Stress

Ist Stress ansteckend? Darum lassen wir uns so oft «infizieren»

Nau Lifestyle
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Bern,

Ein bekanntes Phänomen: Der tagtägliche Stress eines Arbeitskollegen färbt immer wieder auf andere ab. Was dahintersteckt, erklärt Dr. Andreas Hagemann.

Der Stress anderer kann auf uns abfärben.
Der Stress anderer kann auf uns abfärben. - fizkes/Shutterstock.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Stress bei der Arbeit oder im Privatleben kann ansteckend wirken.
  • Grund für die Übertragung von Stress ist das Einfühlungsvermögen.
  • Gerät man in eine stressige Situation, sollte man versuchen, etwas Abstand zu gewinnen.

Druck in der Beziehung, innerhalb der Familie oder im Beruf kann bei vielen permanenten Stress hervorrufen. Aber kann die Reaktion auf hohe Anforderungen und Leistungsdruck auf andere abfärben?

Dr. Andreas Hagemann, Psychiater und Ärztlicher Direktor der Privatklinik Merbeck sowie der Röher Parkklinik, verrät im Interview, ob Stress wirklich ansteckend sein kann und wie sich andere gegebenenfalls davor schützen können.

Warum zieht uns der Stress beziehungsweise die negative Stimmung anderer oft mit herunter?

Dr. Andreas Hagemann: Stress kann buchstäblich «ansteckend» wirken. Grund dafür ist unsere Empathiefähigkeit: Wir versetzen uns in die Lage anderer Menschen.

So wie wir mitfühlen und mitleiden können, so «mitstressen» wir gegebenenfalls auch mit dem Kollegen. Je länger und intensiver wir jemanden kennen, desto stärker fühlen wir mit ihm und dessen Empfindungen mit.

Warum lassen wir uns von Stress oft so schnell «infizieren»?

Hagemann: Stressverstärkend wirkt hier das «Zusammengehörigkeits- oder Wir- Gefühl». Besonders im Familien- und Freundeskreis tritt dieses Phänomen vermehrt auf.

influencerin tiktok
Die Arbeitszeit von neun bis fünf Uhr fällt einer Influencerin schwer. (Symbolbild) - Pexels

Doch auch relativ fremde Menschen können Stress «übertragen»: Oftmals genügt es bereits, wenn wir andere Menschen beispielsweise in einer Fernsehserie in einer angespannten Situation erleben, um darauf mit einer vermehrten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol zu reagieren.

Wie schafft man es, zuzuhören, ohne selbst in ein Stimmungstief zu fallen?

Hagemann: Gerät man in hektische Situationen sollte man versuchen, etwas Abstand zu gewinnen. Hilfreich kann hierbei die Vogelperspektive sein, also das Ganze von oben zu begutachten.

Ist die Situation wirklich so brenzlig? Bin ich selbst betroffen? Was kann schlimmstenfalls passieren?

Antworten auf diese und ähnliche Fragen bringen mich meist wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und können die Situation entspannen.

Und wie können wir gestressten Personen am besten helfen?

Hagemann: Reden Sie ruhig mit der betreffenden Person. Zeigen Sie Verständnis – und hören Sie ruhig zu. Versuchen Sie sie abzulenken, auf andere Gedanken zu bringen.

Vermeiden Sie dabei aber bitte Aufforderungen wie «Du solltest» oder «Du musst».

Besser fragen, was den Stress auslöst und was die Situation erleichtern könnte.

Zwei Menschen auf Treppe
Ein gemeinsamer Spaziergang kann Stress abbauen. - Unsplash

Auch Bewegung hilft – eventuell gehen Sie gemeinsam ein paar Schritte oder eine Treppe hoch und herunter. Atmen Sie dabei gemeinsam tief ein und aus.

Wie können wir Stress allgemein vorbeugen?

Hagemann: Regelmässiger Ausdauersport, eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ein Verzicht auf Nikotin, Koffein und Alkohol helfen gegen Stress und dessen Folgen.

Ebenso helfen ausreichender Schlaf und die Verminderung wiederkehrender Überforderungssituationen.

Stressbewältigungstechniken und Entspannungsmethoden wie die Progressive Muskelrelaxation oder sogenannte imaginative Techniken und Yoga/Meditation bringen ebenfalls mehr Ruhe ins Leben.

Frau macht Yoga
Mit Yoga kann man langfristig Stress abbauen. - Unsplash

Ebenso hilfreich ist es vielfach, Stress-Auslöser zu identifizieren: Überlegen Sie einmal, welche Situationen Sie besonders stressen und wie Sie diese künftig weitgehend umgehen können.

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