Rohstoffe: So wichtig ist Kohle in unserem Alltag
Weltweit ist Kohle einer der wichtigsten Energieträger für die Stromproduktion. Er spielt auch bei der Herstellung von Stahl und Zement eine zentrale Rolle.
Das Wichtigste in Kürze
- Kohle ist weltweit eine der wichtigsten Energiequellen.
- In der Industrie ist Stahlkohle wichtig bei der Stahl- oder Zementproduktion.
- Bei der Anwendung unterscheidet man zwischen Kraftwerks- und Stahlkohle.
Kohle – ein Rohstoff, den viele mit rauchenden Hochöfen während der Industrialisierung vor zweihundert Jahren verbinden. Doch die Geschichte des Rohstoffs beginnt schon viel früher. Bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde er in Europa im kleinen Rahmen abgebaut und in Schmieden als Brennstoff verwendet.
Ab dem 19. Jahrhundert wurde Kohle zu einer zentralen Energiequelle, die das Wirtschaftswachstum massgeblich vorantrieb. In vielen Ländern, einschliesslich der Schweiz, spielte der Rohstoff eine entscheidende Rolle als Entwicklungsbeschleuniger.
345 Millionen Jahre alt
Je tiefer die Kohle in der Erde liegt, desto älter ist sie und desto länger dauerte der Umwandlungsprozess von organischen Stoffen zu Sedimentgestein. Einfach ausgedrückt: Durch Zeit und Druck werden Pflanzenreste zu Kohle. Je länger der Druck das Wasser aus dem Gestein presst, desto höher wird die Dichte. Die ältesten Kohlelagerstätten entstanden vor etwa 280 bis 345 Millionen Jahren.
Kohlevorkommen gibt es in vielen Ländern auf allen Kontinenten. Mehr als 90 Prozent der gesamten nachgewiesenen Kohlereserven der Welt befinden sich in nur zehn Ländern. Die USA führen die Liste an. Weitere Länder mit grossen Kohlereserven sind China, Australien, Russland und Indien.
Kohle ist nicht gleich Kohle
Je höher die Energiedichte der Kohle ist, desto mehr Energie wird beim Verbrennen freigesetzt. Entsprechend gibt es verschiedene Arten von Kohle. Kraftwerkskohle wird hauptsächlich zur Stromerzeugung in Kraftwerken verwendet. Sie hat einen geringeren Kohlenstoffgehalt und höhere Feuchtigkeits- und Ascheanteile.
Stahlkohle hingegen hat einen höheren Kohlenstoffgehalt und wird zur Herstellung von Koks verwendet, einem wesentlichen Bestandteil bei der Stahlproduktion.
Der Prozess, bei dem aus Stahlkohle Koks entsteht, wird Verkokung genannt und beinhaltet das Erhitzen von Stahlkohle bei hohen Temperaturen in Abwesenheit von Luft, wodurch flüchtige Bestandteile entfernt werden, und ein festes, kohlenstoffreiches Produkt entsteht.
Kohle als grösster Energielieferant
Kohle spielt nach wie vor eine zentrale Rolle in der globalen Stromproduktion. Weltweit werden rund 36 Prozent des Stroms aus Kohle erzeugt. In der Schweiz spielt der Rohstoff jedoch keine wichtige Rolle in der Stromproduktion.
Gemäss dem Bundesamt für Energie stammen nur knapp zwei Prozent des in der Schweiz produzierten Stroms aus fossilen Energieträgern (Öl, Gas und Kohle). Die schweizerische Energie-Stiftung hat den Energiemix der vier grössten Schweizer Stromproduzenten 2020 ausgewertet. Dort wird der Anteil an Kohlestrom mit 0,3 Prozent angegeben.
In anderen Ländern spielt Kohle jedoch eine zentrale Rolle. Besonders in China, Indien und Indonesien ist der Kohleverbrauch in den letzten Jahren stark gestiegen. Gemäss der International Energy Agency waren die drei Länder zusammen mit Vietnam und den Philippinen 2023 für über 70 Prozent des weltweiten Kohleverbrauchs verantwortlich.
Kohleausstieg benötigt Kohle
Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien, denn Kohle ist eine der grössten Quellen von Treibhausgasemissionen. Doch um aus der Kohle auszusteigen, benötigt man zunächst Kohle. Denn die Infrastruktur dafür muss vielerorts erst noch gebaut werden. Das braucht viel Strom, Stahl und Zement.
Bei der Produktion dieser Materialien spielt Kohle noch eine entscheidende Rolle. Rund 70 Prozent der Stahl-, 90 Prozent der Zement- und 61 Prozent der Aluminiumproduktion verwenden weltweit gesehen Kohle als Rohstoff oder Energiequelle.
Gerade diese Materialien sind wichtig, vor allem für den Bau von Infrastruktur. Gemäss Aussagen des Bundes wurde 2020 für die Realisierung und den Unterhalt von Bau- und Infrastrukturprojekten in der Schweiz rund 5 Millionen Tonnen Zement verbraucht.
Basis für die Zukunft
In naher Zukunft wird Kohle vermutlich durch andere Energiequellen abgelöst. In einem Bericht schreibt die International Energy Agency, dass 2022 mit 8,42 Milliarden Tonnen der bisherige Höchststand in der globalen Kohlenachfrage erreicht wurde. Bis 2050 soll sich der Bedarf um etwa 70 Prozent verringern.
Kohle, einst ein Symbol der Industrialisierung und des wirtschaftlichen Aufschwungs, steht heute an einem Wendepunkt. Während sie über Jahrhunderte hinweg als unverzichtbare Energiequelle diente und das Fundament für viele industrielle Fortschritte legte, ist ihre Zukunft nun ungewiss. Die Herausforderungen des Klimawandels fordern den Umstieg auf nachhaltigere Energiequellen.
Doch der Übergang zu erneuerbaren Energien erfordert vorerst noch den Einsatz von Kohle, um die notwendige Infrastruktur zu schaffen. So schliesst sich der Kreis: Ein Rohstoff, der einst den Fortschritt befeuerte, wird nun benötigt, um den Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu ebnen.