Vegan Alternative: Laborfleisch soll bald in die Schweiz kommen
Ob vegan, fermentiert oder aus Zellen gezüchtet: Fleischalternativen boomen. Bald soll es Zellfleisch auch in der Schweiz und der EU zu kaufen geben
Das Wichtigste in Kürze
- Zellfleisch ist eine vielversprechende Alternative zu konventionellem Fleisch.
- Die Marktzulassung in der Schweiz und der EU wird mindestens zwei Jahre dauern.
- Diesem neuartigen Fleisch begegnen viele Menschen noch mit Skepsis.
Dem Fleisch aus dem Labor, zelluläres oder auch kultiviertes Fleisch genannt, wird eine grosse Zukunft vorausgesagt. Es ist umweltfreundlicher und verbraucht weniger Ressourcen als konventionelles Fleisch.
Und anders als viele pflanzliche Alternativen, soll das kultivierte Fleisch sogar gleich schmecken wie das Original. Denn diese zellbasierten Alternativen sind identisch mit tierischem Fleisch, kommen jedoch ohne die herkömmliche Tierhaltung aus.
Um ein Stück Fleisch zu produzieren, werden nur einzelne Zellen eines Tieres benötigt. Daraus lassen sich im Labor verschiedene Fleischsorten, zum Beispiel Hünchenbrust oder Rindsburger, herstellen. Auch Fisch kann im Labor gezüchtet werden.
Einführung in der Schweiz dauert
Noch ist dieses neuartige Fleisch bei uns nicht verfügbar. Zelluläres Fleisch ist erst in Singapur zugelassen. In den USA erhielten kürzlich zwei Unternehmen (Good Meat und Upside Foods) die Zulassungsbestätigung der Lebensmittelbehörde.
In der Schweiz sind wir von der Markteinführung noch etwas entfernt. Das Swiss Food & Nutrition Valley schätzt, dass es frühestens im Jahr 2025 soweit sein wird. Auch der Cultured Hub in Kempthal, der die Entwicklung kultivierter Produkte grossflächig fördern will, rechnet mit zwei bis drei Jahren.
Die Migros hat immerhin schon konkrete Schritte unternommen: Sie hat eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) mit dem israelischen Food-Tech-Unternehmen SuperMeat unterzeichnet. Geschätzte Markteinführung des Laborfleisches beim Detailhändler soll 2025 sein.
Langer administrativer Prozess in der EU
In der EU sieht die Zeitachse ähnlich aus. Kultiviertes Fleisch ist in Europa noch nicht für die Vermarktung zugelassen. Die Europäische Union hat angekündigt, kultiviertes Fleisch gemäss der Novel Food Verordnung (EU 2015/2283) zu regulieren.
Dieser Prozess besteht aus zwei Hauptphasen: der Risikobewertung mit der Sicherheitsanalyse durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und dem Risikomanagement. Theoretisch könnten diese Phasen jeweils in etwa einem halben Jahr abgeschlossen werden.
«Aber in der Praxis dauert jede Phase ein Jahr, wenn man Glück hat. Und zwei bis drei Jahre, wenn man weniger Glück hat. Diese Zeiträume sind für unsere Mitglieder und Unternehmen sehr lang», sagt Federica Femia, Kommunikationsverantwortliche bei der Organisation «Cellular Agriculture Europe».
Laborfleisch weckt Misstrauen
Das Laborfleisch ist «genauso sicher wie vergleichbare Lebensmittel, die mit anderen Methoden hergestellt wurden». So heisst es in einem Statement der US-amerikanischen Lebensmittelbehörde FDA. Dennoch misstrauen viele Menschen dieser Art von Fleisch.
Der Prozess der Herstellung von kultiviertem Laborfleisch ist noch relativ neu und die wissenschaftlichen Prozesse sind nicht allen zugänglich. Dies kann bei einigen Menschen zu Ablehnung führen.
Zwar kann man in den nächsten zwei Jahren mit der Markteinführung rechnen. Doch bis zur flächendeckenden Akzeptanz wird es deshalb noch ein weiter Weg sein.
Nau Vegan
Im Rahmen der Serie «Nau Vegan» schreibt Mirjam Walser Beiträge zum Thema Veganismus. Als Gründerin der Vegan Business School und langjährige Veganerin ist sie Expertin für Veganismus und den veganen Markt.