Vegan & verrückt? Vom Döner zum grössten Pain au Chocolat der Welt

Mirjam Walser
Mirjam Walser

Bern,

Kevin Schmid, Gründer von Outlawz Food und Bakery Bakery, hat eine Mission: Vegan einfach zugänglich machen. Dafür scheut er nicht vor verrückten Ideen zurück.

Vegan Pain au Chocolat
Die Bakery Bakery zeigt, dass man Pain au Chocolat auch vegan geniessen kann. - Bakery Bakery

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Unternehmen Outlawz Food und Bakery Bakery prägen die vegane Szene.
  • Gründer Kevin Schmid und sein Team mussten auf ihrem Weg viel Kritik einstecken.
  • Einschätzung des Gründers: Vegan ist im Mainstream angekommen.

Die Zeiten, in denen veganes Essen nur mit Körnlipicker und schlappen Salatblättern assoziiert wurde, sind vorbei. Von Gipfeli über Zimtschnecken bis hin zu Döner und Schinkenwürfeli – für fast Alles gibt es heutzutage vegane Alternativen.

Ein massgeblicher Akteur in dieser kulinarischen Revolution ist der Berner Unternehmer und ausgebildete Koch Kevin Schmid (31). Er ist der Gründer der Unternehmen Outlawz Food und Bakery Bakery. Damit hat er in den letzten sechs Jahren den Markt für vegane Lebensmittel und Ersatzprodukte ordentlich aufgemischt.

Kevin Schmid
Vegan ist im Zentrum seiner Unternehmen: Kevin Schmid vor der bakery bakery. - zVg

Seine Mission: Veganes Essen soll im Alltag spielend leicht zugänglich sein.

Gegensätzliches zusammenbringen

Dass Schmids Konzept derartigen Erfolg verzeichnen würde, war zu Beginn keineswegs absehbar. 2018 verkaufte er vegane Döner aus einem Foodtruck in Bern und auf Festivals.

Damals war diese Form von veganem Essen noch völlig neu. Auch, dass jemand mit Tattoos und einem coolen Käppi veganes Fastfood zubereitete, irritierte anfangs. War Veganismus nicht ausschliesslich etwas für Bio-Extremisten und Hippies?

Diner vegan in Bern
Vegan American Diner in einem ausrangierten Linienbus: Mit diesem Gastroprojekt hat Schmid scheinbar gegensätzliches zusammengebracht. - zVg

Schmid widerlegte diese Vorurteile mit seinen innovativen Gastronomiekonzepten. Vom Foodtruck ging es weiter zu einem Pop-up in einem ausgemusterten Linienbus. Darauf folgte ein Restaurant im American Diner Stil. Eine klare Botschaft: Fast Food und vegan passen zusammen.

Es hagelte Kritik

Doch Schmid erkannte rasch, dass « man knallhart auseinandergenommen wird, wenn man versucht, etwas zu bewirken.» Je mehr er polarisierte, desto kritischer wurde er betrachtet.

Trotz mitunter harter Kritik an seinen veganen Projekten liess er sich nicht entmutigen. Im Gegenteil! Er legte noch mehr Wert darauf, ein ehrliches, authentisches und möglichst nachhaltiges Unternehmen aufzubauen. Mit Erfolg.

Fleischersatzprodukte wie Döner und Geschnetzeltes folgten bald. Die Marke Outlawz ist heute vielen ein Begriff, denn es gibt die Produkte im Detailhandel zu kaufen.

Ein weiterer Meilenstein: Die Eröffnung einer veganen Bäckerei. Die Bakery Bakery gibt es mittlerweile sogar an acht Standorten.

Vegan Zimtschnecken
Wer der Bakery Bakery auf Instagram folgt, dem wird das Wasser im Mund zusammenlaufen. Hier erhält man einen Einblick in die veganen Genüsse der Bäckerei. - Screenshot Instagram @bakerybakery.vegan

Auf die turbulenten ersten Jahre des Aufbaus folgen nun die unternehmerische Stabilität und Sicherheit. Schmid weiss, dass wirtschaftlicher Erfolg essenziell ist, um seine Vision umzusetzen: «Wenn man in diesem System etwas verändern will, muss man auch wirtschaftlich funktionieren.»

Mit Leidenschaft zum Erfolg

Schmid und sein Team haben geschafft, wovon viele träumen: Ein Unternehmen aufzubauen, das die Welt zum besseren verändert. Was also ist sein Erfolgsrezept?

