Rechtsschutz: Wann muss ich den Vertrag abschliessen?
Meist ist Rechtsschutz mit einer Wartezeit verbunden. Zwar gibt es auch Policen ohne Wartezeit, doch diese sind dann mit entsprechend höheren Tarifen verbunden.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit der Wartezeit schützen sich Versicherungen vor hohen Kosten.
- Nur ganz selten ist es möglich, Rechtsschutz rückwirkend zu nutzen.
Es ist ein Klassiker aus dem Verkehrsrecht: Vor einigen Wochen waren Sie in einen Verkehrsunfall verwickelt und die Schuldfrage ist umstritten. Sie sind überzeugt, dass der andere Verkehrsteilnehmer schuldig ist.
Allerdings denkt er das Gleiche über Sie. Nun flattert Ihnen auf einmal eine Anklage ins Haus und Sie brauchen ganz schnell Rechtsschutz. Wenn Sie jetzt eine Versicherung abschliessen wollen, wird es teuer. Denn Versicherungsgesellschaften möchten natürlich keine Neukunden, die ihnen sofort hohe Kosten verursachen.
Die Wartezeit auf den Rechtsschutz
Wenn Sie eine Rechtsschutzversicherung abschliessen, gilt je nach Gesellschaft und Police eine Wartezeit (auch Karenzfrist genannt). In der Regel dauert diese zwei bis drei Monate. Erst danach können Sie erstmalig von der Versicherung Gebrauch machen.
Damit schützt sich die Gesellschaft einerseits davor, sofort die Kosten für eine bestehende gerichtliche Auseinandersetzen zu tragen. Andererseits verhindert dies, dass neue Versicherungsnehmer sofort einen Prozess anbahnen.
Ein Beispiel: Sie streiten seit Jahren mit dem Nachbar über die konkrete Grundstücksgrenze. Jetzt platzt Ihnen der Kragen. Sie schliessen eine Rechtsschutzversicherung ab, die Sie vor hohen Kosten schützen soll.
Im Anschluss beauftragen Sie am nächsten Tag einen Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung Ihrer Interessen. So schnell geht es natürlich nicht.
Laut dem Bundesamt für Statistik ereigneten sich im Jahr 2021 über 17'000 Verkehrsunfälle mit Personenschaden in der Schweiz. Alleine diese Zahl sollte einem schon zu denken geben, ob ein Rechtsschutz nicht doch wichtig ist.
Bei Vertragsabschluss Kosten vergleichen
Viele Versicherungen werben ganz offensiv mit Rechtsschutz ohne Wartezeit. Doch was gut klingt, hat natürlich einen Haken: Diese Tarife liegen weit über denen für eine reguläre Police mit Karenzfrist. Dies kann sich lohnen, wenn Sie in einen sehr teuren Rechtsstreit verwickelt sind.
Geht es jedoch lediglich um einen geringfügigen juristischen Streitfall, ist es meist günstiger, den Rechtsanwalt aus eigener Tasche zu bezahlen. Vor allem dann, wenn Sie eindeutig im Recht sind und klar ist, dass die Gegenpartei die Gerichtskosten tragen muss.
Ausnahmen bei der Karenzfrist
Daneben gibt es immer wieder Ausnahmen. Einige Versicherungen lassen die Wartezeit zum Beispiel bei Verkehrsunfällen fallen, wenn die Aussicht positiv ist. Dies kann zum Beispiel sein, wenn die Unfallschuld eindeutig bei der Gegenpartei lag und Sie nun Schmerzensgeld und/oder Schadenersatz fordern.
Die Karenzzeit entfällt ausserdem, wenn Sie die Versicherung wechseln. Dies gilt auch, wenn Sie bereits in einen Rechtsfall verwickelt sind. Galt der Rechtsschutz hier bei der alten Versicherung, wird ihn die neue Versicherung in der Regel weiterführen.
Allerdings sollten Sie unbedingt nachfragen und auf den existierenden Rechtsfall hinweisen.
Kühlen Kopf beim Rechtsschutz behalten
Auf keinen Fall sollten Sie sich aus Panik zum übereilten Abschluss einer Rechtsschutzversicherung hinreissen lassen. Es lohnt sich auch bei Tarifen ohne Wartezeit die verschiedenen Angebote zu überprüfen.
Achten Sie dabei auch sorgfältig auf das Kleingedruckte.
Noch besser ist es natürlich, eine Versicherung ohne akuten Anlass zum günstigen Tarif abzuschliessen. So können Sie einem etwaigen Streitfall mit Nachbarn am Arbeitsplatz oder nach einem Verkehrsunfall entspannt entgegensehen.