Warum wir in den Ferien streiten – und was Sie tun können
Wer kennt es nicht: Man ist zusammen guter Dinge losgezogen und schweigt sich wegen einer Bagatelle wenig später an? So vermeiden Sie das Feriendrama.
Das Wichtigste in Kürze
- In den Ferien streiten Paare häufiger als zu Hause.
- Wer unter Jetlag leidet, ist anfälliger für Angst und Wut.
- Klären Sie Erwartungen vorab, um Streit zu vermeiden.
Frühlings- oder Sommerferien – die ersehnte Flucht vor dem Winter, auf die wir uns das ganze Jahr freuen. Wir träumen von möglichen Reisezielen und planen sorgfältig mit unseren Liebsten.
Egal wohin es geht, wir erwarten Freiheit, Sonne, feines Essen und die schönste, entspannendste Zeit überhaupt.
Doch unweigerlich gibt es einen Moment, in dem die Dinge nicht ganz wie erwartet laufen.
Sie schreien Ihre Kinder an, die am Bildschirmen kleben, ihren Partner, der sich trotz GPS verfahren hat oder statt die Kinder zu unterhalten, nur auf der Strandliege liegt und liest.
Am Ende diskutieren Sie die dunkelsten Geheimnisse Ihrer Beziehung vor einer Gruppe von Fremden aus, die wegschauen, weil sie selbst schon in der misslichen Lage waren. Oder Sie sitzen schweigend nebeneinander im Flugzeug und sind sich nicht sicher, ob Sie jemals wieder miteinander sprechen werden.
Erstens: Atmen Sie tief durch. Das ist völlig normal.
Beim Streiten in den Ferien handle es sich um eine Panikreaktion, die in unsere DNA verschlüsselt sei. Sie ist mit dem Amygdala verbunden, einem Teil unseres Gehirns, der an der Verarbeitung von Angst beteiligt ist und nicht nur physische, sondern auch emotionale und psychologische Bedrohungen wahrnehme, erklärt Dr. Antoinette Gupta, Psychologin aus Orange County, USA.
Wenn wir das Gefühl haben, dass wir von unseren Lieben nicht bekommen, was wir brauchen, spüren wir, dass wir für sie keine Bedeutung haben, dass sie nicht für uns da sind. Das verursache physisches Unwohlsein sowie Verhaltensweisen und Emotionen, die dazu dienen, uns selbst zu schützen, vom Rückzug bis zum Angriff.
In den Ferien passiert dies besonders schnell, weil die Erwartungen hoch sind und die Frustrationstoleranz niedrig, so die Expertin. Sie können an einem traumhaft schönen Ort sein, aber Sie sind nicht in Ihrer normalen Routine. Sie könnten sich in einer anderen Zeitzone befinden, Ihr zirkadianer Rhythmus ist gestört und das ganze System eventuell total durcheinander.
Während der logische Teil des Gehirns die Amygdala sonst zum Schweigen bringen könnte, wenn es um kleine Frustrationen geht, übernimmt sie jetzt die Kontrolle und sagt Ihrem Körper, dass Sie in Gefahr sind. Dies kann selbst bei den kleinsten Unstimmigkeiten passieren, selbst wenn es nur darum geht, dass Ihr Partner sich verfahren hat.
Was Sie tun können, um dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten
Bevor Sie losfahren: Erwartungen teilen und auf Unbekanntes vorbereiten. Natürlich sollten Sie kommunizieren. Aber nicht nur über Logistik und das rechtzeitige Erreichen des Flughafens.
Jeder musste seine eigene Recherche durchführen und eine eigene Vorstellung davon haben, was er erleben wollte. Für den einen bedeutete das, die heiligen Tempel zu besuchen, für den anderen Shoppen zu gehen oder am Strand zu lesen. Seien Sie wirklich klar darüber, was jeder tun und fühlen möchte. Probleme entstehen, wenn diese Gespräche nicht stattfinden.
Wer vorher abklärt, was er will und einen Plan macht, damit jeder auf seine Kosten kommt, hat gute Chancen seine Ferien (halbwegs) stress- und streitfrei geniessen zu können.
In der Hitze des Augenblicks: Pause machen und reflektieren
Wenn die Aufregung und Anspannung zu steigen beginnt, können Entspannungstechniken wie Atemübungen und Meditation Wunder wirken. Dies kann allerdings schwierig sein, wenn Sie im Auto unterwegs sind oder sich ein kleines Hotelzimmer teilen. Aber Sie können immer um eine Pause bitten.
Wenn eine Person sich zurückzieht, liege das nicht daran, dass sie sich nicht kümmert, sondern weil sie überfordert sei, erklärt Gupta. Details stauen sich im Laufe der Tage an und dann explodiert man bei einer Kleinigkeit.
Wenn das passiert, halten Sie inne und machen Sie eine Pause. Wenn Sie und Ihr Partner sich einig sind, dass Sie beide bereit sind, gehen Sie zurück und sprechen Sie offen darüber.
Nach dem Streit: Seien Sie nicht zu hart zu sich selbst
Seien Sie gut zu sich selbst und Ihren Liebsten. Jeder streitet sich; jeder macht Fehler. Es ist in Ordnung, gelegentlich einen erwachsenen Wutanfall zu haben.
Perfektion ist nicht möglich und wahrscheinlich ist das auch nicht der Grund, warum Sie gemeinsam Ferien machen. Machen Sie also so schnell es geht einen Strich darunter und erinnern Sie sich daran, warum Sie eigentlich hier sind: um zusammen eine schöne und entspannte Zeit zu haben.