Das Multi-Tasking-Organ: So halten Sie Ihre Nieren fit
Bei einer Nierenerkrankung hat man aber oft erst spät Beschwerden. So bleiben die Organe fit – und wie man erkennt, dass etwas nicht stimmt.
Das Wichtigste in Kürze
- Nieren sind echte Multi-Tasking-Organe und wichtiig für die Balance von Körperfunktionen.
- Gesunde, eher salzarme Ernährung beugt Nierenleiden vor, ebenso der Verzicht auf Nikotin.
- Da Nierenleiden schwer erkennbar sind, empfiehlt sich die Blut-Untersuchung beim Hausarzt.
Die Nieren produzieren doch den Urin, richtig? Das stimmt zwar, ist aber längst nicht die einzige Aufgabe, die die Organe haben.
Ausserdem regulieren sie den Blutdruck, bilden Vitamin D und einige Hormone, regen die Blutbildung an und balancieren auch den Wasser- und Säure-Basen-Haushalt des Körpers aus – ganz schön viel zu tun.
Wenn etwas mit den Nieren nicht stimmt, kann der ganze Körper aus dem Gleichgewicht geraten. Doch: Wie merken wir überhaupt, dass das der Fall ist? Und wie halten wir unsere Nieren fit?
Regelmässige Besuche beim Hausarzt
«Die Nieren machen sich leider erst sehr spät bemerkbar», sagt Volker Lechterbeck, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie. Denn Nierenerkrankungen gehen oft ohne Schmerzen und andere Symptome einher.
Wer nur auf Beschwerden achtet, wird eine Nierenerkrankung vermutlich erst sehr spät erkennen. Deswegen sind regelmässige Untersuchungen beim Hausarzt wichtig. Ein Urin-Teststreifen kann etwa anzeigen, ob Eiweiss ausgeschieden wurde.
«Was wir in der letzten Zeit sehr stark propagieren, sind die Albumin-Bestimmungen im Urin», sagt Kai M. Schmidt-Ott, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie.
Albumin ist ein spezielles Eiweiss, das die Nieren über den Urin ausscheiden. Diese Ausscheidungen stehen in einer engen Verbindung zu einer fortschreitenden Störung der Nierenfunktion. Sie können daher auf eine chronische Nierenerkrankung hinweisen.
Der Hausarzt kann zudem Blut abnehmen und im Labor den Blut-Kreatininwert bestimmen. Dieser Wert liefert Hinweise, wie gut die Nieren ihre Filtrationsfunktion erfüllen.
Ein erhöhter Wert kann ein erstes Anzeichen dafür sein, dass die Nierenfunktion nachlässt.
Übergewicht vermeiden
Um Nierenleiden möglichst vorzubeugen, kann man einiges tun. An erster Stelle steht da eine gesunde Ernährung, erklärt Nierenspezialist Schmidt-Ott.
Dazu gehört, dass man Übergewicht vermeiden sollte. Denn der grösste Risikofaktor für spätere Nierenerkrankungen ist Diabetes.
Normalgewichtige haben ein geringeres Risiko, an Diabetes und somit auch, an Nierenleiden zu erkranken.
Gesund und salzarm ernähren
Für Nierengesunde gelten hier laut Schmidt-Ott die gleichen Empfehlungen: «Mediterrane, fleischarme Kost, das Anstreben eines gesunden Körpergewichts, salzarmes Essen.»
Bei sehr fortgeschrittenen Nierenerkrankungen könne eine kaliumarme Ernährung sinnvoll sein – immer in individueller Absprache mit dem Nierenarzt. Für Menschen mit gesunden Nieren gilt diese Empfehlung aber nicht pauschal.
Auch Bluthochdruck gehört zu den Risikofaktoren für Nierenerkrankungen. Das sei auch der Grund, warum salzarme Ernährung empfohlen werde. Denn ein hoher Salzkonsum kann den Blutdruck erhöhen.
Auf Nikotin, Alkohol und bestimmte Schmerzmittel verzichten
«Allen Patienten, bei denen wir ein Problem mit der Niere erkennen, sagen wir, dass sie unbedingt mit dem Rauchen aufhören sollten», sagt Schmidt-Ott.
Denn Nikotin spielt bekannterweise bei Gefässerkrankungen eine grosse Rolle – und sie sind mit Nierenkrankheiten eng verbunden. Auch starker Alkoholkonsum kann die Nieren schädigen.
Ausserdem können genetische Faktoren oder Autoimmunkrankheiten Nierenerkrankungen begünstigen.
Aber auch die Einnahme von Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac kann eine Nierenerkrankung auslösen – zumindest, wenn man sie in sehr grossen Mengen einnimmt.
Volksweisheit auf dem Prüfstand
Die gängigste Volksweisheit lautet: Viel trinken hilft den Nieren. Die Regel sollte man jedoch kritisch betrachten, so Lechterbeck. Denn es sei wissenschaftlich nicht belegt, dass eine grosse Trinkmenge verhindere, dass Nierenerkrankungen fortschreiten.
Im Gegenteil – manchmal würden Patienten mit einer fortgeschrittenen Nierenerkrankung sogar dazu angehalten, weniger zu trinken – etwa wenn sich im Körper aufgrund einer Herzinsuffizienz Wasser angesammelt habe, so der Nephrologe.