Digitales Schulmagazin: So war das Leben in der Festung Crestawald
Im Rahmen eines Pilot-Projekts zwischen der Schule Rheinwald und Nau.ch schreibt ein Schüler über das Leben in der Festung Crestawald in Sufers.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Artilleriewerk Crestawald, Verteidigung gegen die Gefahren der Italienischen Grenze.
- Im 2. Weltkrieg war die Crestawald Festung ein hochgeheimer Stützpunkt des Militärs.
«Die besten Festungen sind die, die man nie braucht. So haben sie ihren Zweck erfüllt, kein menschliches Leid, keine Zerstörung. Sie haben den potenziellen Angreifer so weit abgeschreckt, dass er nicht gekommen ist», sagt Hans Stäbler. Stäbler ist Präsident des Vereins Festungsmuseum Crestawald.
Commercialstrasse
Der Nutzen der Festung Crestawald für die Commercialstrasse war sie zu verteidigen. Zu verhindern, dass der Feind die Strasse für einen Einmarsch ins Tal missbraucht.
Zusammenhänge der Festungen bei Sufers mit der Festung Crestawald
Der Bunker in Sufers und das Gegenwerk Geissrücken West bei der Staumauer des Sufnersees waren eine Vorsperre für Crestawald. Die Festung beim Lai da Vons war ein Schutz. So hätten die Feinde die Festung nicht umgehen und über die Berge Richtung Schams vorrücken können.
Verteidigung
Im Falle eines Luftangriffes hätte man mit der Flugabwehr ( Flab ) die feindlichen Flugzeuge beschossen.
Bei einem Truppen-Angriff über den Splügenpass wären die beiden Artilleriekanonen «Silvia» und «Lucrezia» zum Einsatz gekommen. Man beobachtete mit einem Posten auf dem Grenzberg Spadolazzo die Bewegungen des italienischen Militärs in Monte Spluga.
Bevor man die Feinde beschossen hätte, hätte man Warnungen über den schweizerischen Botschafter in Rom gegeben. Man hätte ihnen Ultimaten gestellt und erst dann, wenn die Warnungen ignoriert worden wären, wäre auf die Feinde geschossen worden. Sonst galt die Grundregel: «Wir schiessen erst, wenn der Feind uns beschossen hat», sagt Herr Stäbler.
Das Artilleriegeschütz Lucrezia
Die Kanonen wurden auf die Namen Silvia und Lucrezia getauft. Die Namen stammen von den Töchtern des Abschnittskommandanten der Festung Crestawald.
Das Artilleriegeschütz Lucrezia hatte eine Reichweite von 17 km. Maximal konnte sie bis San Bernardino Dorf schiessen. Im 2. Weltkrieg wurden mit der Lucrezia und der Silvia circa 400 Granaten geschossen.
Der Alltag in der Festung
Die Festung war rund um die Uhr in Betrieb. Der Alltag war in drei Schichten aufgebaut: acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit, acht Stunden Schlaf. Es herrschte ein recht eintöniger Alltag in der Festung Crestawald.
Das Training für den Ernstfall wurde zuerst mit den persönlichen Waffen geübt. Danach wurde auch mit den Festungswaffen, den Maschinengewehren und den Kanonen trainiert. Nicht nur theoretisch, sondern auch mit scharfer Munition.
In der ganzen aktiven Zeit der Artilleriefestung wurden insgesamt 10'000 Granaten verschossen.
Wiedereinsetzung der Festung?
Die Festung wäre bei einem Kriegsfall noch als Luftschutzkeller nutzbar, jedoch nicht mehr gegen Giftgase und Chemikalienstoffe geschützt.
Im Ernstfall wären zwei Minenwerfer mit Kaliber 12 cm in der Nähe des Dorfes stationiert. Der Ersatz für die Artillerie der Festung.
Das ist eine Kartenskizze der deutschen Operationsstudie «Tannenbaum» gegen die Schweiz.
Evakuierung im Notfall
Es gibt zwei Notausgänge aus der Festung, den einen unter der Kanone «Lucrezia», den anderen im Obersten Bereich der Festung. Die Notausgänge liegen in Angriffsrichtung.
Ein Brand hätte fatale Folgen in einer Untertaganlage. Crestawald hat einen Höhenunterschied, die Luftzüge würden in kürzester Zeit die Hitze in der ganzen Festung verteilt sein.
Der Rauch würde an den höchsten Punkt der Festung steigen. Dazu käme das Problem, dass es viele Mittel gibt, die eine Explosion erzeugen könnten. Es gab ständig vier Personen des Werkschutzes, die für den Feuerlöschdienst bereitstanden. So wurden grössere Brände verhindert.