«Die Leidenschaft», betont er. «Die Leidenschaft, an etwas zu glauben und sich von negativen Kommentaren nicht runterziehen zu lassen. Kurz gesagt: Geht nicht, gibt's nicht.»

Vegan Plakat
Geht nicht, gibt's nicht: Als Schmid mit seinem Foodtruck angefangen hat, konnte er sich wohl noch nicht erträumen, dass die Produkte seiner Firma auf einem riesigen Werbeplakat abgebildet sein werden. - Screenshot Instagram @outlawzfood

Dieser Grundsatz treibt Schmid auch dazu an, seine Produkte kontinuierlich zu verbessern, um ein noch besseres Geschmackserlebnis zu bieten. Das ist wichtig, denn der Hype um Veganismus hat in den letzten Jahren grosse Player der Lebensmittelindustrie angezogen. Leider nicht immer mit hochwertigen Produkten als Resultat.

Und genau diese minderwertigen Produkte könnten das positive Bild des Veganismus zerstören. «Denn probiert jemand ein Produkt, das wie ein Schwamm schmeckt, wird er nie mehr etwas Veganes kaufen», erklärt Schmid.

Vegan ist in der Mitte angekommen

Trotzdem betrachtet er den Veganismus-Hype nicht ausschliesslich negativ: «Der Megatrend ist in der Gesellschaft angekommen. Für viele Menschen ist es normal, ab und zu einen veganen Burger zu essen.»

Schmid ist zuversichtlich, dass Veganismus bald genauso anerkannt sein wird wie vegetarische Ernährung. «Und dies trotz der starken Fleisch- und Milchlobby in der Schweiz.»

Die breite Unterstützung für vegane Lebensmittel zeigt sich auch im aktuellen Crowdinvesting der Bakery Bakery. Vor zwei Wochen erst ging die Kampagne online. Bereits jetzt wurde die erste Etappe von 500'000 Schweizer Franken erreicht. Ein Zeichen dafür, dass viele Menschen an den Erfolg des jungen Unternehmens und an eine nachhaltige vegane Zukunft glauben.

Kaffee und gipfeli vegan
In der Bakery Bakery gibt es eine reichhaltige Auswahl an veganem Gebäck. Das Konzept kommt gut an. - Bakery Bakery

Und gerade, weil viele Menschen offen sind, vegane Lebensmittel auszuprobieren, muss das Angebot noch breiter werden, findet Schmid. Auch in der Gastronomie bestehe Ausbaubedarf, um eine unkomplizierte vegane Ernährung im Alltag zu ermöglichen, so Schmid. Daher gründete er das Projekt Green Gastro Club.

Über diesen bietet er Caterings und Kochkurse für Profis an. Oft sind Köche nämlich interessiert an veganen Optionen und Ersatzprodukten. Sie wissen jedoch nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Mehr Mitgefühl und Verständnis

Kevin Schmid gehen anscheinend nie die Ideen und die Energie aus. Was wünscht er sich für die Zukunft seiner Unternehmen und für sich selbst? «Mehr Verständnis und mehr Mitgefühl füreinander, nicht nur im veganen Bereich.»

Zu schnell werde man abgeurteilt, wenn mal etwas nicht klappt oder ein Fehler passiert. Schmid weiss aber, dass Unternehmer immer wieder Fehler machen. Aber die Chance zu erhalten, daraus zu lernen, macht einen besser.

Auch bei seiner jüngsten Idee zweifelte er zuerst, ob das ein Fehler sei. Am 3. Februar gelang ihm mit seinem Team der Bakery Bakery ein Weltrekordversuch. Auf dem Waisenhausplatz in Bern haben sie das grösste vegane Gebäck der Welt hergestellt: ein Pain au Chocolat.

An dieser verrückte Leckerei hatte hoffentlich niemand etwas auszusetzen.

Kommentare

User #5106 (nicht angemeldet)

Tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Käse, Fisch etc. konsumieren ist für die Gesundheit nicht nötig. Deshalb: Vegan leben statt Tiere quälen! Punkt.

User #2916 (nicht angemeldet)

Ich habe mal aus Versehen eine vegane Schokolade gekauft. Ahnungslos habe ich nach dem ersten Biss gedacht: "Boah, das ist keine gute Schokolade..." Dann habe ich das Verpackungspapier genau studiert. Aha, darum!

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