Vegan Alternativen mischen den Milchmarkt kräftig auf
Immer mehr pflanzliche Milchalternativen drängen auf den Markt. Selbst Milchhersteller wie Emmi lancieren eigene Produkte, denn vegan wird stark nachgefragt.
Das Wichtigste in Kürze
- Pflanzliche Drinks als Alternative zu Kuhmilch werden immer beliebter.
- Selbst konventionelle Milchverarbeiter steigen auf den Trend auf.
- Der bekannteste Hersteller von Hafermilchprodukten Oatly geht sogar an die Börse.
- Nicht alle Vertreter der traditionellen Milchindustrie begrüssen den Wandel.
Oatly hat den Hype um pflanzliche Milch erst so richtig ausgelöst. Die schwedische Firma hat Haferdrinks geschmacklich auf ein neues Niveau gehoben – und dabei pflanzlichen Milchalternativen einen coolen Anstrich verpasst.
Ihre Hafermilch ist so beliebt, dass es in den USA zwischenzeitlich zu Lieferengpässen kam.
In der Schweiz war Oatly zuerst als Barista-Version nur in den Cafés erhältlich. Nun ist sie auch in den grossen Detailhändlern erhältlich. Die Firma stellt mittlerweile auch Frischkäse, Quark, Joghurt und Glacé her – natürlich alles auf Haferbasis und vegan.
Jetzt drängt die Firma an die US-Börse – und wartet dabei mit beeindruckenden Zahlen auf. Oatly lässt sich mit rund 10 Milliarden US-Dollar bewerten.
Sie ist die erste Firma an der Börse, die pflanzliche Milchersatzprodukte herstellt. Und erst die zweite Firma mit einer Produktpalette, die ausschliesslich vegan ist.
Milchverarbeiter springen auf den Zug auf
Pflanzliche Milchdrinks mischen kräftig den Markt auf. In den USA mussten deshalb bereits zwei Molkereikonzerne Insolvenz anmelden. Das US-Agrarministerium gab zu bedenken, dass sich die Popularität pflanzlicher Drinks negativ auf den Absatz von Kuhmilch auswirke.
Die konventionellen Milchverarbeiter können diesen Wandel nicht ignorieren, schliesslich bedroht er ihr Geschäftsmodell. Einige haben die Zeichen der Zeit erkannt und machen bei diesem Trend mit, zum Beispiel Emmi.
Mit der Marke beleaf hat der grösste Kuhmilchverarbeiter der Schweiz ein gelungenes Produkt in die Regale gebracht. Unter beleaf führt Emmi Alternativen zu Joghurt, Milch, Crème Fraîche, Rahm und Desserts, die vegan sind.
In den Regalen der Detailhändler nehmen pflanzliche Drinks mancherorts bereits mehr Platz ein als Kuhmilch. Getränke aus Mandeln, Hafer, Soja, Cashewnüssen, Hanf oder Reis bedrängen die klassische Milch.
Milchwirtschaft wehrt sich
Nicht überraschend nehmen einige Vertreter der Milchindustrie diese Veränderung als bedrohlich wahr. Mit regulatorischen Hindernissen wird deshalb den Pflanzendrinkanbietern das Leben schwer gemacht.
In der EU und der Schweiz ist es seit Längerem verboten, pflanzliche Milchalternativen mit «Milch» anzuschreiben oder zu bewerben. Deshalb hat sich der Begriff «pflanzlicher Drink» durchgesetzt.
Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich aber die Bezeichnung «Hafermilch» oder «Milchersatz» längst etabliert. Denn die Produkte finden den gleichen Anwendungsbereich wie das tierische Vorbild, obwohl sie ein anderes Ernährungsprofil aufweisen.
So haben sich die veganen Milchersatzprodukte und deren Gebrauch längst im Alltag integriert. Im Kaffee, Müsli oder im Smoothie werden immer öfters pflanzliche Milchalternativen verwendet.
Noch stellen sie eine Nische im Vergleich mit dem Markt für tierische Milch dar. Doch die Varietät und das hohe Tempo bei der Einführung neuer Produkte ist beeindruckend. Es ist zu erwarten, dass der klassische Milchmarkt in Zukunft kräftig durchgeschüttelt wird.
Nau Vegan
Mirjam Walser schreibt für Nau.ch regelmässig zum Thema vegan. Sie hat unter anderem ein veganes Start-up-Netzwerk gegründet und hilft Menschen, die ein veganes Business starten wollen bei ihrem Vorhaben.