Tourismusboom sorgt in Lissabon für Probleme

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Die portugiesische Hauptstadt Lissabon liegt touristisch stark im Trend. Nun beginnen aber auch dort, Einheimische gegen den Tourismusboom anzukämpfen.

Bei solchen Bildern ist es nicht verwunderlich, dass Lissabon bei Touristen hoch im Kurs steht, Bild: Pixabay
Bei solchen Bildern ist es nicht verwunderlich, dass Lissabon bei Touristen hoch im Kurs steht, Bild: Pixabay - Community

Das Wichtigste in Kürze

  • Lissabon ist seit mehreren Jahren einer stetig steigenden touristischen Nachfrage ausgesetzt.
  • Wohnungseigentümer vermieten kaum noch an Einheimische, sondern lieber an Touristen, was mehr abwirft.
  • Anwohnervereine beklagen sich über den Verlust der Identität ihrer Viertel.

Sind nun die Einheimischen intolerant, undankbar und kratzbürstig, oder sind die Besucher unerträglich, gleichgültig und stumpf? Es hat natürlich von beidem etwas, und gerade deshalb scheinen sich die Positionen nicht vernünftig annähern zu können. Der «Overtourism» ist das grosse Problem des modernen Tourismus geworden.

Nun beginnt es in Lissabon zu rumoren. Portugal verzeichnete 2017 Rekorde bei den Besucherzahlen (über 57 Millionen Übernachtungen) und den Tourismuseinnahmen (2,5 Milliarden Euro). Den Löwenanteil davon absorbierte die portugiesische Hauptstadt Lissabon, wunderschön an der Mündung des Flusses Tajo in den Atlantik gelegen, und seit mehreren Jahren einer stetig steigenden Nachfrage ausgesetzt. Auf die halbe Million Einwohner kamen im letzten Jahr sechs Millionen Touristen. Und das nicht nur mit herkömmlichen Städtereisenden: Auch die Anzahl Kreuzfahrttouristen in der Stadt nahm letztes Jahr gegenüber 2016 um satte 15 Prozent zu. Die Hotelauslastung lag im Jahresdurchschnitt bei 80,5 Prozent, womit Lissabon noch vor Paris (78,8%) oder Barcelona (79,2%) europaweit auf Rang 2 liegt, lediglich hinter Amsterdam (85,5%).

Mietpreise in Lissabon explodiert

Den städtischen Behörden und diversen Tourismusunternehmen spült dies viel Geld in die Kassen. Allerdings macht sich auch hier das «Airbnb-Phänomen» bemerkbar: Eigentümer vermieten kaum noch an Einheimische, sondern lieber an Touristen, was mehr abwirft. Sprich: Die Mietpreise sind explodiert und es ist zunehmend schwierig, im Zentrum Wohnungen zu vernünftigen Preisen zu finden. Daneben gibt es die üblichen Beschwerden über lärmige, betrunkene und anderweitig nervige Touristen, Stau und überfüllte ÖV-Transportmittel.

Zentrale Viertel wie das beliebte Bairro Alto oder auch Graça entvölkern sich zunehmends. Anwohnervereine beklagen sich über den Verlust der Identität ihrer Viertel. Luís Paisana, Vorsitzender des Anwohnervereins von Bairro Alto, rechnet vor, dass Lissabon in den letzten 30 Jahren schon 300‘000 Einwohner verloren hat. Lissabon und Porto stehen an der Spitze der EU-Städte, die seit 1999 die meisten Einwohner verloren haben, und der Anteil der über 65-Jährigen ist mit 24 Prozent der Höchste in der EU.

Die Situation, natürlich nicht nur tourismusbedingt, verschärft sich nun aber. Den Behörden scheint dies egal zu sein: Der Grossanlass «Eurovision Song Contest» hat nochmals für viel Werbung gesorgt und die politischen Behörden stellen sich auf den Standpunkt, dass die Stadt noch mehr Besucher verkraften könnte. Das kann man so sehen. Aber was ist der Preis, den Städte für die touristische Attraktivität zu bezahlen bereit sind? Das ist die Frage, welche sich Lissabon ebenso wie Venedig, Amsterdam, Palma oder Barcelona stellen muss.

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