Chile: Auf Raubkatzenspuren in Patagonien (1)
In Patagonien, tief im Süden Chiles, wartet eines der grössten Abenteuer Südamerikas: Pumas beobachten im Nationalpark Torres de Paine. Mit Fernglas und Nase.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Süden Chiles befindet sich der Nationalpark Torres del Paine.
- Rund 100 Pumas leben hier: Nirgendwo anders in Südamerika gibt es so viele an einem Ort.
- Wer Glück hat, kann beim Besuch im Nationalpark ausserdem Kondore am Himmel beobachten.
Es wird gerade langsam hell, als Wanderguide José Ignacio Roca mit seiner Gruppe den Sarmiento-See erreicht.
Die meisten sind noch ein wenig verschlafen. Die Fahrt von Puerto Natales, dem Backpacker-Städtchen am Última-Esperanza-Fjord, ging bereits um 5 Uhr morgens los.
Doch das Warnschild am Eingang zum Nationalpark Torres del Paine lässt alle hellwach werden. Mit «potenzieller Angriffsgefahr» weist das Holzschild auf die Anwesenheit von Pumas auf dem Wanderpfad hin.
Roca beruhigt sofort: «Wir interessieren die Pumas gar nicht. Wir gehören nicht in ihr Beuteschema.»
An keinem anderen Ort Südamerikas gibt es so viele Pumas wie hier
Wen die bis zu 80 Kilogramm schweren Raubkatzen stattdessen gern fressen, wird schnell klar – Guanakos.
Immer wieder sieht man die abgekauten Skelette der Lama-ähnlichen Andenkamele nur wenige Meter neben dem Trampelpfad.
Frischer Puma-Kot lässt das Adrenalin ins Blut schiessen, auch wenn man nicht auf der Speisekarte steht.
Rund 100 Pumas leben in der Zone. An kaum einem anderen Ort Südamerikas kann man so viele der Raubkatzen antreffen wie hier.
Immer wieder sind an diesem Tag Guanako-Herden zu sehen. Plötzlich setzt sich eine kleine Gruppe der Tiere fluchtartig in Bewegung.
Der wahre König der Anden schwebt am Himmel
Roca gibt zu verstehen, dass alle stehenbleiben und leise sein sollen. Mit dem Fernglas sucht der Guide die Buschlandschaft ab. «Da ist einer», sagt er und zeigt auf eine weit entfernte Bergkuppe.
Doch der Puma ist mit blossem Auge nicht zu sehen. Als Roca das Fernglas weitergibt, ist das Raubtier auch schon wieder verschwunden.
Die majestätischen Kondore am Himmel zu sehen, ist aber Entschädigung genug für die ausgebliebene Puma-Sichtung.