Geschwollene Füsse: Nicht immer sind die Venen schuld
Kneippsche Güsse, Lymphdrainagen, Dehnungsübungen – viel kann bei geschwollenen Füssen helfen. Die Beschwerden sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Geschwollene Füsse sind meist die Konsequenz schwindender Leistungsfähigkeit der Adern.
- Jedoch können auch Organprobleme die Ursache der Schwellung sein.
- Die genaue Ursache sollte immer von einem Experten abgeklärt werden.
- Bewegung, Kompressionsstrümpfe und gesunde Ernährung können jedochErleichterung bringen.
Oje, die Schuhe passen auf einmal nicht mehr, weil die Füsse so dick sind. Oft sind auch die Beine angeschwollen. Vor allem Senioren haben damit zu kämpfen. Was ist der Grund?
Eine Antwort liegt in der schwindenden Leistungsfähigkeit der Adern.
Mit zunehmendem Alter lasse die Venenfunktion in den Beinen nach und das führe zu chronischer Venenschwäche, sagt Prof. Wulf Ito, Chefarzt des Herz- und Gefässzentrums Oberallgäu-Kempten in Immenstadt (Bayern).
Venenschwäche, auch venöse Insuffizienz genannt, bedeutet: Der Transport des Blutes aus den Beinen zum Herzen hinauf – gegen die Schwerkraft – funktioniert nicht mehr reibungslos.
In den Venen gibt es Klappen, die dafür sorgen, dass das Blut nicht nach unten absackt. Schliessen die Klappen nicht mehr richtig, kommt es zu einem Blutstau in den Beinen. In der Folge bilden sich auch Krampfadern.
Durch das in den Venen angestaute Blut fliesst vermehrt Flüssigkeit in umliegendes Gewebe. Ödeme bilden sich. Das macht die Schwellungen in Beinen und Füssen aus. Kommt es ausserdem zu Hautveränderungen, liegt eine chronisch-venöse Insuffizienz vor.
Aber: Die Schwellungen können noch andere Auslöser haben. «Die genaue Ursache gehört in jedem Fall abgeklärt», sagt Ito.
Organprobleme als möglicher Grund
Geschwollene Beine könnten auch ein Hinweis auf eine chronische Herzschwäche sein, erklärt er. Neben Wassereinlagerungen, die für die Ödeme sorgen, nehmen Patienten in dem Fall oft unerklärlich und schnell an Gewicht zu und haben mit Atemnot zu kämpfen.
«Betroffene sollten sich regelmässig wiegen», rät Ito. Nimmt das Gewicht trotz unveränderter Ernährungsgewohnheit weiter zu und hält die Atemnot an, ist es an der Zeit, eine Kardiologin oder einen Kardiologen aufzusuchen.
Nieren- oder Lebererkrankungen sowie eine Schilddrüsenunterfunktion kommen ebenfalls als mögliche Ursachen in Frage.
Eine Nierenschwäche kann sich neben geschwollenen Beinen etwa durch Bluthochdruck, Schmerzen in der Nierengegend sowie Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit äussern.
Leber schon stark in Mitleidenschaft gezogen
Zu einer Lebererkrankung kommt es häufig durch zu viel Alkoholkonsum, eine zu fettreiche Ernährung oder durch Hepatitis-Viren.
Schwellungen in den Beinen sind dann zumeist schon Anzeichen dafür, dass die Lebererkrankung in einem fortgeschrittenen Stadium ist.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion sind häufig die Fussrücken angeschwollen. Schwellungen können sich auch um die Augen und im Mundbereich zeigen.
Zusätzlich können Betroffene einen verlangsamten Puls haben oder sich mit Verstopfung herumplagen.
Was gegen geschwollene Füsse hilft
Von der Diagnose hängt ab, wie die Therapie der geschwollenen Füsse und Beine aussieht.
Womöglich werden Medikamente verschrieben und der Rat gegeben, auf eine gesunde Lebensweise zu achten. Das bedeutet in der Regel: ausgewogen ernähren und viel bewegen.
Betroffene bekommen oft auch Kompressionsstrümpfe verordnet. «Sie bewirken, dass sich die Venen in den Beinen zusammenpressen», erklärt Ito.
Das hilft ihnen dabei, Blut effektiver zum Herzen zu leiten. Weil dadurch weniger Flüssigkeit ins Gewebe austritt, lassen die Schwellungen an Beinen und Knöcheln nach.
Wippen und Dehnen im Alltag
Empfehlenswert ist, die Beine so oft wie möglich hochzulegen. Das erleichtere den Venen ihre Arbeit, sagt René Gräber, Heilpraktiker in Preetz (Schleswig-Holstein). Ein weiterer Tipp von ihm: Wer viel am Schreibtisch sitzt, sollte öfters mit den Füssen wippen.
Die Venen profitieren zudem von Dehnübungen mehrmals täglich.
Eine einfache Übung: Man stellt sich aufrecht hin und hält sich an einem Stuhl fest. Jetzt streckt man ein Bein nach hinten in die Luft und drückt das Knie durch. Mit beiden Beinen mehrmals wiederholen.
Ebenfalls effektiv gegen Schwellungen: Auf einem Trampolin schwingen und sich dabei an einem Griff festhalten.
Lymphdrainage als Ansatz
Massagen sind ein weiteres Mittel gegen die Probleme. Mit sanften Bewegungen wird die angestaute Flüssigkeit in Richtung Lymphdrüsen geleitet und damit die Zirkulation aktiviert.
«In der Naturheilkunde gibt es zudem homöopathische Komplexmittel, die gezielt auf das Lymphsystem wirken und es in Gang setzen», sagt Gräber.
Bei leichteren Fällen von Schwellungen seien unter Umständen Pflanzen-Tinkturen beispielsweise aus Löwenzahn, Brennnessel und Ringelblume einen Versuch wert, so Gräber. «Hiervon nimmt man drei Mal am Tag je 15 Tropfen.»
Gefässmediziner Wulf Ito bringt noch Kneipp-Anwendungen ins Spiel. Diese erwiesen sich oft als wirksam gegen Schwellungen an Beinen und Füssen. Häufig reicht es schon, die Füsse ins kalte Wasser zu stellen.
Anzeichen für Notfall
Keinesfalls sollte man geschwollene Füsse und Beine auf die leichte Schulter nehmen. Schwillt ein Bein plötzlich an und geht dies einher mit Atemnot, Brustschmerzen und Herzrasen, sollte umgehend der Notruf 112 getätigt werden.
Auslöser für die Beschwerden ist dann womöglich eine Lungenembolie, die mit einer Venenthrombose einhergeht. In so einem Fall ist umgehende ärztliche Hilfe nötig.