Gabriel Palacios über Hypnose, das kleine Glück und sein neues Buch
Bestseller-Autor Gabriel Palacios spricht mit Nau.ch über geistiges Wachstum und wie Hypnose durch die Arbeit mit dem Unterbewusstsein dabei helfen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Gabriel Palacios ist der wohl bekannteste Hypnose-Experte der Schweiz.
- Erst kürzlich hat er seinen 11. Bestseller veröffentlicht.
- Darin schreibt er unter anderem über gewisse gedankliche «Fehlleistungen».
Die Grundlage von geistigem Wachstum ist die Selbstreflexion. Dieser Meinung ist der Hypnosetherapie-Experte Gabriel Palacios. Im Interview erzählt er von Glück, Zufriedenheit und von seinem neusten Buch: «Es darf sein – Wie du lernst anzunehmen, was nicht mehr zu ändern ist».
Nau.ch: Was ist deiner Meinung nach die Erfolgsformel für ein glückliches Leben – falls es die überhaupt gibt?
Gabriel Palacios: Ich denke, im Leben darf es mitunter auch darum gehen, die eigenen Wünsche und Ziele umzusetzen und nicht immer nur das zu tun, was andere von einem erwarten. Zum «glücklich sein» gehört für mich, dass man das, was man ändern möchte, auch ändern kann und darf. Und das, was man nicht mehr ändern kann, lernt anzunehmen.
Nau.ch: Wie erkenne ich den Unterschied zwischen Glück und Zufriedenheit?
Das ist eine schwierige und wohl auch philosophische Frage. Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Definitionen von Glück und Zufriedenheit. Viele Menschen empfinden Zufriedenheit als eine Einstellung. Folglich einen langanhaltenden Zustand, wobei man auch das lernt anzunehmen, was man nicht mehr ändern kann.
Glücklich sein hingegen ist für viele eine Art Momentaufnahme. Es gibt aber sicher auch Leute, die der Meinung sind, dass sie dann glücklich sind, wenn sie das Leben so leben können, wie sie es sich wünschen. Wenn alles irgendwie im Fluss ist.
Nau.ch: Wie gelingt deiner Meinung nach geistiges Wachstum?
Gabriel Palacios: Ich denke, dass die Grundlage von geistigem Wachstum die Selbstreflexion ist. Nur wer über sich, das eigene Denken und Handeln reflektiert, kann auch mit der Zeit mehr über die unbewussten Prozesse erfahren und das Denken und Handeln dorthin bewegen, wo man sich gerne sehen möchte.
Nau.ch: In deinem Buch schreibst du, zum geistigen Wachstum gehört das Annehmen von Tatsachen. Handelt es sich hierbei um einen Prozess, bei dem neue Glaubenssätze eingeprägt werden?
Es geht vielmehr darum, destruktive Glaubenssätze umzuschreiben oder loszulassen. Oftmals glaubt der Mensch, dass wenn er nun diesen einen Job hat, er die Erfüllung findet. Oder wenn er diese eine Traum-Beziehung hat, sein Leben vollkommen sei.
Im Buch erkläre ich, dass der Mensch gewisse gedankliche «Fehlleistungen» hat. So mitunter das Kurzfristdenken oder die Optimismus-Verzerrung.
Beim Kurzfristdenken blendet der Mensch langfristige Folgen einer Entscheidung aus. Und bei der Optimismus-Verzerrung blendet der Mensch die negativen Seiten einer Entscheidung aus.
Ein Beispiel: Viele hätten gerne eine Beförderung im Job, blenden aber aus, dass dies meist mehr Verantwortung und infolgedessen womöglich auch mehr schlaflose Nächte bedeutet.
Nau.ch: Inwiefern hat das Annehmen von Tatsachen einen Zusammenhang mit Hypnose?
Dies hat es nur bedingt. Wenn das Annehmen von Tatsachen verhindert wird, durch Glaubenssätze, die aus dem Unterbewusstsein kommen, oder durch negative Prägungen oder Traumata, dann wäre auch die Arbeit über das Unterbewusstsein – und infolgedessen auch mittels Hypnosetherapie – bestimmt auch ratsam, nebst einer konventionellen Grundtherapie natürlich.
Nau.ch: Wie lernt man, die schönen alltäglichen Kleinigkeiten im Leben erkennen und schätzen?
Das ist eine wirklich grosse Frage. Ich denke, dass diese Fähigkeit, Kleinigkeiten zu schätzen, besonders da entsteht, wo man gewisse Hürden überwunden hat. Man weiss, dass der Mensch besonders glücklich ist, wenn er schwierige Aufgaben der Lebensbewältigung gemeistert hat.
Vielleicht ist dann das Erkennen der kleinen, schönen Dinge im Leben besonders nah. Ein Beispiel: Wer einen strengen Arbeitstag gemeistert hat, weiss den Genuss des Sonnenuntergangs am selben Abend besonders zu schätzen.