Europa League - gekauft und überlässt den SRG-Sendern nur noch einzelne Spiele.

Swisscom und UPC haben den Sport schon seit längerem als Argument für ihre TV-Produkte entdeckt. So besitzt die Swisscom die Live-TV-Rechte für die hiesigen Fussballligen, UPC jene für Eishockey.

Beobachter zweifeln an Rentabilität

Beobachter der Branche bezweifeln, dass das «Verkauf» dieser bezahlten Sportevents für sich allein betrachtet rentabel ist. «Es ist eine Illusion zu glauben, dass man mit der Übertragung von Sport in der Schweiz Geld verdienen kann», meinte ein Angestellter des Westschweizer Fernsehens RTS. «Für die Unternehmen ist das Ziel dieser Sportangebote, so viele ihrer Fernsehboxen und Kombi-Abos wie möglich zu verkaufen.» Denn bei diesen Anbietern seien Fernsehen, Telefonie und Internet eng miteinander verflochten.

Die Anbieter verneinen das nicht. «Es geht darum, sich in einem hart umkämpften Telekommunikationsmarkt vom Konkurrenten zu unterscheiden», sagte ein Sprecher von UPC gegenüber AWP. Auf die Frage, ob man mit MySports Geld verdiene, antwortete er: «Wir wollen zumindest keine Verluste einfahren.»

Tiefere Zuschauerzahlen

Noch kommen die Telekomanbieter bei weitem nicht an die Zuschauerzahlen der SRG-Sender heran. MySports Pro (ein kostenpflichtiges Angebot, das sich auf Hockey konzentriert, aber auch Handball, Beachvolleyball, Formel E, Bundesliga oder Basketball umfasst) hat in der Schweiz aktuell 50'000 Abonnenten. «Nur ein Jahr nach Sendestart ist das ein hervorragendes Ergebnis», kommentierte der UPC-Sprecher.

Teleclub wiederum erklärt gegenüber AWP, dass sich durchschnittlich 36'000 Zuschauer ein Saisonspiel der Schweizer Super League anschauen würden, 43'000 seien es in der Champions League und 11'000 in der Europa League.

Im Vergleich mit der SRG ist das wenig: Einen Roger Federer-Match schauen sich alleine im Westschweizer Fernsehen RTS oftmals mehr als 200'000 Zuschauer an. Ähnlich sah es bei Champions League-Spielen aus, als die SRG noch die Rechte hatte. Teilweise schauten sich zwischen 500'000 und 700'000 Zuschauer in der ganzen Schweiz diese Übertragungen an.

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