Innovation: Fünf grosse Schweizer Erfinder
Das Wichtigste in Kürze
- Martin Othmar Winterhalter hat den Reissverschluss unter die Menschen gebracht.
- Armand und Henri Dufaux zog es stattdessen in die Lüfte.
- Adolph Rickenbacher inspirierte die Beatles und Co.
- Ohne Maximilian Oskar Bircher-Benner gäbe es kein «Birchermüesli».
Die Schweiz: das Land der Berge, Uhren, Käsesorten und Schokolade. Wir sind für so manche Besonderheit und Innovation bekannt. Das hat zwangsläufig zur Folge, dass unser Land so einige grossartige Erfinder hervorgebracht hat. Wir stellen Ihnen fünf geschichtsträchtige Exemplare aus unterschiedlichen Bereichen vor.
Martin Othmar Winterhalter und sein «Riri»
Stellen Sie sich vor, Sie müssten bei all Ihren Kleidungsstücken auf sämtliche Reissverschlüsse verzichten. Dank der Innovation von Pionieren wie Martin Othmar Winterhalter ist das glücklicherweise nicht der Fall.
Gemäss der «Denkmalpflege Schweiz» wurde der spätere Reissverschlussproduzent 1889 geboren. Er war von Anfang an ein umstrittener Charakter, der sich mit seiner Familie, Lehrern und Autoritäten anlegte. Sein Jurastudium finanzierte er sich, indem er ein selbst entwickeltes Bruchband für Hernien in Serie produzierte.
Später lernte er den Amerikaner Guideon Sundbäck kennen. Dieser hatte einen Vorreiter des modernen Reissverschlusses entwickelt und war auf der Suche nach einem Abnehmer. Winterhalter griff die Innovation auf, entwickelte sie weiter und erwarb das Patent für Europa.
Sein grosser Verdienst bestand vor allem darin, dass mit seinem neuen Konzept eine Serienproduktion des revolutionären Verschlusses möglich wurde. Unter dem Namen «Riri» revolutionierte er die Reissverschlussproduktion in Wuppertal und expandierte weltweit.
Obwohl «Riri» zeitweise den Reissverschlussmarkt dominierte, sanken die Gewinne im Laufe der Zeit aufgrund der eintretenden billigen Massenproduktion der Innovation. Winterhalter verlor sein Vermögen, wurde für geisteskrank erklärt und in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, wo er 1961 verstarb.
Hoch hinaus mit Armand und Henri Dufaux
Die Brüder Armand und Henri Dufaux waren vielseitige Talente, die sich in verschiedenen Bereichen einen Namen machten. Gemeinsam mit Henri konstruierte Armand 1901 den Motosacoche-Motor für Fahrräder und setzte damit einen Meilenstein in der Mobilitätsindustrie. Im Jahr 1905 schufen sie einen Helikopter.
Später folgte ein Doppeldecker, mit dem Armand im Jahr 1910 als erster Mensch den Genfersee der Länge nach überflog. Dafür gewann er den angesehenen Perrot-Duval-Preis.
1912 entschieden sich die Brüder, den Flugzeugbau aufzugeben und ihre Patente zu verkaufen, wie das Historische Lexikon Schweiz schreibt. Henri wandte sich dann der Kunst zu und wurde ein angesehener Buch- und Zeitschriftenillustrator.
Seine Reisen nach Afrika und Ozeanien während der Zwischenkriegszeit inspirierten seine Arbeit, darunter das Werk «Forêt équatoriale». Dieses brachte ihm das Kreuz der Ehrenlegion ein. So haben die Brüder ihre Talente in Mechanik, Luftfahrt und Kunst in verschiedenen Lebensphasen erfolgreich eingesetzt.
Adolph Rickenbacher: Vater der E-Gitarren
Vielleicht hätte so mancher Musikklassiker ohne die Konstruktionen des Schweizers Adolph Rickenbacher ganz anders geklungen: Der Innovation E-Gitarre sei Dank.
Rickenbacher wurde 1887 in Basel geboren. Vier Jahre später wanderte die Familie in die USA aus, wo er fortan lebte.
1931 gründete er gemeinsam mit George D. Beauchamp die Electro String Instrument Corporation, welche vollelektrische Musikinstrumente und Verstärker entwickelte und herstellte. Die «Rickenbacker Electro Instruments» waren die ersten modernen elektrischen Gitarren.
Aus dem ursprünglichen Unternehmen ist schliesslich die Rickenbacker International Corporation (RIC) hervorgegangen, deren Geschichte sich nun über 92 Jahre erstreckt. Die klangliche Präsenz der Rickenbacker-Instrumente hat einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Musikgeschichte gehabt: Von den 1930er-Jahren mit hawaiianischen Musikern über die Beatles und Byrds bis zu den Jazz-Bassisten der 1990er-Jahre. Nicht zu vergessen sind dabei auch die aktuellen Rockbands auf MTV.
Eine wohlschmeckende Innovation von Maximilian Oskar Bircher-Benner
Bei unserem letzten «Erfinder» handelt es sich nicht um einen Technik-Guru. Allerdings hat es sein Name mit dem «Birchermüesli» mehr als wohl jeder andere mit eidgenössischem Ursprung um die Welt geschafft.
Bircher-Benner war ein ethischer Arzt und Forscher, der 1905 eine bahnbrechende Ernährungslehre veröffentlichte. Seine These besagt, dass nicht die Kalorien, sondern die Energieordnung in der Nahrung für Gesundheit und Heilung entscheidend seien.
Er bezeichnete lebendige Pflanzenzellen als Lichtakkumulatoren und entwickelte eine darauf basierende Therapie. Gemäss dem Medizinischen Zentrum Bircher-Benner gehörten unter anderem Zar Nikolaus II., Golda Meir und Rainer Maria Rilke zu den prominenten Patienten seiner Klinik.
Er pflegte zudem Freundschaften mit Maria Montessori, Auguste Forel, Sigmund Freud, Carl Gustav Jung und Carl Spitteler.