So kann Hypnose gegen Ängste helfen
Hypnose wird oft als Schabernack abgetan – zu Unrecht. Zahlreiche Studien belegen ihre Wirksamkeit, um Ängste erfolgreich zu lindern.
Das Wichtigste in Kürze
- Angst ist ein normales und lebensnotwendiges Gefühl.
- Wenn sie aber Überhand gewinnt, kann sie das Leben stark beeinträchtigen.
- Hypnose kann nachweislich beispielsweise gegen Angst vor dem Zahnarzt eingesetzt werden.
Ein Flugzeug, der enge Fahrstuhl oder eine vorbeikrabbelnde Spinne: Es gibt so manche Dinge, die uns Angst machen. Auch wenn das Gefühl unbehaglich ist, so gehört es doch zum Leben dazu und ist sogar überlebensnotwendig. Problematisch wird es, wenn eine solche Angst gesteigert auftritt und die von einer Situation ausgehende Gefahr übersteigt.
Angststörungen werden meist durch eine Psychotherapie oder – bei stark ausgeprägter Angst – mit Medikamenten behandelt. Mehrere Studien zeigen, dass eine weitere, nicht-medikamentöse Behandlungsform Ängste lindern kann: die Hypnose.
Was ist Hypnose?
Bei der Hypnose handelt es sich gemäss deutschem Ärzteblatt um einen veränderten Bewusstseinszustand sowie das Verfahren, um ebendiesen zu erreichen.
Viele denken in diesem Zusammenhang an wilde Bühnenshow-Elemente, bei denen Menschen willenlos herumkommandiert werden. Dieses verzerrte Bild hat gemäss zahlreichen Experten aber wenig mit der einer Hypnotherapie zu tun. Man wird weder gegen seinen Willen hypnotisiert, noch befindet man sich in einem Schlafzustand oder vergisst, was geschehen ist.
Im Gegenteil: Vielmehr wird die Aufmerksamkeit, ähnlich wie bei einer Meditation, von der unmittelbaren Umgebung losgelöst und von inneren Erfahrungen geprägt. Dies kann bei Patienten einen sehr entspannten Zustand innerer Konzentration und fokussierter Aufmerksamkeit hervorrufen.
Gehirnbereiche während Hypnose unterschiedlich aktiv
Aber wie wirkt Hypnose denn nun gegen Ängste? Wie ein Beitrag des Norddeutschen Rundfunks zeigt, sind die Aktivität bestimmter Gehirnareale während des hypnotischen Trancezustands reduziert. Neuropsychologische Untersuchungen hätten ergeben, dass die Bereiche, in denen Angst oder Schmerzen verarbeitet werden, während der Hypnose nicht aktiv sind.
Eine Studie, welche die Wirksamkeit von Selbsthypnose bei 68 Brustkrebspatientinnen untersuchte, ist zu folgenden Ergebnissen gekommen: Nach der Intervention zeigten sich bei den Frauen positive Auswirkungen auf Angst, Depression, Müdigkeit, Schlafprobleme und den allgemeinen Gesundheitszustand.
Eine Metastudie des Uniklinikums Jena ergab weiter, dass sich Hypnose als nicht-medikamentöse Intervention gegen Angst bei Zahnbehandlungen am wirksamsten erwies. Jenny Rosendahl, Leiterin der Studie, sieht damit das Ergebnis einer früheren Arbeit zur Wirksamkeit von Hypnose bei chirurgischen Eingriffen bestätigt.
Nur zehn Prozent «hoch hypnotisierbar»
Grundsätzlich können die meisten Menschen einen hypnotischen Zustand erreichen. Forschungen der Stanford School of Medicine haben ergeben, dass nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung als «hoch hypnotisierbar» eingestuft werden. Etwa gleich viele Menschen gelten als nur schwer hypnotisierbar, während sich der Grossteil im Mittelfeld befindet.
Patienten können sich für eine Hypnotherapie entweder von einer ausgebildeten Fachperson begleiten lassen oder lernen, sich selbst zu hypnotisieren. Letzten Endes ist jede Hypnose in gewisser Weise aber eine Selbsthypnose. Ein Hypnotherapeut gibt dem Patienten zwar Anweisungen, um in eine Trance zu gelangen. Einen Zustand von tiefer Entspannung kann aber nur dieser selbst erreichen.