Schweizer Wälder sind reich gefüllte Schatztruhen
Rund ein Drittel der Schweiz ist von Wald bedeckt. Verbände und der Bund betonen die Bedeutung des Waldes als vielfältiges Ökosystem.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Wald bedeckt ein Drittel der Schweizer Landesfläche.
- Er ist Lebensraum von rund 20’000 Tier- und Pflanzenarten.
- Zudem reinigt und speichert er etwa 40% des Trinkwassers.
Dem Wald kommt in der Schweiz und weltweit eine wichtige Rolle zu. Anlässlich des Internationalen Tag des Waldes am 21. März betonte WaldSchweiz, der Verband der Waldeigentümer, die Wichtigkeit der Wälder: «Weltweit bieten die Wälder 80 Prozent aller Landlebewesen ein Zuhause. Wer jetzt an tropische Regenwälder denkt, liegt richtig. Aber auch die Wälder in der Schweiz sind regelrechte Schatztruhen. Gut 25‘000 Tier- und Pflanzenarten kommen hierzulande im Wald vor. Für viele von ihnen ist der Wald als noch weitgehend intakter Lebensraum ein wichtiger Rückzugsort.»
Und quasi stellvertretend für die gesamte Forst- und Holzindustrie wird betont, wie wichtig es sei, den Wald nachhaltig und naturnah zu bewirtschaften. «In der Schweiz wird nie mehr Holz geerntet als nachwächst, jeder Holzschlag ist bewilligungspflichtig. Und der Wald wird so genutzt, dass er alle erwünschten Funktionen erfüllen kann – Holzproduktion, Schutz vor Naturgefahren, Biodiversitätt und Erholung.»
So biete denn der Schweizer Wald mit 120 ökologischen Waldtypen unter dem Einfluss von Höhenstufen, Exposition und klimatischer Bedingungen wie auch unterschiedlicher Bewirtschaftungsformen eine enorme Lebensraumvielfalt.
Baumartenmix erwünscht
Für WaldSchweiz kommt dies nicht von ungefähr. Mitentscheidend sei das Schaffen und Fördern verschiedener Strukturen und Vernetzungselemente durch die Bewirtschafter. Anzustreben sein ein vielfältiger Baumartenmix.
Ausserdem seien unterschiedlich alte Bäume und Sträucher zuzulassen, seltene Baumarten und Biotopbäume zu fördern, Totholz und Äste stehen- und liegenzulassen, strukturreiche Waldränder und lichte Wälder zu schaffen und letztlich Neophyten (Pflanzenart, die nicht in einer geografischen Region heimisch sind) zu bekämpfen.
Der Wald ist ideal
Zur Bedeutung des Waldes – auch mit Blick auf touristische Aktivitäten – äussert sich das Bundesamt für Umweltt (BAFU) regelmässig. In einer Medieninformationen vor rund zwei Jahren zum Beispiel so: «Als Ausgleich zu unserem hektischen Alltag werden Freizeitaktivitäten und Erholung immer wichtiger. Der Wald ist dafür ideal.»
Im gleichen Text wird potenziellen Waldbesuchern ein rücksichtsvolles Verhalten gegenüber Tieren und Pflanzen ans Herz gelegt.
Interessant ist auch die Auslegung des BAFU zur Bedeutung des Waldes als Erholungsraum für die Menschen. Das Bundesgesetz über den Wald (WaG) stellt die Wohlfahrtsfunktion des Waldes auf die gleiche Stufe wie dessen Schutz- und Nutzfunktion.
Gleichzeitig wird auf die «Strategie Freizeit und Erholung im Wald» (2018) hingewiesen. Sie zielt auf eine hohe Qualität der Leistungen des Waldes für Freizeit und Erholung, leistet einen direkten Beitrag an die Umsetzung der Waldpolitik 2020 des Bundesrates und knüpft an die verschiedenen Strategien und Politiken des Bundes an, die der Gesundheit, dem Sport, dem Tourismus, der Biodiversitätt oder der Raumnutzung gewidmet sind.
Unter Federführung des Bundesamtes für Umwelt wurde sie unter Einbezug von zentralen Akteuren entwickelt. Dabei fokussierte man sich auf drei Schwerpunkte, nämlich auf die Förderung der Gesundheit der Bevölkerung, auf das Bewahren des naturnahen Waldökosystems und auf ein ökonomisches Inwertsetzen der Erholungsleistung des Waldes.
Waldbad statt Sauna
Das Papier «Strategie Freizeit und Erholung im Wald» zeigt auf, welche Bedeutung dem Ökosystem Wald in der Schweiz zukommt – wirtschaftlich und für die Bereiche Freizeit und Tourismus.
In der Ferienplanung und -gestaltung spielt der Wald eine stets gewichtigere Rolle. Dazu beigetragen hat die Tatsache, dass Ferien im eigenen Land heute zunehmend «in» sind. Nach und nach scheint der Buchenwald um die Ecke ein nicht weniger beliebtes Ausflugsziel zu sein als der Palmenstrand in der Südsee.
Öko-Tourismus, Soft-Trekking, Lokale Erlebnisse und Themenwanderungen sind heute bereits bestbekannte Suchwörter auf den Webportalen der Anbieter von touristischen Leistungen.
Und während man vor geraumer Zeit noch beim Begriff Wellness-Ferien primär an Dampfbäder, Saunen und wohltuende Massagen gedacht hat, geht’s in dieser Sparte nun auch ums «Waldbaden» und das Umarmen von Bäumen.
Schlecht ist dieser Trend ganz sicher nicht. Eine Auswirkung wird es aber haben: Dem Sprichwort «Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen» kommt sehr bald schon eine ganz andere Bedeutung zu.
Faszinierender Schweizer Wald
Der Schweizer Wald...
... bedeckt einen Drittel der Landesfläche. Das ergibt rund 1,28 Mio. Hektaren Wald oder knapp 1520 m2 pro Einwohner.
... wächst jährlich primär in den Alpen- und im Voralpenraum um die Fläche des Thunersees.
... ist Lebensraum von rund 20’000 Tier- und Pflanzenarten.
... schützt mit der Hälfte seiner Fläche Siedlungen und Verkehrswege.
... reinigt und speichert etwa 40% des Trinkwassers.
... speichert jedes Jahr über eine Million Tonnen CO2.
... wird im Sommer von mehr als 50% der Schweizer Bevölkerung mindestens einmal pro Woche besucht.
... hat einen gesamten Holzvorrat von ca. 427 Mio. m3.
... lässt jedes Jahr rund 10 Mio. m3 Holz nachwachsen.
... erlaubt die Nutzung von jährlich 7 bis 8 Mio. m3 Holz (ohne Übernutzung).
... hat ungefähr 250’000 verschiedene öffentliche und private Eigentümer.
... gehört zu rund 65% Eigentümern ohne Steuerhoheit.
... produziert jährlich mehr als einen Kubikmeter Holz für jede Einwohnerin und jeden Einwohner. Der jährliche Holzverbrauch in der Schweiz liegt, Importholz mit einberechnet, bei fast 11 Mio. m3.
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Autor: Stefan Senn / Tourismus Lifestyle Verlag