Jetzt kommen die Petfluencer

Selbstbewusst blickt Frankie in die Kamera. Hinter ihm das malerisch verschneite Panorama eines Kratersees in Oregon. Frankie, eine abenteuerlustige Ziege, ist Mitglied der wachsenden «Traveling Pets»-Community auf Instagram. Gemeint sind Haustiere, die mit ihren zweibeinigen Besitzern die Welt bereisen und dabei das Internetpublikum verzücken.

Hier sind sechs besonders illustre Beispiele.

Hund Henry und Katze Baloo sind in Colorado zu Hause – wenn sie nicht gerade auf Achse sind. Meist ist die vierköpfige Familie (das menschliche Besitzerpaar dazugezählt) aber draussen unterwegs. Ob auf Bergwanderung, im Kanu oder beim Campieren – das Katzen-Hunde Gespann ist stets mit dabei. Die Henry & Baloo-Fangemeinde ist so gross, dass es Kalender, Sticker und Grusskarten der beiden zu kaufen gibt.

Chapati gehört zu den Veteranen unter den reisenden Haustieren. Einst als Streuner auf indischen Strassen unterwegs, wurde er von einem ukrainischen Paar «adoptiert». Seither bereist er mit Herrchen und Frauchen die Welt. Von Nepal bis zum Vatikan hat Chapati schon so einiges gesehen und setzt sich für sein Internetpublikum gekonnt in Szene.

1,3 Millionen Instagram-Nutzer folgen Hündin Maddie und ihrem Zweibeiner auf ihren Abenteuern im amerikanischen Westen. Hinter dem bildstarken und sympathischen Profil «This Wild Idea» steckt der Fotograf Theron Humphrey. In seinen Beiträgen scheut er auch nicht davor zurück, über die Herausforderungen des Reisens mit Hund zu sprechen.

Vornehmlich in der Schweiz geht Rasta auf Entdeckungstour – ob Aletschgletscher, Matterhorn oder das Berggasthaus Äscher. Rasta, ein in Winterthur beheimateter schneeweisser Schäferhund, kennt sie alle. Via Instagram trägt er unsere heimischen Perlen in die Welt hinaus.

Dass auch Säuli von der Abenteuerlust gepackt werden können, wissen wir spätestens seit dem Leinwanddebüt von Rennschwein Rudi Rüssel. Ein Tausendsassa ist auch Christopher, seines Zeichens «Traveling Pig». Das Schweinchen aus dem kanadischen Montreal begleitet seine Zweibeiner auf Exkursionen im In- und Ausland. Der «Pigfluencer» stand schon am Rand des Grand Canyons und auf dem Rasen der berühmten Harvard Universität.

Frankie frönt zusammen mit seinen Menschen dem Vagabunden-Dasein in einem kultigen Air-Stream Wohnmobil. Zurzeit lebt Frankie im US-Bundesstaat Oregon. Wie es sich für eine Ziege gehört, verbringt er viel Zeit in der Natur. Gerne auch mal mit dem einen oder anderen modischen Accessoire.

Das Geschäft mit perfekt in Szene gesetzten Tieren boomt. Es gibt sogar Agenturen, die sich darauf spezialisiert haben, besonders fotogene Tiere zu vermarkten. So sollen alleine mit der 2019 verstorbenen «Grumpy Cat» über 100 Millionen Dollar generiert worden sein.

Hinter den inszenierten Bildern steckt aber ab und zu auch eine traurige Geschichte, moniert der Deutsche Tierschutzbund. «Tieren Kleidung anzuziehen, sie in Angst- oder Gefahrensituationen zu bringen, sie in ihrem Wach- und Ruherhythmus zu stören oder sie ihrer Artgenossen zu berauben, nur damit Menschen sich daran belustigen können, ist inakzeptabel», so eine Sprecherin gegenüber dem Bayrischen Rundfunk.

Besonders kritisch sei die Jagd auf Likes vor allem dann, wenn es sich beim Petfluencer nicht um ein Haustier, sondern um ein Wildtier handle. In einigen Fällen müsse man daher klar von Tierquälerei reden.

Bevor man auf den Like-Button klicke sollten Tierfreunde deshalb solche Beiträge hinterfragen. Oft finde man in den Kommentaren entspreche Hinweise.