Rechtsschutz: Ist ein codiertes Arbeitszeugnis erlaubt?
Gerade früher waren codierte Arbeitszeugnisse gang und gäbe. Doch sind codierte Arbeitszeugnisse heute eigentlich rechtens? Eine Rechtsanwältin gibt Auskunft.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit einem Arbeitszeugnis wird die Leistung eines Arbeitnehmers objektiv dargestellt.
- Doch was passiert bei Codierungen?
- Rechtsanwältin Alina Murano gibt Auskunft.
Eine Nau.ch Leserin hat sich gemeldet, da sie befürchtet, dass ihr Arbeitszeugnis Codierungen enthält. Was gilt da rechtlich? Ist es erlaubt? Die Rechtsexpertin Alina bei Emilia Rechtsschutz geben Auskunft. Und zwar gilt grundsätzlich: Codierungen sind nicht erlaubt!
Nach dem Schweizer Recht gilt für Arbeitszeugnisse das Gebot der Klarheit und Wahrheit. Das bedeutet, dass das Zeugnis so formuliert sein muss, dass es für alle verständlich und nachvollziehbar ist. Versteckte Hinweise oder codierte Aussagen haben darin nichts verloren. Das Ziel eines Arbeitszeugnisses ist es, die Leistung und das Verhalten eines Arbeitnehmers objektiv darzustellen – ohne dass der Leser zwischen den Zeilen lesen muss.
Muss ein Arbeitszeugnis immer positiv sein?
Diese Frage wird oft gestellt. Ein Arbeitszeugnis sollte wahrheitsgemäss und wohlwollend formuliert sein. Das bedeutet, dass es sowohl positive als auch negative Aspekte enthalten kann, aber stets in einer fairen und konstruktiven Weise. Es geht darum, ein realistisches Bild des Arbeitnehmers zu vermitteln, ohne dabei seine berufliche Zukunft unnötig zu erschweren.
Das versteht man unter Codierung
Oft werden scheinbar neutrale Formulierungen verwendet, die eine versteckte Bedeutung haben können. Zum Beispiel klingt der Satz «Er bemühte sich stets, seine Aufgaben zu erfüllen» auf den ersten Blick positiv, doch in der Zeugnissprache deutet das auf ungenügende Leistung hin. Ebenso könnte die Aussage «Wir wünschen ihr für die Zukunft alles Gute» darauf hindeuten, dass das Unternehmen froh ist, dass die Person geht.
Was kannst du tun, wenn du vermutest, dass dein Arbeitszeugnis codiert ist?
Zuerst solltest du das Gespräch mit deinem Arbeitgeber suchen und auf die möglicherweise versteckten Formulierungen hinweisen. Viele Arbeitgeber wissen gar nicht, dass sie Codierungen verwendet haben, da solche Floskeln oft unbewusst eingesetzt werden. Es ist daher sinnvoll, offen um eine Änderung zu bitten.
Wenn der Arbeitgeber sich weigert, das Zeugnis zu ändern, hast du die Möglichkeit, rechtliche Schritte einzuleiten. In der Schweiz hast du als Arbeitnehmer das Recht, eine Richtigstellung deines Arbeitszeugnisses zu verlangen. Das bedeutet, du kannst vor Gericht eine Änderung der Formulierungen beantragen, falls sie als codiert oder missverständlich interpretiert werden können.
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Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Emilia Rechtsschutz.