«Roommate Syndrome»: Wenn der Partner nur noch Mitbewohner ist
Du fühlst dich eher wie ein Mitbewohner in der gemeinsamen Wohnung? Romantik ist lange her? Ihr seid Freunde, aber das war's irgendwie auch? Was ist da los?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Begriff «Mitbewohnersyndrom» bezeichnet ursprünglich typische Probleme einer WG.
- In Bezug auf eine Partnerschaft steht er für das «Schwinden» von Romantik im Alltag.
- Reflexion, alleine und gemeinsam, ist ein erster Schritt zum Weg zurück zueinander.
Der Begriff «Roommate Syndrome», auf Deutsch: «Mitbewohnersyndrom», bezeichnet ursprünglich die Dynamik und die Herausforderungen, die in einer Wohngemeinschaft oder beim Zusammenleben mit Mitbewohnern auftreten können.
Hier geht es vor allem um Spannungen: Konflikte über Sauberkeit, die Privatsphäre und wenn im Kühlschrank was fehlt, was man extra, wirklich extra für einen besonderen Moment aufgehoben hatte.
Im Fokus: Das «Schwinden» von typischen Eigenheiten einer Partnerschaft
Aber dieser Begriff lässt sich auch auf eine Partnerschaft anwenden. Hier stehen nicht so sehr Konflikte im Fokus, sondern das Schwinden von Romantik und Mangel an Intimitität. Achtung: Nicht die «Abwesenheit» von Romantik, sondern deren «Schwinden». Heisst: Sie war mal da, und das hat sich verändert.
Jetzt geht ihr nur, wenn ihr die Wohnung teilt, wie Mitbewohner miteinander um. Freunde bestenfalls, aber vielleicht auch das nicht mehr. Wie konnte es dazu kommen? Und: Willst du das ändern – wie geht das dann?
Wie konnte es dazu kommen?
Romantik, Intimität und Miteinander brauchen Zeit und Zuwendung. Was zu Beginn einer Partnerschaft wie selbstverständlich ist, läuft genau deshalb Gefahr, irgendwann in den Hintergrund zu rücken.
Wenn «Dringendes» sich in den Vordergrund schiebt. Sei es das Meeting ausser der Reihe mit dem Chef, der Tierarztbesuch mit dem Hund der Freundin, Verpflichtungen des täglichen Lebens – die ihr irgendwann aufteilt, weil das «praktischer» ist. Liebe und Intimität sind ja «da», sie lassen sich also leicht zur Seite schieben, um den Alltag zu bewältigen.
Dass das nicht aufgeht, merkst du spätestens jetzt, wenn du diesen Artikel liest. Und überlegst, wie es dazu gekommen ist, dass du dich wie ein Mitbewohner in der Wohnung deines Partners fühlst. Oder ihn bei dir so erlebst.
So kommt ihr (nicht: «du») da wieder raus
Die gute Nachricht ist: Dass du dich wie ein Mitbewohner fühlst oder deinen Partner so erlebst, heisst nicht, dass gar die Liebe zwischen euch verschwunden ist.
In den meisten Fällen sind solche Empfindungen nicht endgültig. Sie entstehen in Phasen der Routine, Stress oder aufgrund von fehlender Kommunikation von euch beiden. Müdigkeit, der Abwasch, obwohl eigentlich der andere dran ist, die ständige Diskussion, warum er nun den frischen Käse öffnet und der alte für sie bleibt, die ihn nicht in den Müll werfen kann noch will.
Es ist wichtig, offen über die Gefühle zu sprechen und gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten, um die Intimität und Verbindung wiederherzustellen. Wenn ihr beide klar habt, dass ihr weiter gemeinsam funktionieren wollt, und dass Gespräche – auch wenn sie unangenehm sind – aus Liebe und mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen geführt werden, nämlich euch, dann seid ihr auf einem guten Weg.
Warum «Mitbewohnersyndrom» nicht das Gleiche ist wie «Auseinanderleben»
«Auseinanderleben» und das «Mitbewohnersyndrom» sind zwar verwandte Konzepte, beschreiben jedoch unterschiedliche Aspekte von Partnerschaften.
«Auseinanderleben» bezieht sich auf den Prozess, bei dem Partner emotional und oft auch physisch voneinander entfernt werden, was zu einer Entfremdung führt. Dies kann durch verschiedene Faktoren wie unterschiedliche Lebensziele, mangelnde Kommunikation oder Veränderungen in der persönlichen Entwicklung verursacht werden.
Das «Mitbewohnersyndrom» hingegen beschreibt eine Situation, in der Partner mehr wie Mitbewohner als wie romantische Partner leben. Hierbei fehlt oft die Intimität und die emotionale Verbindung, die eine romantische Beziehung normalerweise ausmacht. Es kann sich anfühlen, als ob man einfach zusammenlebt, ohne die tiefere Verbindung, die man einmal hatte.
Allerdings: Vom «Auseinanderleben» ist man hier weit weg. Umso wichtiger, schon jetzt dafür zu sorgen, dass es gar nicht erst dazu kommt. Und das Gespräch sucht, sich verletzlich zeigt und dass der andere einem wichtig ist. Die Arbeit kann auch warten – den Regenbogen seht ihr jetzt.