Informationskompetenz: Die Kunst, Überzeugungen zu überprüfen

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Bern,

Wenn sich eine Überzeugung gebildet hat, hinterfragen wir diese meist nicht mehr. Professor Trecek-King entwickelte 6 Fragen zur Informationskompetenz.

Informationskompetenz
Professor Trecek-King entwickelte sechs Fragen, die uns helfen, unsere Überzeugungen zu überprüfen. - zVg.

Das Wichtigste in Kürze

  • Einmal gebildete Überzeugungen hinterfragen wir meist nicht mehr.
  • Wichtig ist, die Überzeugungen zu hinterfragen, um die Informationskompetenz zu stärken.
  • Sechs hilfreiche Fragen, um unsere Überzeugungen zu überprüfen.

Unsere Überzeugungen beeinflussen unser Handeln, unsere Entscheidungen und Informationskompetenz. Aber wir denken nicht immer daran, unsere Überzeugungen zu hinterfragen. Meistens glauben wir einfach das, was andere um uns herum glauben oder was man uns gesagt hat.

Vielleicht hat man eine anschauliche oder emotionale Geschichte gehört. Oder wir selbst haben eine persönliche Erfahrung gemacht, die diese Überzeugung bestätigt. Schliesslich weiss man etwas am besten, wenn man es selbst gesehen oder erlebt hat. Oder eben gerade nicht.

Der Bestätigungsfehler

Unsere persönlichen Erfahrungen können sehr irreführend sein. Sich auf persönliche Erlebnisse zu verlassen, ist eine Garantie dafür, in die Irre geführt zu werden. Genauso irreführend ist es, nach Beweisen zur Bestätigung unserer Erfahrungen suchen.

Wir denken gerne, dass wir Beweisen folgen, um zu einer Schlussfolgerung zu gelangen. In Wirklichkeit kommen wir auf irrationale Weise zu unseren Überzeugungen. Und dann arbeiten wir rückwärts, suchen also Beweise, die unsere Überzeugung bestätigen. Das nennt man den Bestätigungsfehler.

Überzeugungen widerlegen: Die Falsifikation

Der Trick ist, nicht nach Beweisen zu suchen, die unsere Überzeugung unterstützen. Wir müssen nach Beweisen suchen, die unsere Überzeugungen widerlegen. In der Wissenschaftstheorie spricht man von Falsifikation.

Selbstverständlich gibt es Überzeugungen, die nicht beweisbar sind. Zum Beispiel, dass Katzen die besten Haustiere sind. Solche Überzeugungen sind nicht überprüfbar und Beweise sind bedeutungslos. Es könnte wahr sein, aber wir werden es nie mit Sicherheit wissen.

Grautöne in einer komplexen Welt

Bei überprüfbaren Überzeugungen gilt es, nach qualitativ hochwertigen Beweisen zu suchen. Wir suchen nicht nach Anekdoten, unzuverlässigen «Nachrichten»-Seiten, Social Media Gruppen oder ausgewählten «Experten».

Zudem können wir umso sicherer sein, dass eine Überzeugung wahr ist, je mehr Beweise wir haben und umgekehrt. Übervertrauen basiert oft auf einer Illusion von Wissen und kann uns davon abhalten zu lernen oder unsere Meinung zu ändern. Die Wirklichkeit ist komplex. Es ist wichtig, sich die Grautöne zu eigen zu machen und Schwarz-Weiss-Denken zu vermeiden.

Sechs Fragen zur Überprüfung der Überzeugungen

Wir müssen uns angewöhnen, zu hinterfragen, was wir glauben, um unsere Informationskompetenz zu stärken. Ein gesunder Skeptizismus ist eine wichtige Voraussetzung dafür. Wir müssen Beweise einfordern, bevor wir eine Überzeugung akzeptieren. Und wir müssen die Bereitschaft pflegen, unsere Meinung zu ändern.

Um die eigenen Überzeugungen effektiv hinterfragen zu können, gibt es sechs von Professor Trecek-King entwickelte Fragen.

Professor Melanie Trecek-King, eine führende Expertin zu Desinformation bei einer Präsentation ihrer Initiative «Thinking is power» («Denken ist Macht»). - zVg.

Wie sicher ist es, dass die Überzeugung wahr ist? Die Frage sollte man entlang eines Spektrums (0-100%) beantworten und dabei versuchen, die Extreme zu vermeiden.

Was ist die Quelle der Überzeugung? Hier sollte man so konkret wie möglich sein. War es eine persönliche Erfahrung? Hat man es von jemandem gehört, zum Beispiel von einem Elternteil oder einem Freund? Kam es aus sozialen Medien oder einer Nachrichtenquelle?

Was sind die Gründe der Überzeugung? Was ist die Evidenz? Liegt eine ausführliche Analyse zugrunde?

Wie kann man den Wahrheitsgehalt der Überzeugung prüfen? Übernatürliche, vage oder subjektive Überzeugungen sind nicht überprüfbar. Sie sind nicht unbedingt unwichtig oder gar unwahr, aber sie basieren nicht auf Beweisen. Wie würde die Widerlegung der Überzeugung aussehen?

Wie würden man sich fühlen, wenn man falsch läge? Wenn wir etwas glauben wollen, neigen wir dazu, uns selbst zu täuschen. Wenn man sich also durch den Gedanken, falsch zu liegen, unwohl fühlt, dominieren möglicherweise die Emotionen die Argumentation.

Welche Beweise würden unsere Meinung ändern? Als kritische Denker sollten wir immer bereit sein, unsere Meinung anhand von Beweisen zu ändern.

Kommentare

User #5698 (nicht angemeldet)

Gerbner unterscheidet in seinem Kultivierungsansatz zwei Prozessen der Kultivierung, dem "Mainstreaming“ und dem „Resonance“-Prozess. Man spricht von Mainstreaming, wenn das Fernsehen die Ansichten von abweichenden Gruppen in Richtung Mehrheitsmeinung anpasst, d.h. bei Wenigsehern liegen die Realitätsvorstellungen und Meinungen deutlich weiter auseinander als dies bei Vielsehern der Fall ist. Springer Buch: Medienpsychologie - Batinic, Bernad, Appel, Markus

User #3803 (nicht angemeldet)

Gerbner untersuchte in den 1970er Jahren die Rolle des Fernsehens (Heute Socialmedia, Internet, Online Medien etc) bei der Vermittlung des Weltbildes der Rezipienten. Seine These: Gerade Vielseher, also Menschen, die mehrere Stunden täglich fernsehen, werden durch das Fernsehen kultiviert und sehen die Welt so, wie sie im Fernsehen vermittelt wird. Er entwickelte das so genannte Mainstreaming-Konzept, demzufolge das Fernsehen Einstellungsunterschiede in der Bevölkerung angleicht und zu einer Konvergenz der Standpunkte führt. (wiki = im ferneren Bezug auf Priming) Wer das kapiert, bewegt sich kompetent durch die Medien...

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