Koala & Co: Tierischer Trip von Sydney nach Melbourne
Auf den rund 1300 Kilometern zwischen Australiens grössten Städten gibt es zahlreiche idyllische Örtchen, endlos lange Strände – und unzählige Tiere.
Das Wichtigste in Kürze
- Der 1300 Kilometer lange Princes Highway verbindet Australiens Sydney und Melbourne.
- Die Strecke ist von zahlreichen Parks und Wildlife-Centres gesäumt.
- Zu sehen sind Koalas, Kängurus, Wombats, Zwergpinguine – und manchmal auch Menschen.
Laurie liegt tiefenentspannt auf dem Stamm eines Eukalyptusbaums. Ab und zu macht die Koaladame mal ein Auge auf, doch hauptsächlich ist sie damit beschäftigt, Energie zu sparen. So, wie es die Beuteltiere am helllichten Tag halt machen.
Laurie hat noch einen Grund mehr, sich auszuruhen. «Sie ist schwanger», sagt Tierpflegerin Liz Florence. Das «Joey», wie Beuteltier-Babys genannt werden, macht sich immer wieder bemerkbar.
Die Joeys sind winzig klein, wenn sie geboren werden. Dann leben sie noch gut ein halbes Jahr im Beutel der Mutter, wo sie mit Muttermilch versorgt werden und in aller Ruhe heranwachsen können.
Doch bis das Baby auf der Welt ist, scheint es seine Mutter immer wieder zu boxen und Purzelbäume zu schlagen – so zumindest sieht es aus, wenn sich Lauries flauschiger Bauch alle paar Minuten bewegt.
Laurie lebt mit zahlreichen anderen Koalas im Symbio Wildlife Park in Helensburgh, eine gute Autostunde südlich von Sydney. Ausserdem leben hier Kängurus, Wallabys, australische Ameisenigel (Echidnas), Rote Pandas, Erdmännchen und zahlreiche Vögel, die an der Südostküste Australiens heimisch sind.
Es ist die erste Station auf einem rund 1300 Kilometer langen Roadtrip zwischen den beiden grössten Städten des Kontinents, bei dem die Tiere des Landes vielerorts auch in der Natur zu sehen sind.
Eine Fahrweise wie chillende Koalas
Von Helensburgh geht es in Richtung Süden. Der Princes Highway entlang der Küste ist eine gemütliche, meist einspurige Strasse. Der Verkehr ist selbst an Ferienwochenenden übersichtlich.
Die Fahrt führt vorbei an Surferstädtchen, idyllischen Buchten, weissen Sandstränden, zahlreichen Campingmöglichkeiten und schicken Hotels.
Die absolute Höchstgeschwindigkeit auf dem gesamten Weg nach Melbourne ist 110 Stundenkilometer, meist sind es 90 oder 100 km/h. Zudem geht die Hauptstrasse durch zahlreiche Orte, die entlang des Weges liegen – immer wieder bremsen Ampeln und Kreisverkehre.
Doch der Weg ist das Ziel, und die Australier sind beim Autofahren ähnlich entspannt wie Koaladame Laurie auf ihrem Baum. Kein Drängeln, kein Aufblenden, kein Hupen.
Entlang der dünn besiedelten Südostküste geht es vom Bundesstaat New South Wales in den Staat Victoria. Die Landschaft bleibt grün und dicht bewaldet. Der Highway verläuft teils direkt am Südpazifik, teils geht er vom Wasser weg durch dichte Eukalyptuswälder.
Wombats füttern
Am südlichsten Punkt des australischen Festlandes liegt ein Anlaufpunkt für alle, die gerne wandern, mit dem Kajak unterwegs sind und die einheimischen Tiere beobachten: Wilsons Promontory.
In diesem Nationalpark leben Kängurus, Wallabys, Emus und vor allem Wombats. Wer die Pelztiere beobachten will, macht sich am besten in der Dämmerung auf die Suche – dann sind sie am aktivsten.
Es gibt Stellen, darunter den Prom Wildlife Walk, an denen die Wombats sogar am Tag unterwegs sind und sich ausgiebig anschauen lassen.
Denn scheu sind die kurzbeinigen Beutelsäuger nicht, vielmehr gibt es in schöner Regelmässigkeit Berichte, dass sie sich Zutritt zu Zelten von Campern verschaffen und deren Vorräte futtern.
An dieser Stelle sind schon rund 1000 Kilometer absolviert und Melbourne liegt viel näher als Sydney. Doch wer meint, nun schon alle einheimischen Tiere ausgiebig beobachtet zu haben, hat noch keinen Abstecher nach Phillip Island gemacht.
Auf Tuchfühlung mit Koalas
Die Insel ist flächenmässig ungefähr so gross wie Sylt, durch eine Brücke mit dem Festland verbunden und allgemein eine kuriose Mischung aus natürlichem Lebensraum zahlreicher Arten, durchorganisiertem Freizeitpark und normalem Ferienort.
Der erste Stopp auf der Insel ist das Koala Conservation Reserve. Zwei Baumwipfelpfade gibt es, die aber nicht in schwindelerregender Höhe durch die Eukalyptusbäume führen, sondern nur einige Meter über dem Boden.
Das reicht aber schon, um mit den putzigen Beutelsäugern auf Tuchfühlung zu gehen. Sie ruhen mitunter nicht mal einen Meter von den Besuchern entfernt in ihren Ästen.
Weiter geht die Fahrt nach Cowes, dem Hauptort der Insel. Hier liegt der Katamaran «Kasey Lee». Auf ihm geht es zu einigen vorgelagerten Felsen.
«Hier haben wir die grösste Kolonie von Pelzrobben in ganz Australien», sagt Kapitän John McFee. Etwa 5000 liegen an einem normalen Tag in der Sonne.
Scheu vor dem Boot haben die neugierigen Tiere nicht: zu Hunderten schwimmen sie Richtung Maschinengeräusch, gleiten aufgeregt durch das Wasser und nehmen die Besucher genauestens in Augenschein.
Parade der Pinguine
Auf Phillip Island gibt es auch eine Pinguinkolonie. Jeden Abend laufen Hunderte Menschen zu zwei Tribünen, die am Strand aufgebaut sind. Wenn die Dämmerung sich übers Land legt, startet die «Penguin Parade». (Es gibt sogar ein «Penguin Parade»-Besucherzentrum.)
Um die Wartezeit zu verkürzen, erklärt eine Mitarbeiterin über Megafon die Besonderheiten der nur etwa dreissig Zentimeter kleinen Tiere: Die Zwergpinguine seien tatsächlich die kleinste Pinguin-Art der Welt, sie lebten nur in Australien und Neuseeland.
Plötzlich, wie aus dem Nichts tauchen die Pinguine aus dem Meer auf. In kleinen Gruppen hüpfen sie aus dem Wasser und marschieren den Strand hinauf in die Höhlen und Häuschen, die dort überall angelegt und mit Zäunen vor den Besuchern geschützt sind.
Doch sie verziehen sich nicht sofort in ihre Unterschlüpfe. «Sie treffen sich erstmal, in kleinen und grösseren Gruppen und tauschen sich über den Tag aus», sagt die Frau am Megafon.
Und da gibt es offensichtlich viel zu erzählen, denn auf dem Weg zurück zum Parkplatz über das weitläufige Gelände sind überall im schummerigen Licht Gruppen der dunkelblau-weissen Vögel zu sehen und zu hören. Ihre Schnäbel stehen nicht still.