«Hypnose erfordert ein hohes Mass an Selbstreflexion», so Palacios

Wayra Knecht
Wayra Knecht

Bern,

Gabriel Palacios gilt als der bekannteste Hypnosetherapie-Experte der Schweiz. Nau.ch hat dem Berner fünf brennende Fragen rund um Hypnose gestellt.

Palacios Relations GmbH
Der 33-jährige Berner hat rund 17 Jahre Hypnose-Erfahrung und führt sein eigenes Institut: Palacios Relations GmbH. - Palacios Relations GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Gabriel Palacios hat ein kleines Imperium in der Hypnose-Landschaft aufgebaut.
  • Sein Kapital ist das tiefere Verständnis über unterbewusste Prozesse.
  • Wie es dazu kam und welchen Herausforderungen er begegnet, erklärt er uns im Interview.

Nau.ch: Wie kam es dazu, dass du dir eine solche Karriere im Bereich Hypnose aufgebaut hast?

Gabriel Palacios: Bei mir war es multifaktoriell: Zum einen war es ein familiärer Schicksalsschlag sowie Mobbing in der Schule, die wohl meine zwischenmenschlichen Kompetenzen geschärft haben. Zum anderen war schon immer ein immenses Interesse für die menschliche Kognition da. Es begeisterte mich zu erkennen, was alles möglich ist, wenn man etwas tatsächlich will. Folgedessen erkannte ich schon früh, dass in einer starken Willenskraft enorm viel Kraft verborgen liegt. Hinzu kommt, dass ich wohl die ausgesprochene Fähigkeit zur Empathie von meiner liebevollen Mutter geerbt habe.

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Seit 2013 hat Gabriel Palacios über 2’000 Therapeutinnen und Therapeuten ausgebildet. - Palacios Relations GmbH

Nau.ch: Was ist die grösste Schwierigkeit in diesem Business?

Leider ist die Hypnosetherapie staatlich nicht reglementiert, was bedeutet, dass der Titel «Hypnosetherapeutin» oder «Hypnosetherapeut» kein geschützter Titel ist. Deshalb braucht es klare Leitlinien sowie ethische Grundsätze, die das Umfeld der hypnotherapeutischen Arbeit präzisieren. So braucht es mitunter Demut: Denn nicht-medizinische Hypnosetherapeutinnen oder -therapeuten müssen wissen, wann sie die Klientinnen oder Klienten an psychiatrische oder psychotherapeutische Fachkräfte verweisen müssen. Die rein komplementärmedizinische Einstellung ist in diesem Falle sehr bedeutungsvoll.

Nau.ch: Was würdest du dir in Zukunft in diesem Bereich besonders wünschen?

Ich wünschte mir, dass auch ethische Grundsätze in Hinblick auf therapeutische Prozesse gefestigt würden. So mitunter finden wir verwerflich, wenn in einer Hypnosetherapie ohne klaren Auftrag der Klienten vergangene Verletzungen angeschaut werden. Die achtsame Sprache ist enorm wichtig und dass stets der Wille der Klientinnen oder Klienten – auch in Hinblick auf das therapeutische Vorgehen – im Zentrum steht. Schliesslich nehmen Ärztinnen und Ärzte auch nicht einfach einen chirurgischen Eingriff an den Patientinnen und Patienten vor, wenn diese das nicht ausdrücklich wünschen und wenn keine Notwendigkeit besteht.

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Gabriel Palacios bildet mitunter medizinisches Personal in der Hypnose aus. - Palacios Relations GmbH

Nau.ch: Welche Persönlichkeitsmerkmale setzt der Beruf der Hypnosetherapeutinnen oder -therapeuten voraus?

Es braucht ein hohes Mass an Selbstreflexion. Die Hypnosetherapeutinnen oder -therapeuten müssen feststellen können, welche Anteile des Gespräches sie oder ihn selbst triggern. So muss sie oder er erkennen können, welche Aussagen eigentlich nur die eigene Wahrnehmung widerspiegeln und folglich einer Projektion entsprechen. Auch braucht es ein hohes Mass an Empathie. Man muss sich in die Situationen der Klientinnen und Klienten hineindenken können ohne dabei in einem Übermass an Empathie zu enden. Denn ein Übermass an Empathie kann dazu führen, dass die Therapeutinnen und Therapeuten sich selbst zur Ressource machen und auf einmal die Probleme der Klientinnen und Klienten selbst lösen möchten.

Nau.ch: Welche Art von Klientinnen und Klienten erlebst du in deinen Therapien?

In vielen Sitzungen geht es um Glaubenssätze und Verhaltensmuster. Es geht aber teilweise auch um Phobien oder depressive Verstimmungen. Was natürlich auch ein beliebter Konsultationsgrund für eine Hypnosetherapie ist, sind Suchtverhalten, wie Rauchen oder Zuckersucht.

Im Grunde kann man mittels Hypnosetherapie überall dort ansetzen, wo ein psychogener Anteil besteht, der über eine Arbeit mit dem Unterbewusstsein womöglich mitbehandelt werden kann.

Man muss aber immer auch erkennen, dass wenn es um eine mögliche Psychopathologie geht, der Lead und somit auch der Leistungsauftrag seitens medizinischer Fachkraft erfolgen soll.

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