Azoren: Für Wanderer, Walfans und Vulkanforscher
Die Insel Faial gilt als eine der schönsten der Azoren. Touristen geniessen Whale-Watching, Vulkanlandschaften und das Kuriosum Peter Café Sport in Horta.
Das Wichtigste in Kürze
- Für Touristen auf Faial ist Whale-Watching von Blau-, Pottwalen und Delhphinen spannend.
- Auch die Landschaft ist pittoresk, geprägt durch häufige Vulkanausbrüche und Erdbeben.
- Zu wichtigen Attraktionen in Horta zählen der Hafen und das Lokal Peter Café Sport.
Mitten im Atlantik liegt das Archipel der Azoren, Horta seine Hauptstadt, die «blaue Insel» Faial ihre bekanntestes Eiland.
Vor dereren Küste ziehen Blau- und Pottwale sowie Delphine ihre Bahnen.
Harpunen verfolgen sie heute nicht mehr, nur die Kameras der Touristen.
Der kommerzielle Walfang wurde in den 1970er-Jahren eingestellt, die alte Walfabrik an der sichelförmigen Bucht von Porto Pim in ein Informationszentrum umgewandelt.
Heute werden die kreisrunden Wachtürme, die der Jagd dienten, von den Anbietern von Whale-Watching-Touren genutzt. Die zahlende Klientel will die sanften Riesen schliesslich zu Gesicht bekommen.
Auf den ersten Blick wirkt Faial wie ein Stück vom Paradies.
In den langgezogenen Dörfern, die sich an der Küstenstrasse aufreihen und deren Kirchen aus weissem Kalkstein und schwarzem Basalt hoffnungslos überdimensioniert wirken, scheint die Zeit still zu stehen.
Ein paar Dutzend Heilig-Geist-Kapellen mit buntem Anstrich zeugen von der Religiosität der Insulaner.
Die Gefahr als ständiger Begleiter
Azaleen, Lilien, Winden und die allgegenwärtigen Hortensien mit ihren medizinballgrossen Blütenballen tauchen die Insel von Mai bis Dezember in einen Farbenrausch.
An der Küste brechen sich die Wellen des Atlantiks an bizarr geformten Gebilden, spülen angenehm temperiertes Nass in die natürlichen Pools, wo im Juli und August die halbe Insel gefahrlos plantschen kann. Doch die Idylle täuscht.
Kleinere und grössere Erdbeben reissen die Bewohner Faials regelmässig aus dem Schlaf. Die Gefahr, von Vulkanausbrüchen heimgesucht zu werden, ist ständiger Begleiter der Menschen.
Die jüngste Katastrophe liegt gerade einmal gut 50 Jahre zurück. Sie bescherte der Insel einen Flächengewinn von rund zwei Quadratkilometern, dezimierte die Bevölkerungszahl aber um die Hälfte.
Tausende in den schwer betroffenen Dörfern im Westen der Insel emigrierten in die USA, nachdem sie Haus und Hof verloren hatten.
Ein Jahr lang, von 1957 bis 1958, hatte der Vulkan Capelinhos Feuer und Rauch gespuckt, den fruchtbaren Landstrich unter 30 Millionen Tonnen Asche und Lava begraben.
Aus dem Atlantik stieg ein neues Inselchen empor, das sich der Ozean längst wiedergeholt hat. Ein weiteres verschmolz schliesslich mit dem Festland.
Die leeren Augen des Leuchtturms
Die Mondlandschaft an der Westspitze Faials rund um den alten Leuchtturm ist die Attraktion der Azoreninsel schlechthin. Das Leuchtfeuer ist das steinerne Fanal jener Katastrophe.
Seiner Funktion beraubt steht es nun zwischen Aschehügeln und Geröllhalden, das Untergeschoss halb im Sand versunken. Wie leere Augen starren die Fenster aufs Meer hinaus.
Ein schmaler Weg schraubt sich nach oben, vorbei an mickrigen Grasbüscheln, die sich im Kampf gegen den stetig blasenden Wind verzweifelt an den Fels klammern.
Jeden Moment fürchtet man, über den steil abfallenden Weg geweht und von der Brandung verschluckt zu werden.
Doch die unwirklich schöne Aussicht auf die in rot, braun und schwarz schimmernde Wüste eines gefühlt fremden Planeten entschädigt für die Mühen des Aufstiegs.
Als Lindbergh in Horta landete
Was für ein Unterschied ist diese Landschaft zum pittoresken Horta.
In den 1930er-Jahren setzten hier die Wasserflugzeuge der PanAm auf – Flugikone Charles Lindbergh höchstpersönlich hatte dem Inselhafen die höheren Weihen als Zwischenstopp bei Atlantiküberquerungen erteilt.
Heute dümpeln hier Segeljachten aus aller Welt, die auf dem Weg in die Karibik sind oder von dort kommen.
Die Mauern der Marina gleichen einer Freiluftgalerie, weil es für die Besatzungen zum guten Ton gehört, die nackte Betonwand mit dem Namen des Bootes, des Skippers und seiner Crew zu verzieren.
Kaum ein Plätzchen ist mehr entlang der Mole zu finden, weil Jean, Paul und das Team Maya schon früher da waren.
Ein Cafè als Institution der Seefahrer
Abends treffen sich all die Seebären und Seejungfrauen im wohl berühmtesten Lokal der gesamten Azoren: im Peter Café Sport, dank des Wetterhahns in Gestalt eines Pottwals nicht zu übersehen.
Seit 103 Jahren ist der Treffpunkt eine Institution. Bei Peter, dessen Gründer mitnichten Peter, sondern Henrique Azevedo hiess, wird mächtig Seemannsgarn gesponnen.
Hier löffeln hungrige Mäuler eine sämige Fischsuppe oder machen sich über Bacalhau her, getrockneten Kabeljau. In der Kneipe bekommen Crews Hilfe, wenn ein Segel gerissen oder ein Mast gebrochen ist, wenn Ausrüstung fehlt und Proviant gebraucht wird.
Peter ist ein Fixpunkt der Insel, ein Kuriosum, wie es nicht mehr oft zu finden ist. Selbst Briefe werden aufbewahrt. Bis der Adressat irgendwann wieder auf Faial auftaucht.